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Team Schinkel Musiktage 002  c  Kathrin Singer

Magdeburg: 1. Schinkel-Musiktage

Foto: Schinkel-Musiktage Team / © Kathrin Singer

Magdeburg, 20. Februar 2018 

1. Schinkel-Musiktage
1. bis 3. Juni 2018 in Magdeburg

Versandt im Auftrag des Gesellschaftshauses. Die 1. Schinkel-Musiktage laden vom 1. bis 3. Juni 2018 dazu ein, das Wirken des berühmten Architekten Karl Friedrich Schinkel in der Landeshauptstadt kennen zu lernen. In einer Kooperation des Kirchspiel Nord, des Förderkreises der Biederitzer Kantorei und des Magdeburger Gesellschaftshauses in Zusammenarbeit mit dem Magdeburger Musikverein e.V. stehen an diesem ersten Wochenende im Juni zwei Bauwerke der Stadt im Mittelpunkt, die von den Plänen des Baumeisters geprägt wurden: die Kirche St. Nicolai in der Neuen Neustadt sowie das klassizistische Gesellschaftshaus am Klosterbergegarten.

Ein Mix von Konzertveranstaltungen, Vorträgen und Workshops für Kinder soll nicht nur die (musik)kulturelle Bedeutung Schinkels hervorheben, sondern auch das Profil der Kirche St. Nicolai als Konzertort und Zentrum für kulturelle Aktivitäten im Stadtviertel schärfen.
Langfristig ist vorgesehen, dieses Musikfest unter Einbeziehung internationaler Schinkelgesellschaften jährlich in der Landeshauptstadt zu etablieren. In den Konzerten stehen Werke auf dem Programm, die von Schinkel, der auch ein großer Musikliebhaber war, besonders geschätzt wurden, ergänzt durch Repertoire, das zu Schinkels Lebzeiten die bürgerliche Musikkultur geprägt hat.

Veranstaltungen in St. Nicolai
Zu Beginn erklingt am Freitag, 1. Juni, 19.30 Uhr, in der dann frisch sanierten Kirche St. Nicolai Joseph Haydns berühmtes Oratorium für Soli, Chor und Orchester, "Die Schöpfung". Das geistliche Werk war die erste Komposition des Komponisten, die in Magdeburg aufgeführt wurde. Diese in Musik gesetzte Naturbegeisterung mit der Feier der göttlichen Schöpfung, den jubelnden Engelschören und dem aufgeklärten Menschenbild passt hervorragend in einen Schinkel-Raum.

Schinkel hat sich immer wieder für die Musik der Wiener Klassik begeistert. Seine Bühnenbildentwürfe zu Mozarts Zauberflöte sind berühmt, und Zauberflöten-Atmosphäre findet sich auch in Haydns Schöpfung wieder. Begleitet wird diese Aufführung von einer Variante für Kinder mit Texten von Ludwig Schumann am darauffolgenden Sonnabendvormittag.
Tief eintauchen in die Zeit Schinkels können Gottesdienstbesucher am Sonntag, wenn in St. Nicolai ein Festgottesdienst mit der Liturgie der Schinkelzeit gefeiert wird. Schinkel schuf einen Großteil seiner Kirchenbauten für die von Friedrich Wilhelm III. eingeführte preußische Agende, mit der die Spaltung zwischen Reformierten und Lutheranern überwunden werden sollte. Die Einführung von Kirchenmusik nach russischem Vorbild spielte dabei eine entscheidende Rolle – Dimitri Stepanowitsch Bortnjanski schuf seine liturgischen Gesänge für genau diesen Zweck. Im Anschluss an den Gottesdienst lädt das Kirchencafé zum Austausch ein. Bei einer Kirchenführung erfahren interessierte Besucher Wissenswertes über den Schinkelbau St. Nicolai.

Veranstaltungen im Gesellschaftshaus
Felix Mendelssohn Bartholdy, mit dem Schinkel eine enge Freundschaft pflegte, steht im Mittelpunkt des Konzertes des Mendelssohn Kammerorchesters Leipzig am Sonnabend, 2. Juni, 19.30 Uhr, im Gesellschaftshaus. Im Konzertprogramm finden sich zudem Werke seiner Zeitgenossen wie Nils Gade und Robert Volkmann. Zur Bedeutung der Musik im Werk Schinkels spricht Gregor Nowak vom Schumannhaus Leipzig in seiner Konzerteinführung.

Der Nachmittag im Gesellschaftshaus gehört den Jüngsten, die sich unter Anleitung von Mitarbeitern der Jugendkunstschule als "kleine Architekten" ausprobieren können. Die Großen indes erfahren während einer Architekturführung Wissenswertes über den klassizistischen Bau des Gesellschaftshauses.

Als "Lokal, welches für Vergnügungen, Feste, Konzerte pp. bestimmt ist" sah Schinkel seinen Entwurf für das Gesellschaftshaus. Eine Ahnung von der biedermeierlichen Gesellschaft zur Zeit Schinkels gibt das musikalisch-kulinarische Abschlusskonzert mit den renommierten "Münchner Singphonikern" am Sonntagnachmittag. Das seit 34 Jahren bestehende Herrenensemble, mit weltweit über 1300 Konzerten in insgesamt 29 Ländern, gehört zum europaweit etablierten Kreis der ältesten Vokalformationen. Typische Musik der Zeit von Komponisten der Berliner Liedertafel, aber auch Wiederentdeckungen geselliger Gebrauchsmusik von Magdeburger Musikern ergänzen das Repertoire der Singphoniker. Damit schlägt das Vokalensemble einen Bogen in die Magdeburger Musikgeschichte.
Vorbild der vor genau 200 Jahren gegründeten Magdeburger Liedertafel war die 1809 von Carl Friedrich Zelter ins Leben gerufene Berliner Liedertafel. Im Vordergrund der geselligen wie auch biedermeierlichen 12 Lieder stand das "Vergnügen der Mitglieder unter sich durch ein fröhliches Mahl und mehrstimmigen Chorgesang zu schaffen". Die Lieder aus der Sammlung von August Mühling kamen erst 2014, erworben durch das Telemann-Zentrum, wieder nach Magdeburg. Auskunft über die Gründung der Magdeburger Liedertafel vor 200 Jahren gibt Ralph-Jürgen Reipschin einem Vortrag vor dem Konzert, in dem vier der Lieder aus der Sammlung erklingen werden.

Kartenservice
Tourist Information, Kartenhaus im Allee-Center
Tickethotline: 0391/540 6777
www.gesellschaftshaus-magdeburg.de


Schinkel und Magdeburg

Kirche St. Nicolai
Der Grundstein der heutigen St.-Nicolai-Kirche in der Neuen Neustadt wurde 1821 gelegt. Ihren Ausgangspunkt hatte die Kirche in der heutigen Alten Neustadt, wo der Kirchenbau, jedes Mal vernichtet durch militärische Gewalt oder Baufälligkeit über die Jahrhunderte an verschiedenen Stellen insgesamt fünfmal erbaut wurde, erstmals wahrscheinlich um 1150.
Nachdem der letzte Bau den napoleonischen Truppen zum Opfer gefallen war, erhielt der Architekt Karl Friedrich Schinkel 1817 den Auftrag, Entwürfe für eine neue Kirche anzufertigen. Die Neue Neustadt entstand zwischen 1812 und 1814 als Ersatz für die von napoleonischen Truppen abgerissenen Teile der Alten Neustadt. In diesen neu entworfenen Stadtteil passte sich dieses im klassizistischen Stil gehaltene Gotteshaus perfekt ein.

Der erste, sich an der von ihm hochgeschätzten Gotik orientierte Entwurf Schinkels wurde aus Kostengründen verworfen, der zweite vom Stadtkommandanten abgelehnt, weil der Kirchturm zu hoch erschien und damit Einblicke in das Festungswerk möglich gewesen wären. Eine nochmalige Anpassung ermöglichte die Grundsteinlegung 1821 und die darauffolgende Weihe im Oktober 1824. Es entstand ein schlichter Putzbau mit Apsis und Chorflankentürmen und einer monumentalen Westfront. St. Nicolai wurde wegweisend für das wenig später von Schinkel entwickelte Konzept der Normalkirchen als Prototyp ländlicher Sakralbauten in Preußen.
Das Innere prägen die doppelgeschossigen Emporen sowie das kassettierte Tonnengewölbe. Die Taufe entstand im Jahr 1712 und stammt aus dem Vorgängerbau. Die mittlere der Inschriften an der Fassade "Mit Gott durch Königshuld" verweist darauf, dass König Friedrich Wilhelm III. den Bau der heutigen Nicolaikirche durch Zuschüsse aus der preußischen Staatskasse unterstützt hat. Bereits 1845 wurden die Türme um ein Geschoss erhöht.

Gesellschaftshaus
Die Errichtung des Magdeburger Gesellschaftshauses ist eng mit der Gestaltung des Klosterbergegartens verbunden, für die die Stadt keinen Geringeren als den königlich preußischen Gartendirektor und Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné im Jahr 1824 beauftragte. Zeitgleich dazu hatte Karl Friedrich Schinkel auf Bitten der Stadt einen Entwurf für einen zweigeschossigen Pavillon eingereicht. Dieser öffnete sich über Loggien, Terrassen und Freitreppen zum Park. Herzstück des Baus sollte ein sich über zwei Etagen erstreckender, von umlaufenden Säulen gerahmter Saal werden.


Nach zähen Diskussionen der städtischen Verantwortlichen wurde der Bau 1828/29 unter der Leitung des Bauconducteurs Friedrich Wilhelm Wolff und des Baurats Clemens realisiert. Aus Kostengründen wurden die Pläne Schinkels allerdings stark reduziert. So entfielen die Säulenkolonnaden; die umlaufende Galerie wurde auf die Stirnseiten beschränkt. Die Tiefe des Gebäudes wurde stark gekürzt, wodurch sich die Ausrichtung des Saales veränderte. Ursprünglich rechtwinklig zur Straße geplant, erhielt er nun eine Lage parallel zu ihr. Verzichtet wurde auch auf den Bau der repräsentativen seitlichen Treppenanlagen.

Der neue Entwurf Wolffs, der mit den schinkelschen Plänen zusammengeführt wurde, beinhaltete einen symmetrisch gestalteten klassizistischen Putzbau. Sowohl zur Straßenseite als auch zum Park hin befinden sich säulentragende Loggien, die über zwei Geschosse reichen. Das innenliegende Treppenhaus führte zum heutigen Schinkelsaal.

Erst im Nachgang erfuhr Schinkel in Potsdam von Dritten, dass seine Entwürfe nicht umgesetzt werden, worauf er mit einem verärgerten Schreiben an den Magdeburger Gemeinderat reagierte. 1829 konnte der verspätet fertiggestellte Bau als Restaurant und Ausflugsziel in Betrieb genommen werden.

Der Anbau des Backsteinbaus mit dem im Stile des Historismus gehaltenen Treppenhaus und am heutigen Gartensaal erfolgte im Jahr 1996.

Seine Spuren hinterließ der berühmte Architekt auch im Magdeburger Dom. Friedrich Wilhelm III. besuchte im September 1825 die Stadt und steuerte spontan 60.000 Reichstaler aus seiner Privatschatulle für die Wiederherstellung des Doms bei. Die bis dahin nicht finanzierbare, durch eine bereits vorliegende Kostenschätzung auf 204.000 Reichstaler veranschlagte Restaurierung konnte nun in Auftrag gegeben werden. Ihre konkrete Durchführung gestaltete Karl Friedrich Schinkel; ihm verdankt der Dom sein heutiges Aussehen, vor allem seine konsequente Steinsichtigkeit, nachdem Schinkel alle mittelalterliche Farbe, die an den Wänden verblieben, aber sicherlich an vielen Stellen unansehnlich geworden oder abgeplatzt war, hatte abwaschen lassen. Bis 1834 dauerte diese gewissenhafte und auch nach heutigen Gesichtspunkten beachtenswerte Restaurierung; sie ermöglichte das Überleben manch wertvoller, aber stark beschädigter Innenausstattung des Domes, insbesondere der Sandsteinskulpturen, des Lettners und der Epitaphien.