veröffentlicht am Dienstag, 4. November 2025
Magdeburg. Die Universitätsklinik für Nuklearmedizin der Universitätsmedizin Magdeburg (UMMD) wurde im Sommer 2025 offiziell als ICPO-Kompetenzzentrum („Clinical Theranostics Center of Excellence“) für klinische Theranostik ausgezeichnet. Ziel eines solchen Kompetenzzentrums ist es, Behandlungen mit Strahlern (Radionukliden) gezielter, wirksamer und verträglicher zu gestalten – abgestimmt auf die individuellen Eigenschaften des Tumors sowie des Patienten.
Das Zertifikat wurde Anfang Oktober im Rahmen der 25. European Association of Nuclear Medicine (EANM) in Barcelona an Prof. Dr. med. Michael Kreißl, Chefarzt der Nuklearmedizin an der Universitätsmedizin Magdeburg, Sprecher der Sektion Schilddrüse der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie sowie Vorsitzender des Ausschusses Schilddrüse der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin, überreicht.
Damit ist die Nuklearmedizin der UMMD das erste und bislang einzige Zentrum in Ost- und Mitteldeutschland, das diese Auszeichnung erhält. Sie würdigt die führende Rolle des Zentrums bei der Anwendung und Weiterentwicklung der molekular gezielten, auf radioaktiven Strahlern basierenden Präzisionsonkologie sowie dessen konsequente Ausrichtung an internationalen Standards in der Theranostik.
Bedeutung der Auszeichnung
Die Auszeichnung unterstreicht die Exzellenz der klinischen Praxis, das Engagement für eine patientenorientierte Versorgung sowie den maßgeblichen Beitrag des Zentrums zur Weiterentwicklung und Zukunftsgestaltung dieses dynamischen Fachgebiets.
Beteiligung am ICPO-Netzwerk
Die Nuklearmedizin der UMMD wird künftig aktiv am ICPO-Netzwerk teilnehmen und gemeinsam mit internationalen Partnern daran arbeiten, den Zugang zu hochwertigen theranostischen Behandlungsangeboten sowohl regional als auch weltweit zu erweitern.
Aufgaben und Ziele des ICPO-Netzwerks
Das ICPO-Netzwerk hat die Aufgabe, ein globales Netzwerk spezialisierter Zentren im Bereich der radiomolekularen Präzisionsonkologie („Theranostics“) aufzubauen und zu betreuen. Ziel ist es, die Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen zu verbessern und den weltweiten Patientenzugang zu modernen, präzisionsonkologischen Therapieformen zu fördern.
Worum handelt es sich bei Theranostik?
Die Behandlung von Krebs ist komplex und erfordert zunehmend personalisierte Ansätze. Neben Chirurgie, klassischer Chemotherapie und Bestrahlung gewinnen moderne Methoden wie Immuntherapien, molekulare Zielstrukturen in der Krebsmedizin und die Theranostik, also die Kombination von Diagnostik und Therapie gezielt auf molekulare Strukturen in und an Krebszellen, in der Nuklearmedizin an Bedeutung. Ziel ist es, Therapien gezielter, wirksamer und verträglicher zu gestalten – abgestimmt auf die individuellen Eigenschaften des Tumors und auch des Patienten / der Patientin.
Moderne Ansätze der Nuklearmedizin, insbesondere die Theranostik, eröffnen neue Perspektiven in der personalisierten Krebsbehandlung. Dabei wird die diagnostische Bildgebung gezielt mit therapeutischen Radionukliden kombiniert, um krankhaft veränderte Zellen zuerst präzise über molekulare Zielstrukturen zu lokalisieren und dann im Nachgang mit Strahlern (Radionukliden) mit kurzer Reichweite effektiv zu bekämpfen. Für Krebserkrankungen bedeutet dies einen Schritt hin zu individualisierten Therapien: Wahl und Dosierung der Behandlung können anhand molekularer Marker und bildgebender Verfahren exakt auf den Tumor und auch patientenindividuell abgestimmt werden.
Vor allem beim Prostatakarzinom kommt der Ansatz bereits häufig zum Einsatz, erste vielversprechende Daten liegen jedoch auch für andere Tumore vor. Die Zukunft der Onkologie liegt damit zunehmend in der Verbindung von Diagnostik und Therapie – für eine effektivere Behandlung bei geringeren Nebenwirkungen und eine patientenorientierte Versorgung.
Bildunterschrift: Bei der Zertifikatsverleihung Anfang Oktober im Rahmen der 25. European Association of Nuclear Medicine (EANM) in Barcelona. (v.?l.) Prof. Dr. Richard P. Baum, Facharzt für Nuklearmedizin am Curanosticum Wiesbaden, Präsident der ICPO Academy for Theranostics und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der ICPO Foundation; Prof. Dr. Michael Kreißl, Chefarzt der Nuklearmedizin an der Universitätsmedizin Magdeburg; Odile Jaume, Geschäftsführerin (CEO) der International Centers for Precision Oncology (ICPO).
Text: Universitätsklinikum Magdeburg
Foto: The ICPO Foundation