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Magdeburg / ST: Ärzte drängen auf Förderung der Prävention

Pr  sidentin Dr. Simone Heinemann Meerz

Von Katrin Pohl

(Magdeburg/ÄK 17. August  2019). Ärzte sind enge Wegbegleiter der Prävention. Vorbeugend zu wirken bedeutet, eine Erkrankung gar nicht erst entstehen zu lassen. „Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen die Statistik der häufigsten Todesursachen in Sachsen-Anhalt an. Wir Ärzte setzen uns seit Jahren für eine verbesserte Versorgung herzinfarktgefährdeter und -betroffener Menschen ein. Prävention muss die Grundlage für alle Bemühungen sein. Daher suchen wir den Schulterschluss mit allen politischen Akteuren sowie mit den Krankenkassen und anderen Heilberufen. Wandern mit Herzblut ist beispielsweise daraus entstanden“, erklärte Dr. Simone Heinemann-Meerz (Foto), Kardiologin und Präsidentin der Ärztekammer Sachsen-Anhalt auf dem parlamentarischen Abend der Ärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt. Dieser fand am 14. August 2019 im Haus der Heilberufe in Magdeburg statt. Das Thema „Prävention“ stand im Mittelpunkt des Abends, zu dem Petra Grimm-Benne, Ministerin für Arbeit, Soziales und Integration, sowie Prof. Armin Willingmann, Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung, begrüßt werden konnten.

In seinem Impulsvortrag ging Impfexperte Dr. Gunther Gosch, Kinderarzt und Vorstandsmitglied der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, provokativ mit dem Thema Prävention um. Er erklärte, dass Prävention polarisiere, auch weil der Nutzen und die verbundenen Kosten nicht immer konkret greifbar seien. Das große Problem ist, vorab den Nutzen gesundheitspräventiver Maßnahmen sicher zu erfassen. Der neue politische Ansatz, mehr beratend und motivierend zu wirken, damit Patienten mehr für Ihre Gesundheit tun, sei richtig. Beratung und Kommunikation sind von entscheidender Bedeutung. So weist ein jüngst veröffentlichter Gesundheitsreport einer Krankenkasse auf weitaus größere Impflücken hin, als bislang vermutet. „Das ist für uns der Anlass, noch zielgerichteter Aufklärungs- und Beratungsmaßnahmen anzugehen. Impfprävention ist einer der durchschlagendsten Erfolge der Medizin der letzten zwei Jahrhunderte. Grundlage für eine erfolgreiche Impfprävention sind neben der realistischen Erfassung von Impflücken intensive Aufklärungs- und Beratungsbemühungen, die im Übrigen auch entsprechend vergütet werden müssen. Nicht akzeptabel ist, dass zeitaufwändige ärztliche Beratung von Impfkritikern oder -gegnern, nicht ausreichend honoriert werden. Alle Akteure des Systems sind gefordert, gemeinsam neue Wege zu suchen und zu gehen. Ich halte die Kopplung des Impfnachweises an dem Besuch einer Kindereinrichtung für richtig. Wir brauchen aber auch positive Anreize wie Steuervorteile oder Beitragsboni für Impfwillige. Gleiches gilt im Übrigen auch für andere Präventionsmaßnahmen.“

Impfprävention setzte voraus, stets ausreichend Impfstoffe zur Verfügung zu haben. Hier müsse der Begriff der Vorbeugung viel früher ansetzen. Politische Fehler der Vergangenheit, wie Überregulierung und Rabattierung des Impfstoffmarktes aus rein pekuniären Interessen, benötigen neue Konzepte. Das gelte in gleicher Weise für den gesamten Arzneimittelmarkt.

Sachsen Anhalt zeichnet sich durch die höchsten Impfraten in Deutschland aus. Aber es ist auch ein Land mit überalterter Bevölkerung und mit einer hohen Rate von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Adipositas. Wissenschaftlich unstrittig ist der Zusammenhang zwischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Adipositas auf der einen Seite und einer gesunden Lebensweise mit ausgewogener Ernährung und sportlicher Betätigung auf der anderen Seite. „Hier muss Prävention auch in der Institutionalisierung von Aufklärung und Beratung ansetzen. Unabdingbar ist eine bereits in Kindereinrichtungen und Schule beginnende umfassende Gesundheitserziehung, die verpflichtend auch in die Ausbildung von Erziehern und Lehrern integriert werden muss.“ Genauso wichtig ist es, dem auf dem Lande bereits spürbaren Mangel in der haus- und fachärztlichen Versorgung sinnvoll zu begegnen und einer Zunahme vorzubeugen. „Vorbeugung bedeutet doch auch, der nachwachsenden Ärztegeneration selbstbewusste und selbstbestimmte Lebensmodelle zu ermöglichen, die letztlich die medizinische Versorgung einer immer älter werdenden Bevölkerung auch in der Zukunft auf hohem Niveau sichert“, so Dr. Gosch.