Nur bei korrekter Anwendung kann Arznei ihre Wirkung
entfalten
Wer täglich ein Medikament einnehmen muss, tut dies möglichst
immer zur gleichen Uhrzeit. Zum einen bleibt so der Wirkstoffspiegel im Blut
konstant. Zum anderen kann ein fester Rhythmus eine hilfreiche
Erinnerungsstütze sein. Antibiotika oder die Antibabypille beispielsweise
können ihre Wirkung unter Umständen völlig verlieren, wenn sie in
unregelmäßigen Abständen eingenommen werden.
Wer aufgrund verschiedener Erkrankungen bei mehreren
Ärzten parallel in Behandlung ist, muss besonders achtsam sein. Einige
Wirkstoffe vertragen sich nicht miteinander. Dann kann es zu heftigen
Reaktionen kommen. Im schlimmsten Fall sogar zu lebensbedrohlichen
Wechselwirkungen. Ratsam ist, dem Hausarzt sämtliche Arzneimittel mittzuteilen,
die man einnimmt. Er kann beurteilen, ob die Medikamente in der jeweiligen
Kombination verträglich sind. Außerdem behält er den Überblick über die
verschiedenen Therapien.
Niemals in Eigenregie Medikamente absetzen
Manche Medikamente haben unangenehme Nebenwirkungen. Sie
verursachen zum Beispiel Kopfschmerzen, Schwindel oder Übelkeit. Wenn die Krankheit
erfolgreich behandelt werden soll und es keine alternative Therapie gibt, muss
dies jedoch oftmals in Kauf genommen werden. Viele Patienten aber setzen in
diesem Fall das Medikament einfach ab – ohne sich der damit verbundenen Folgen
bewusst zu sein. Werden beispielsweise blutdrucksenkende Präparate oder
Herztabletten plötzlich abgesetzt, kann es zu gefährlichen Komplikationen
kommen.
Das ständige Einnehmen von Medikamenten empfinden manche
Patienten als lästig und halten sich deshalb nicht an den Therapieplan. Andere,
die beispielsweise Antibiotika nehmen müssen, fühlen sich nach kurzer Zeit viel
besser. Dann meinen sie, die Dosierung reduzieren oder das Medikament gar
absetzen zu können. Ein Trugschluss! Denn auch wenn die Beschwerden wie
weggeblasen scheinen – das Immunsystem kämpft möglicherweise noch immer mit den
Erregern. Werden Antibiotika zu früh abgesetzt, können sich sogar Resistenzen
ausbilden, sodass das Medikament nicht mehr wirkt. Deshalb: Niemals ohne
Rücksprache mit dem Arzt vom Therapieplan abweichen.
Wasser, bitte!
Tabletten können in der Speiseröhre stecken bleiben. Sie
sollten deshalb immer mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden. So löst
sich auch der Wirkstoff und kann besser ins Blut gelangen.
Nehmen Sie Medikamente immer mit Leitungswasser ein.
Andere Getränke wie Fruchtsäfte, Kaffee, Alkohol und Milch können mit manchen
Arzneiwirkstoffen in Wechselwirkung treten und ihre Wirkung mindern oder
verstärken. Früchte enthalten beispielsweise sogenannte Flavonoide. Diese
chemischen Verbindungen blockieren bestimmte Enzyme in der Leber, die bei
manchen Arzneien für den Abbau, bei anderen für die Aktivierung des Wirkstoffs
verantwortlich sind. Dadurch steigt oder fällt die Konzentration des Wirkstoffs
im Blut. Es kommt zu einer Über- oder Unterdosierung des Medikaments.
Insbesondere der Genuss von Grapefruitsaft kann für
Menschen, die etwa wegen einer Allergie, Herzrhythmusstörungen oder einer
Darmerkrankung Medikamente einnehmen müssen, lebensbedrohliche Folgen haben.
Das Flavonoid Naringin, und vermutlich weitere bislang nicht näher bekannte
Inhaltsstoffe der Grapefruit, ließen bei Patienten die Konzentration ihres
Medikaments im Blut auf das bis zu 30-fache ansteigen – obwohl sie den Saft
bereits viele Stunden vor Einnahme der Arznei getrunken hatten. Mediziner raten
deshalb, ganz auf Grapefruitsaft zu verzichten, wenn Sie Medikamente einnehmen
müssen.
Andere Arzneien reagieren mit Milch. Das darin enthaltene
Kalzium bildet zum Beispiel mit dem Wirkstoff einiger Antibiotika einen festen
Komplex, sodass das Medikament unwirksam wird.
Beipackzettel genau durchlesen
Damit eine Arznei bestimmungsgemäß angewendet werden
kann, ist es wichtig, sich genau darüber zu informieren, in welcher Dosierung
und über welchen Zeitraum hinweg ein Medikament eingenommen werden darf. Auch
über eventuelle Neben- oder Wechselwirkungen mit anderen Arzneien sollte man
Bescheid wissen. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage ergab, dass sich die
meisten Befragten nur jenen Passagen widmeten, die sie interessierten.
Besonders Männer gaben zu, die Packungsbeilage gar nicht zu lesen. Wie wichtig
die Informationen auf einem Beipackzettel sind, beweist eine aktuelle Studie.
Dieser zufolge merken sich Patienten nämlich nur etwa ein Viertel der Hinweise
zur Einnahme der Arznei, die ihnen der Arzt mitteilt. Der Beipackzettel hilft,
diese Informationslücken zu schließen. Ist dennoch etwas unklar, können Arzt
oder Apotheker weiterhelfen.
Text / Foto: SBK Siemens-Betriebskrankenkasse