veröffentlicht am 24. Dezember 2024
Wie sich eine Asperger-Störung auf das Verhalten von jungen Betroffenen auswirkt und wie das Umfeld damit umgehen sollte, erklärt Badreedin Nefzi, Gründer der Safe Xpert Service GmbH und Experte für den sicheren Umgang mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen:
„Als junger Mensch mit einer stark ausgeprägten Form von Autismus zu leben, stellt oftmals eine große Herausforderung dar. Dabei schränkt es nicht nur die Betroffenen selbst in ihrem Sozialleben ein, sondern kann auch Eltern und das restliche gesellschaftliche Umfeld an ihre Grenzen bringen. Neben den emotionalen und organisatorischen Belastungen stehen auch Sicherheitsaspekte im Vordergrund, sowohl für die Kinder und Jugendlichen selbst als auch für alle Personen, die ihnen nahestehen. Ein achtsamer und informierter Umgang kann helfen, Risiken zu minimieren und eine förderliche Umgebung zu schaffen, die sowohl Schutz als auch Entwicklung ermöglicht – häufig auch mit professioneller Unterstützung.“
Sicherheit beginnt mit Verständnis
„Wie bei jeder anderen zwischenmenschlichen Interaktionen auch, liegt der Schlüssel zu einem sicheren Umgang im tiefen Verständnis für die Persönlichkeit des Gegenübers. Kinder und Jugendliche mit stark ausgeprägtem Autismus reagieren häufig besonders sensibel auf Reize wie Geräusche, Licht oder Berührungen. Diese Überempfindlichkeiten können nicht nur zu Unwohlsein, sondern auch zu unerwarteten und teilweise heftigen Reaktionen führen.
Aggressive Verhaltensweisen oder Selbstverletzungen stellen dabei weniger Ausdruck von Wut oder Trotz dar, sondern zeichnen meist ein Bild der Überforderung. Es ist essenziell, diese Auslöser zu kennen und nach Möglichkeit zu vermeiden. Sicherheit bedeutet hier Prävention: Durch eine Reizreduktion in der Umgebung lassen sich viele Eskalationen vermeiden. Ein klar strukturierter Alltag und feste Rituale geben den Betroffenen zudem Halt und Orientierung, was wiederum stressbedingte Reaktionen reduziert.“
Balance zwischen Schutz und Selbstständigkeit
„Erziehungsberechtigte stehen vor der Herausforderung, das Kind einerseits vor Gefahren zu bewahren und ihm andererseits so viel Eigenständigkeit wie möglich zu bieten – vor allem, wenn es auf das jugendliche Alter zusteuert. Dies erfordert eine hohe Sensibilität und die Fähigkeit, Risiken realistisch einzuschätzen. Ein Beispiel: Junge Menschen mit stark ausgeprägtem Autismus haben häufig Schwierigkeiten, Gefahren zu erkennen; sei es im Straßenverkehr oder im Umgang mit Alltagsgegenständen wie Messern oder heißen Flüssigkeiten. Hier erweist sich ein achtsames Heranführen an solche Situationen als wichtig, begleitet von klaren und wiederholten Anweisungen.
Allerdings darf der Wunsch nach Schutz nicht zu einer übermäßigen Kontrolle führen. Kinder und Jugendliche brauchen Möglichkeiten, sich auszuprobieren, um zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Dass Eltern hier oft auf sich allein gestellt sind, führt zu einem ständigen Spannungsfeld zwischen Sicherheitsbedenken und der Förderung von Selbstständigkeit. Ein professionelles Unterstützungsnetzwerk kann in solchen Situationen für eine entscheidende Entlastung sorgen.“
Die Rolle des Umfelds
„In angespannten Momenten kann es dennoch dazu kommen, dass Geschwister oder Eltern ungewollt zur Zielscheibe von impulsiven Verhaltensweisen werden. Dies bedeutet nicht, dass das Kind absichtlich handelt, sondern spricht ausschließlich für einen Moment des Kontrollverlustes. Ein sicherer Umgang mit solchen Situationen setzt eine deeskalierende Reaktion voraus, wobei die eigene emotionale Stabilität dabei die Basis bildet. Überforderte Elternteile können nur schwer ruhig und angemessen handeln, weshalb regelmäßige Entlastung und Selbstfürsorge unverzichtbar sind. Auch schon die räumliche Gestaltung des Zuhauses spielt eine elementare Rolle.
Möbel, Spielzeuge oder Haushaltsgegenstände sollten so ausgewählt werden, dass sie bei impulsiven Handlungen keine Gefahr darstellen. Schutzmaßnahmen wie gepolsterte Kanten oder abschließbare Schränke helfen, Unfälle zu vermeiden. Dennoch sollten solche Maßnahmen nicht dazu führen, dass das Zuhause einer starren Sicherheitszone gleicht. Ein Gefühl von Normalität ist auch für das betroffene Kind von großer Bedeutung – es braucht die richtige Balance!“
Professionelle Unterstützung als Schlüssel zur Entlastung
„In der Praxis sind Erziehungsberechtigte oft mit der Bewältigung des Alltags auf sich allein gestellt. Staatliche Behörden oder Einrichtungen von sozialen Trägern stehen häufig ohne die notwendigen finanziellen Mittel oder ausreichend Personal da. Unterstützung durch externe Fachkräfte, die auf den Umgang mit stark ausgeprägtem Autismus und deeskalative Techniken geschult sind, kann hier Abhilfe schaffen. Besonders in Krisensituationen zeigt sich der unschätzbare Wert, auf Personen zurückgreifen zu können, die beschwichtigend wirken und gleichzeitig das Vertrauen des Kindes gewinnen. Ein speziell geschultes Team kann nicht nur in akuten Situationen eingreifen, sondern auch langfristig mit den Eltern zusammenarbeiten, um Strategien zu entwickeln, die Sicherheit und Stabilität fördern.
Darüber hinaus hilft ein fachlicher – und nicht von Emotionen gefärbter – Blick von außen, das Verhalten des Kindes besser zu analysieren und so präventiv auf potenzielle Gefahrenquellen einzugehen. Solche Ansätze entlasten nicht nur die Familie, sondern tragen auch zur emotionalen und physischen Sicherheit des Kindes bei.“
Weitere Informationen über die Safe Xpert Service GmbH finden Sie unter
www.safe-xpert.de.
Text / Foto: Borgmeier Public Relations / pixabay