header-placeholder


image header
image
Tanne2

Sattgrüne Fichte für den Magdeburger Weihnachtsmarkt

Dienstag, den 27. Oktober 2020


Magdeburg bekommt trotz eines trockenen Sommers in diesem Jahr einen besonders sattgrünen Weihnachtsbaum. Grund dafür ist der Standort der wichtigsten Tanne der Landeshauptstadt: Die Fichte steht seit 51 Jahren in unmittelbarer Nähe eines Grabens, der nur ein paar Meter weiter in die Sülze mündet. Als Weihnachtsmarkt-Geschäftsführer Paul-Gerhard Stieger vor einigen Wochen den sattgrünen Baum zum ersten Mal sah, stand für ihn fest: „Den holen wir uns!“

Doch das wird in diesem Jahr nicht ganz einfach, ist doch der flussnahe Standort eben auch relativ weit von der nächsten Straße entfernt. Außerdem muss der Riesenbaum über ein dreistöckiges Wohnhaus gehievt werden. Doch das ist Sache der Experten um das Transportunternehmen Bruns, die ihre Professionalität schon einige Jahre erfolgreich unter Beweis stellen.

Stiegers Traumbaum steht (noch) am Jubelberg in Langenweddingen. Fritz Philippczyk (84) hat ihn als 30 Zentimeter-Bäumchen in einer Plastiktüte aus dem thüringischen Frauenwald mitgebracht. Im Winter 1969/1970 pflanzte er ihn im Garten hinter seinem Haus ein, wo er prächtig gedieh. Unter dem Baum lebten jahrelang zahlreiche Vogelarten in zig Volieren. Einige davon bauten sich Nester im Baum und brüteten darin. Ornithologie war das Hobby von Opa Fritz; bis eines Tages der Marder kam und Tabula Rasa machte. Seitdem stehen die Volieren leer und Sohn Henry Philippczyk (63) kümmert sich um die Baumpflege: „Die besteht im Grunde aus jeder Menge Arbeit. Alle Vierteljahr harke ich säckeweise Nadeln zusammen. Zum Glück kommt immer ein Freund des Vaters, der sich wenigstens die vielen Tannenzapfen für den Kamin holt.“

Eigentlich sollte die heute etwa 20 Meter hohe Tanne noch so lange stehenbleiben, wie Baumpflanzer Fritz sein Auge darauf werfen kann. Doch dann ging Enkeltochter Susi dem Opa um den Bart: „Schau mal, auf dem Alten Markt steht dein Baum noch einmal im Blickpunkt vieler tausender Menschen.“ Ob nun wegen dem Augenaufschlag der Enkelin oder der Aussicht auf strahlende sechs Wochen im Herzen der Ottostadt – Opa Fritz willigte ein: „Dafür gebe ich ihn her!“

Und so erlebt das beschauliche Langenweddingen am 5. November 2020 ein ziemliches Spektakel. Denn dann werden am frühen Morgen ein paar Straßen gesperrt, ein großer Autodrehkran aufgebaut und ein Tieflader bereitgestellt. Verfolgt von Fotografen und TV-Teams wird der über 50 Jahre alte Baum im Garten gefällt und auf kürzestem Weg zum Alten Markt gebracht, wo er ab dem 19. November erstrahlen wird. Opa Fritz wird das aus seinem Fenster alles aufmerksam verfolgen und neben leichter Wehmut auch eine Menge Stolz verspüren. Gut möglich, dass dann neben ihm am Fenster der kleine Eierbecher steht, der 1969 mit dem Baum aus dem thüringischen Frauenwald im Bördedorf Langenweddingen sein Zuhause fand.

Für den Abtransport des Prachtstücks mit Kran und Tieflader müssen am Donnerstag, 5. November 2020, die Straßen Jubelberg, Schulstraße und Lange Straße in Langenweddingen gesperrt werden: „Wir hoffen, dass wir gegen Mittag die Sperrung wieder aufheben können. Alle beteiligten Firmen sind Profis und mit Baumfällungen sowie dem Transport großer Bäume sehr erfahren.“ 

Bis zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes am 19. November wird er mit über 4.000 LED-Lampen bestückt.

Der Magdeburger Weihnachtsmarkt beginnt am 19. November 2020 ohne Eröffnungsprogramm. Wegen der Corona-Pandemie konzentriert sich der Markt nicht mehr nur auf den Alten Markt, sondern zieht sich entlang der „Magdeburger Lichterwelt“ durch die Innenstadt.

Titelfoto: Henry (63) und Dagmar (64) Philippczyk vor dem über 50 Jahre alten Baum im Hausgarten  in Langenweddingen. Henrys Vater Fritz hatte den Baum 1969 aus den thüringischen Frauenwald mitgebracht und eingepflanzt. Damals war er etwa 30 Zentimeter groß.

Foto 2: Dagmar Philippczyk mit dem Original Eierbecher aus Frauenwald, der mit dem Baum 1969 nach Langenweddingen kam.