Die Strahlentherapie stellt eine Behandlungsoption für
gutartige Erkrankungen dar.
Eine strahlentherapeutische Behandlung könnte in Zukunft
bei der Baker-Zyste Anwendung finden. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie des
Universitätsklinikums Regensburg (UKR), die nun von der Deutschen Gesellschaft
für Radioonkologie ausgezeichnet wurde.
Eine Baker-Zyste bezeichnet eine Zyste im Bereich der
Kniekehle, die häufig bei Arthrosen oder auch weiteren Erkrankungen im Knie wie
einer Verletzung des Meniskus auftritt. Neben den Beschwerden der primären
Erkrankung, verursacht die Zyste bei vielen Patienten zusätzlich ein
permanentes Druckgefühl und führt häufig auch zu Funktionseinschränkungen, da
das Knie nicht mehr störungsfrei abgewinkelt werden kann. Die Baker-Zyste gilt
als Begleiterscheinung, weswegen es bislang ursächlich nur die entsprechende
Grunderkrankung behandelt werden kann.
In manchen Fällen, wenn die Zyste anhaltend Beschwerden
verursacht, kann sie operativ entfernt werden. Dr. Matthias Hautmann aus der
Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie des UKR hat nun bei der
strahlentherapeutischen Behandlung von Patienten mit Knie-Arthrose entdeckt,
dass sich diese Therapieform auch günstig auf die Baker-Zyste auswirkt. Diese,
in einer prospektiven Studie veröffentlichten Ergebnisse, wurden auf der
Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie nun mit dem mit
1.000 Euro dotierten Günther-von-Pannewitz-Preis ausgezeichnet.
Zyste und Schmerzen gehen zurück – erste Ergebnisse
positiv
Baker-Zysten entstehen in der Regel durch eine
Entzündungsrektion in der Gelenkhöhle. Da die Strahlentherapie
entzündungshemmend wirkt und außerdem eine effektive Therapieoption bei
Arthrose im Kniebereich darstellt, entwickelte Dr. Hautmann mit seinem Team die
These, dass eine Baker-Zyste durch Strahlentherapie effektiv behandelt werden
kann. Um dies zu überprüfen, wurden 20 Patienten, bei denen eine
Strahlentherapie am Kniegelenk geplant war, in eine prospektive
Beobachtungsstudie eingeschlossen. In enger Zusammenarbeit mit dem
Ultraschallzentrum des UKR wurden dafür die Baker-Zysten der Patienten vermessen
und zusammen mit weiteren Werten wie einer Schmerz-Skala im Behandlungsverlauf
dokumentiert.
Die Ergebnisse der Kurzzeit-Beobachtung von sechs bis
zwölf Wochen als auch der Langzeit-Beobachtung von neun bis zwölf Monaten
zeigten signifikante Ergebnisse. Alle Patienten sprachen auf die
strahlentherapeutische Behandlung an. Langfristig konnte bei knapp 80 Prozent
der Patienten eine Volumenreduktion der Zyste um mehr als 25 Prozent erreicht
werden. Auch was die Belastung der Patienten angeht, konnten gute Ergebnisse
beobachtet werden. So verringerte sich mit dem Umfang der Zyste auch der damit
verbundene Schmerz. Kurzfristig konnten 80 Prozent und langfristig knapp 60
Prozent der Patienten ihre Schmerzmitteleinnahme reduzieren.
„Wir haben festgestellt, dass ein Großteil der Patienten
von der Bestrahlung profitiert. Die Strahlentherapie stellt eine effektive
Behandlung sowohl hinsichtlich der Arthrose als auch der begleitenden
Baker-Zyste dar“, fasst Dr. Hautmann die Ergebnisse zusammen. Mit 20 Patienten war
diese erste Studie noch recht klein, liefert aber Anhaltspunkte, auf denen sich
aufbauen lässt. So Dr. Hautmann weiter: „Nachfolgende Studien müssen nun
validieren, ob die Strahlentherapie eine ursprüngliche Behandlungsoption für
Baker-Zysten darstellt.“
Strahlentherapeutische Behandlung von gutartigen
Erkrankungen
Die Strahlentherapie wird meist mit der Behandlung von
Krebserkrankungen assoziiert. Das medizinische Leistungsspektrum dieses
Fachgebiets umfasst aber noch viel mehr. So bietet die Klinik und Poliklinik
für Strahlentherapie des Universitätsklinikums Regensburg eine spezielle
Sprechstunde für Patienten mit gutartigen Erkrankungen wie Fersensporn,
Tennisellenbogen, Schleimbeutelentzündungen und Gelenkverschleiß, aber auch mit
postoperativen Verknöcherungen und überschießender Narbenbildung an. Durch eine
frühzeitige strahlentherapeutische Behandlung bleiben den Betroffenen
körperliche Einschränkungen und eine langwierige Schmerzmedikation erspart.
Bei der Behandlung gutartiger Erkrankungen werden zumeist
nur geringe bis sehr geringe Bestrahlungsdosen eingesetzt, so dass in der Regel
keine Nebenwirkungen auftreten. Eine einzelne Bestrahlungssitzung dauert meist
auch nur wenige Minuten und läuft entgegen der Erwartung Vieler ohne den
Einsatz von Wärme ab, so dass die eingesetzten Photonen oder Elektronen ihre
Wirkung unbemerkt entfalten.
Publikation:
Hautmann, M.G., Jung, EM., Beyer, L.P. et al.
Strahlenther Onkol (2019) 195: 69.
Text / Foto: © Universitätsklinikum Regensburg