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TV-Tipp-News: Burning Memories - Spurensuche • 3sat • ab 22.25 Uhr • Dokumentarfilm

29. August 2022

Mit 16 Jahren wurde Alice Opfer von Missbrauch. 50 Jahre später findet die verdrängte Erfahrung den Weg zurück ins Bewusstsein. Wie ist es möglich, einen Vorfall ein Leben lang zu verdrängen? Alice sucht nach Antworten auf ein Phänomen, das viele Missbrauchsopfer in ähnlicher Weise betrifft.

Ihr ganzes Leben hat sich die Filmemacherin Alice Schmid mit den Themen Kinder, Gewalt und Missbrauch beschäftigt. Sie hat dazu Bücher geschrieben und Filme gemacht, ohne sich bewusst zu sein, dass sie selbst in ihrer Jugend Opfer eines Missbrauchs war.

Sie hat das Ereignis, als sie 16 war, nicht nur aus dem Bewusstsein verdrängt, sondern komplett vergessen. 50 Jahre später sieht Alice zufällig in Oslo das Gemälde "Pubertät" von Edvard Munch mit einem nackten Mädchen, das sie schlagartig daran erinnert, was ihr damals passiert war. Alice ist nach dem Missbrauchserlebnis verstummt. Sie landete bei Mädchen aus dem Bürgerkrieg im Kongo in einem katholischen Mädcheninternat in Belgien. Bei ihnen hat sie ihre Sprache wiedergefunden und ihre Faszination für den afrikanischen Kontinent entdeckt, wo sie mehrere Filme gedreht hat.

Der Schock der Erinnerung sitzt tief. Intuitiv reist sie in die Wüste Südafrikas. Sie geht den Fragen nach: Weshalb konnte ihr das geschehen, und warum hat sie geschwiegen? Wie funktioniert diese Form des Vergessens beziehungsweise der Verdrängung? Wie kommt es, dass sie in all ihren Filmen genau diesen Fragen zu den Themen Missbrauch und Gewalt nachging, ohne an ihr eigenes Erlebnis zu denken? Alice will Antworten auf diese Fragen, geht zurück in Ihre Vergangenheit und richtet den Blick auf das Phänomen des Schweigens und der Verdrängung, das viele Frauen und auch Männer trifft.

In diesem Film agiert Alice zum ersten Mal in ihrem filmischen Werk vor der Kamera. Dabei wird ihr klar, warum sie all die Jahre Filme über Kinder und Gewalt gemacht hat. Warum sie so geworden ist, wie sie ist, und warum sie keine Angst vor Gewalt hat, sondern sich vor Nähe und Liebe fürchtet.

Eine filmische Verarbeitung zu den gesellschaftsrelevanten Themen Selbstwertgefühl, Liebe und körperliche Nähe, häusliche Gewalt, sexueller Missbrauch, Verdrängung, Scham, Angst und der Platz der Kinder und Mädchen damals und heute in unserer Gesellschaft.

Dokumentarfilm von Alice Schmid.


Text / Foto: ARD