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Gesundheit-News: Weniger Asthma-Fälle in der Coronapandemie - Neue Website "Gesundheitsatlas Deutschland"


veröffentlicht am 29. Mai 2023

Daten zu 23 Erkrankungen
Foto: ein Peak Flow Meter, ein Asthma-Spray und ein Asthma-Protokoll 
(ams). Der Rückgang von Atemwegsinfektionen während der Coronapandemie könnte zu weniger Asthma-Neuerkrankungen geführt haben. Diesen Zusammenhang gelte es aufmerksam zu beobachten, sagte Helmut Schröder, stellvertretender WIdO-Geschäftsführer, anlässlich der Veröffentlichung aktueller Daten auf der Website "Gesundheitsatlas Deutschland" des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Danach leben in Deutschland derzeit etwa 3,3 Millionen Menschen mit medikamentös behandeltem Asthma: rund 200.000 weniger als noch 2019.

Neben Asthma werden auf der neuen Website "Gesundheitsatlas Deutschland" systematisch die Häufigkeiten von insgesamt 23 Krankheiten bis auf die Ebene der 400 Kreise Deutschlands und im zeitlichen Verlauf dargestellt.

Zeitreihen von 2017 bis 2021
Im neuen Webangebot werden Zeitreihen für die Jahre 2017 bis 2021 dargestellt. Beim medikamentös behandelten Asthma ist seit 2017 ein Anstieg bis zu einem Höchstwert von 4,27 Prozent im Jahr 2020 zu erkennen, gefolgt von einer Trendumkehr im Jahr 2021. 2021 lag der Anteil in der Bevölkerung bei 3,98 Prozent; dies entspricht 3,3 Millionen Menschen in Deutschland, die wegen Asthma medikamentös behandelt wurden. Im Jahr 2020 waren noch 3,6 Millionen Menschen betroffen, 237.000 Patientinnen und Patienten mehr als im Jahr 2021. 

Trendumkehr bei Asthma geht mit Rückgang der Atemwegsinfekte einher
Asthma-Erkrankungen können als Folge von Infektionen der unteren Atemwege auftreten. Die Häufigkeit dieser Infektionskrankheiten war während der Pandemiejahre 2020 und 2021 deutlich reduziert. So könnte der Rückgang der Infektionen der unteren Atemwege während der Pandemiejahre dazu geführt haben, dass es in der Folge auch weniger Asthma-Neuerkrankungen gab. Das könnte den leichten Rückgang der Prävalenz im Jahr 2021 erklären. Besonders deutlich ist der Rückgang bei Jungen bis zu 14 Jahren erkennbar: Wurden in dieser Altersgruppe im Jahr 2019 noch 5,25 Prozent wegen Asthma medikamentös behandelt, so reduzierte sich dieser Anteil im Jahr 2021 auf nur noch 2,72 Prozent. "Es bleibt abzuwarten, wie die weitere Entwicklung verlaufen wird - gerade angesichts der ab 2022 wieder häufiger auftretenden Atemwegserkrankungen", so Helmut Schröder.

Deutliche Unterschiede nach Alter und Geschlecht
Die aktuelle Auswertung macht deutliche Geschlechterunterschiede transparent: Im Kindes- und Jugendalter ist die Asthma-Häufigkeit bei Jungen deutlich höher als bei Mädchen, wohingegen im Erwachsenenalter Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer. Der Prävalenzgipfel liegt bei 7,16 Prozent der Frauen in der Altersgruppe von 70 bis 74 Jahren. "Die stärkere Betroffenheit von Jungen hat vermutlich anatomische Gründe und lässt sich durch die engeren Bronchien erklären. So kommt es leichter zu einer Verengung der Atemwege, wie sie beim Asthma bronchiale vorliegt. Im Erwachsenenalter sind die Bronchiendurchmesser dann bei Männern größer als bei Frauen, was die Umkehrung der Geschlechterverhältnisse erklärt", so Schröder. Weitere Gründe für die Geschlechtsunterschiede könnten aber auch hormonelle Einflüsse oder geschlechtsspezifische Unterschiede beim Kontakt mit Asthma auslösenden Substanzen sein.

Zusammenhang zwischen Asthma und Adipositas
Die Analysen des Gesundheitsatlas bestätigen einen Zusammenhang, der bereits aus anderen Studien bekannt ist: In Regionen mit einem hohen Anteil an Menschen mit krankhaftem Übergewicht (Adipositas) ist auch die Zahl der Asthma-Erkrankungen erhöht. So zeigt sich im Fünftel der deutschen Regionen mit dem höchsten Adipositasanteil eine Asthma-Häufigkeit von 4,36 Prozent. Das Fünftel mit dem niedrigsten Adipositasanteil hat dagegen eine Asthma-Häufigkeit von nur 3,58 Prozent. „Verschiedene Studien haben gezeigt, dass eine Gewichtsreduktion bei stark übergewichtigen Asthmapatientinnen und -patienten zu einer Verbesserung der Krankheitskontrolle beitragen kann. Das Abnehmen wird diesen Patientinnen und Patienten auch in der Nationalen Versorgungsleitlinie empfohlen, damit sich die Asthma-Symptome bessern“, erklärt Schröder.

Zu Verbesserung der Gesundheitssituation beitragen
Zu den 23 Erkrankungen, deren Ergebnisse auf der Website Gesundheitsatlas  abrufbar sind, gehören kardiovaskuläre Erkrankungen, psychische Erkrankungen, Krebserkrankungen, Diabetes Typ 2, Demenz und Atemwegserkrankungen. Die epidemiologischen Kennzahlen basieren auf Krankenkassen-Routinedaten der AOK und repräsentieren somit dokumentierte Behandlungshäufigkeiten. Alle Zahlen wurden mit einem statistischen Verfahren auf die gesamte Wohnbevölkerung in den Regionen hochgerechnet. Damit stehen den gesundheitspolitischen Akteuren vor Ort fundierte Informationen über das Krankheitsgeschehen in ihrer Region zur Verfügung. Der Gesundheitsatlas kann so helfen, Handlungsansätze zu identifizieren, die der Verbesserung der Gesundheitssituation und damit auch der Lebensqualität der Menschen dienen.


Text / Foto: AOK-Bundesverband