Forscher finden neuen Behandlungsweg bei
Neurodermitis
Bonn,
Neurodermitis ist mit drei Millionen Betroffenen in Deutschland eine der
häufigsten chronischen Hauterkrankungen. Besonders belastend ist der Juckreiz,
der auch in ekzemfreien Phasen nie ganz nachlässt. In den letzten Jahren haben
Wissenschaftler immer mehr über die Ursachen herausgefunden. Die neuen
Erkenntnisse ermöglichen einen neuen Ansatz zur gezielten Behandlung der
Neurodermitis.
Neurodermitispatienten haben erblich bedingt eine
sehr trockene und empfindliche Haut, die beinahe ständig juckt. Die
Hautbarriere, die normalerweise die Abgabe von Feuchtigkeit reguliert und
schädliche Stoffe fernhält, ist bei ihnen gestört. Dennoch ist Neurodermitis
mehr als eine Hauterkrankung: Sie ist auch die Folge eines überaktiven
Immunsystems, das schon auf harmlose Einflüsse reagiert – und beispielsweise
Ekzeme auf der Haut provoziert. Dank intensiver Forschung kann nun die
Reaktionskette vom Reiz bis zur Hautreaktion besser verstanden werden. So
genannte Typ-2-Entzündungen spielen dabei eine Schlüsselrolle.
Wenn die Haut niemals ganz zur Ruhe kommt
Ein gesundes Immunsystem reagiert auf Schadstoffe
und Keime mit einer Entzündung. Diese klingt ab, sobald die Eindringlinge
vernichtet sind. Bei atopischen Erkrankungen wie Neurodermitis ist das anders:
Das überaktive Immunsystem löst auch dann Entzündungen aus, wenn es zum Schutz
des Körpers gar nicht nötig ist – etwa bei einem Kältereiz oder wenn Allergene
wie zum Beispiel Pollen auf die Haut treffen. Dies macht sich durch Rötungen,
Ekzeme und Hautjucken bemerkbar. Das Tückische daran: Auch wenn die
Hauterscheinungen verschwunden sind, läuft die Entzündung auf kleiner Flamme
weiter und es werden weiterhin juckreizfördernde Botenstoffe freigesetzt. Daher
juckt die Haut, auch wenn sie gesund aussieht. Kratzen verschlimmert das
Krankheitsgeschehen, weil es die ohnehin geschädigte Hautbarriere zusätzlich
beeinträchtigt. Reizstoffe, Allergene und Keime können leichter eindringen und
die Entzündungsvorgänge weiter schüren. Ein Teufelskreis beginnt.
Den Signalweg unterbrechen
Die Aufklärung der Typ-2-Entzündung hat den Weg für
einen neuen Behandlungsweg mit so genannten Biologika geebnet. Diese
unterbrechen das Entzündungsgeschehen, indem sie die Wirkung zweier
entscheidender Botenstoffe hemmen. Das Immunsystem kommt zur Ruhe, die
Hautbarriere kann wieder aufgebaut werden und der Juckreiz klingt ab. Der
Teufelskreis hat ein Ende. Die Neurodermitis ist nicht die einzige Erkrankung,
der eine Typ-2-Entzündung zugrunde liegt. Auch allergisches Asthma,
Heuschnupfen und Nahrungsmittelallergien werden durch diese Reaktion ausgelöst.
Biologika, die die Typ-2 Entzündung unterbinden, können daher auch bei diesen
Erkrankungen eine Therapieoption darstellen.
Broschüre und Website zur schweren Neurodermitis
Fast 40 Prozent der Patienten mit Neurodermitis
leiden an einer mittelschweren bis schweren Form der Erkrankung. Die Broschüre
„Behandlung schwerer Formen der Neurodermitis“ richtet sich mit Informationen
und praktischen Tipps besonders an diese Zielgruppe. Die Deutsche Haut- und
Allergiehilfe hat den Ratgeber mit finanzieller Unterstützung der
Sanofi-Aventis Deutschland GmbH realisiert. Er kann kostenfrei postalisch oder
im Internet angefordert oder heruntergeladen werden: DHA e.V., Heilsbachstraße
32, 53123 Bonn, www.dha-schwere-neurodermitis.de.
Quellen:
Gandhi NA et al. Nat Rev Drug Discov 2016;
15: 35–50
Noda S et al. J Allergy Clin Immunol 2015; 135: 324–36
Wynn TA, Nat. Rev. Immunol 2015; 15 271-282
Text / Foto: Deutsche Haut- und Allergiehilfe e.V.