Berlin (dts Nachrichtenagentur/MDN) - Die Zahl der
registrierten Fälle, bei denen Personen ins Gleisbett gestoßen werden, ist im
vergangenen Jahr sprunghaft gestiegen. Das berichtet die "Welt" unter
Berufung auf eine Anfrage an die Bundespolizei. Demnach wurden allein in ihrem
Zuständigkeitsbereich 2020 insgesamt 29 und 2021 sogar 49 Fälle erfasst.
Ums Leben kam dabei in diesen Jahren aber niemand. Nach dem
Tod eines Achtjährigen im Jahr 2019 in Frankfurt am Main hatten Politiker und
Deutsche Bahn verschiedene Vorschläge gemacht, um die Sicherheit zu erhöhen.
Bis 2024 sollte etwa die Zahl der Videokameras an Bahnhöfen bundesweit von
8.000 auf 11.000 erhöht werden.
Auf Nachfrage erklärte die Bahn, dass die Zahl auch derzeit
noch bei rund 8.000 liege. Der Ausbau laufe jedoch nach Plan. Zunächst sei vor
allem alte Technik ersetzt worden.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte Tempo und
weitere Maßnahmen: Die Politik habe nach dem Fall in Frankfurt über bessere
Videotechnik, hellere Beleuchtung der Bahnsteige, mehr Polizeistreifen oder
Barrieren auf den Bahnsteigen diskutiert, so Andreas Roßkopf, Chef des
GdP-Bezirks Bundespolizei: "Passiert ist aber fast nichts. Im Vergleich zu
Flughäfen werden an Bahnhöfen quasi keine Sicherheitsvorkehrungen
getroffen." Martin Rettenberger, Direktor der Kriminologischen
Zentralstelle, sprach angesichts der Fallzahlen von einer "beunruhigenden
Entwicklung".
Um allerdings herauszufinden, ob sich ein Teil der Taten
verhindern ließe, brauchte man ein systematisches Wissen über Täter, Opfer und
ihre Verbindungen. Mit Blick auf den Fall in Frankfurt könne man sagen:
"Es gibt zumindest den geistig-verwirrten bis schwer psychisch kranken
Tätertyp."
Text / Foto: dts