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ifo: Wirtschaftsprofessoren sehen wenig Unterschiede zwischen Union und SPD

Deutsche Wirtschaftsprofessoren sehen zwischen CDU/CSU und SPD an vielen Stellen nur geringe Unterschiede. 

Das hat das Ökonomenpanel ergeben, eine Umfrage von ifo Institut und Frankfurter Allgemeiner Zeitung. Wenig Trennendes finden die Ökonomen bei Finanzen und Steuern, Energie-, Umwelt-, Familien- und Bildungspolitik. Beim Arbeitsmarkt sehen immerhin 40 Prozent der Befragten große Unterschiede zwischen Union und SPD, bei der Rente gut ein Drittel, in der Finanzpolitik ein Drittel, bei Familie, innerer Sicherheit und Gesundheit nur je gut ein Viertel der Befragten. "Die Ergebnisse sind deutlich", sagt Niklas Potrafke, Leiter des ifo Zentrums für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie. "SPD und Union sollten sich beflügeln lassen, wieder mehr klare Kante zu zeigen und nicht ständig ihr Fähnchen in den Wind zu hängen".

Als Hauptgrund für die Annäherung der beiden Parteien sehen die meisten Professoren eine Orientierung an den Wählern der Mitte. Für 59 Prozent wären deutlich wahrnehmbare Unterschiede zwischen den Positionen und Politiken der Volksparteien „wichtig für die Stabilität der Demokratie in Deutschland“ an, 34 Prozent waren gegenteiliger Ansicht. Der Aufstieg der AfD hat nach Ansicht einer Zweidrittel-Mehrheit der Ökonomen mit mangelnder Unterscheidbarkeit der etablierten Parteien zu tun. Aus Sicht der Wirtschaftsprofessoren kann eine zunehmende Zersplitterung der Parteienlandschaft negativ sein für die Umsetzung von Reformen. Eine knappe absolute Mehrheit stimmte dem zu. Mehr direkte Demokratie befürwortet eine Mehrheit der Ökonomen allerdings nicht. 52 Prozent sind dagegen, sich die Schweiz als Vorbild zu nehmen, 42 Prozent wären dafür. Eine Direktwahl des Bundeskanzlers lehnen fast alle ab.

In den Kommentaren zu der Umfrage zeigten sich einige der Professoren ernüchtert über die etablierten Parteien. Der kommende Bundestag werde „zunehmend zersplittert sein, weil die etablierten Parteien zu wenig Sensibilität für neue Probleme gezeigt haben“, meinte etwa Wolfgang Buchholz von der Universität Regensburg. Andere wie Gert Wagner von der TU Berlin warnten, eine zu große Polarisierung könnte gefährlich werden. Der Ökonom David Stadelmann von der Bayreuther Universität unterstützte die Forderung nach mehr direkter Demokratie. Länder mit mehr Direktdemokratie hätten höheren Wohlstand, einen effizienteren Staat, geringere Staatsdefizite und eine geringere Verschuldung.

An der ifo-Umfrage nahmen diesmal gut 130 Ökonomen teil.

Prof. Dr. Niklas Potrafke (Foto)

ifo Zentrum für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie