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Wirtschaft-News: KfW-ifo-Mittelstandsbarometer: Gute Geschäftslage, aber neue Pandemie-Sorgen

Montag, den 2. August 2021

-  Mittelständisches Geschäftsklima sinkt im Juli

-  Deutlich weniger Optimismus, aber leichte Verbesserung der Geschäftslage

-  Pandemiesorgen betrüben vor allem die Dienstleistungsunternehmen

-  Virus-Mutationen bleiben ein Risiko, aber pauschale Shutdowns sind eher unwahrscheinlich

Lange kannte das mittelständische Geschäftsklima nur den Weg nach oben. Jetzt erhält es einen Dämpfer und geht zum ersten Mal seit Januar wieder zurück. Grund für den Rückgang um 2,6 Zähler (auf 9,5 Saldenpunkte) sind vor allem Sorgen über die rasante Ausbreitung der Delta-Variante und die wieder deutlich steigenden Neuinfektionszahlen. Das Geschäftsklima unter den kleinen und mittleren Unternehmen sinkt allein erwartungsbedingt, während sich die Lagebeurteilung leicht verbessert.

Die Beurteilung der Geschäftslage steigt zum sechsten Mal infolge. Die Veränderung ist dabei mit +0,6 Zählern inzwischen deutlich geringer als in den beiden Vormonaten, die Lagebeurteilung liegt aber mit 11,2 Punkten mittlerweile klar über dem langfristigen Durchschnitt. Von vergangenen Rekordwerten ist sie allerdings weit entfernt. Gleichzeitig korrigieren die Mittelständler ihre Geschäftserwartungen auf Sicht von sechs Monaten deutlich um 5,6 Zähler nach unten. Mit jetzt 7,6 Saldenpunkten überwiegt zwar weiterhin der Optimismus. Die Euphorie des Vormonats ist aber verflogen.

Auch in den Großunternehmen ist nachlassender Optimismus (-4,6 Zähler) für einen leichten Rückgang des Geschäftsklimas um -1,2 Punkte verantwortlich, während die Lagebeurteilung hier ebenfalls zunimmt (+2,6 Zähler). Mit 11,7 Punkten bleibt das Geschäftsklima dennoch eindeutig überdurchschnittlich.

Die jüngste Stimmungseintrübung im Mittelstand geht vor allem auf die Dienstleistungsunternehmen zurück. Hier sind die Geschäftserwartungen besonders stark gesunken (-7,8 Zähler). Da zu diesem großen Segment viele Wirtschaftszweige zählen, die in der Vergangenheit besonders von Eindämmungsmaßnahmen betroffen waren, wie z.B. das Gastgewerbe oder die Reisebranche, dürften hinter dem Stimmungsrückgang vor allem die Sorgen über die wieder rasant ansteigenden Neuinfektionszahlen in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern stehen. Entspannter sehen das aber offenbar die mittelständischen Einzelhändler, die optimistischer in die Zukunft schauen und auch eine erneute Verbesserung ihrer ohnehin schon guten Geschäftslage melden.

Neben der Pandemie sind Materialknappheiten derzeit das andere große Problem für die deutsche Konjunkturentwicklung. Sie betreffen vor allem das Verarbeitende Gewerbe und das Baugewerbe, die mittelständischen Unternehmen in diesen Bereichen verzeichnen im Juli dennoch eine erneute Verbesserung ihrer Geschäftslage und auch das Geschäftsklima insgesamt steigt leicht. Ein negatives Signal kommt jedoch von den Geschäftserwartungen, die vor allem im Verarbeitenden Gewerbe nachlassen.

Die Chefvolkswirtin der KfW, Dr. Fritzi Köhler-Geib (Foto), ordnet ein: "Die Geschäftslage im Mittelstand ist gut, der Optimismus bei den Geschäftserwartungen lässt aber nach. Die wieder steigenden Inzidenzen bereiten vor allem den Dienstleistungsunternehmen Sorgen, denn es ist noch unklar, wie die Politik damit umgehen wird. Mit dem konsequenten Einsatz von Impfungen, Tests und Masken dürften sich pauschale Schließungen von Geschäften, Hotels oder Restaurants zwar mittlerweile vermeiden lassen. Das Tempo weiterer Öffnungen wird aber wohl gedrosselt. Im Verarbeitenden Gewerbe ächzt es wegen Materialengpässen schon seit Jahresbeginn im Getriebe und die Industrieproduktion war tendenziell rückläufig. Wichtiger für die Lagebeurteilung sind aber offenbar die prallgefüllten Auftragsbücher. Dennoch: Allein die schon erfolgten Öffnungen im Dienstleistungssektor und der Nachholbedarf bei den Verbrauchern werden voraussichtlich für ein solides Wachstum im laufenden Quartal ausreichen. Darüber wie es im Herbst weitergeht, entscheidet dann insbesondere der Impffortschritt der kommenden Monate. Mit Blick auf die Wirtschaft und Gesellschaft kann ich nur bitten: "Impfen, Impfen, Impfen!"