veröffentlicht am Samstag, 28. September 2024
Magdeburg. An der Universitätsmedizin Magdeburg wird die Vagusnervstimulation als Schmerztherapie nach gynäkologischen Eingriffen erforscht.
Frauen leiden häufig unter chronischen Schmerzen, insbesondere nach Operationen. An der Universitätsmedizin Magdeburg wird in einer aktuellen Studie eine vielversprechende, nicht-invasive Therapiemethode untersucht: die Stimulation des Vagusnervs im Ohrbereich. Ziel der Studie ist es, die Wirksamkeit dieser sanften Behandlung zur Schmerzlinderung nach gynäkologischen Eingriffen zu überprüfen und somit eine schonende Alternative zu bestehenden Schmerztherapien anzubieten.
In der Studie, die von der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Magdeburg in Kooperation mit der Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin Magdeburg durchgeführt wird, verwenden die Patientinnen ein kleines Gerät, das etwa so groß wie ein Smartphone ist. An diesem Gerät sind Elektroden befestigt, die über einen Clip am Ohr der Patientin angebracht werden und mit sanften elektrischen Impulsen den Vagusnerv stimulieren – ohne einen Eingriff in den Körper. Der Vagusnerv verläuft vom Gehirn durch den Hals bis in den Bauch und steuert wichtige Körperfunktionen wie Herzschlag, Verdauung und Schmerzempfinden. Durch die gezielte Stimulation dieses Nervs kann die Weiterleitung von Schmerzsignalen reduziert und die körpereigene Schmerzregulierung aktiviert werden.
„Diese Methode hat in bisherigen Studien vielversprechende Ergebnisse gezeigt und könnte eine schonende und wichtige Ergänzung der bestehenden Therapien zur Behandlung akuter und chronischer Schmerzen sein“, erklärt Dr. med. Caroline Rometsch, Leiterin der Studie an der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Magdeburg.
Die Vagusnervstimulation wird derzeit bei Patientinnen der Universitätsfrauenklinik angewendet, die sich nach gynäkologischen Eingriffe wie zum Beispiel Kaiserschnitten in Behandlung befinden. Was diese Behandlung so besonders macht: „Patientinnen können das Stimulationsgerät nach der Operation selbst bedienen und die Intensität der elektrischen Impulse individuell anpassen. Das ermöglicht eine sehr persönliche und bedarfsgerechte Schmerztherapie“, ergänzt Prof. Dr. med. Atanas Ignatov, Direktor der Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin.
Die Forschenden wollen durch die Studie wertvolle Erkenntnisse darüber gewinnen, wie gut die Therapie im Alltag funktioniert. „Die transkutane Vagusnervstimulation könnte langfristig helfen, chronische Schmerzen zu verhindern, die viele Frauen nach Operationen entwickeln“, sagt Rosa Butzlaff, Medizinstudentin und Doktorandin an der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.
Die Studie könnte zukünftig einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung schonender und effektiverer Schmerzbehandlungen leisten. Prof. Dr. med. Florian Junne, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, erklärt: „Wir möchten unser therapeutisches Angebot kontinuierlich weiterentwickeln, um Menschen, die unter Schmerzsymptomen leiden, noch besser helfen zu können.“ Die Forschung zielt darauf ab, neue, patientenfreundliche Behandlungsmöglichkeiten zu schaffen, die eine sichere und wirksame Schmerzlinderung ermöglichen.
Bildunterschrift: Die gezielte Stimulation des Vagusnervs über einen Clip am Ohr kann die Weiterleitung von Schmerzsignalen reduzieren und die körpereigene Schmerzregulierung wieder aktivieren.
Text: Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Foto: Sarah Kossmann/Universitätsmedizin Magdeburg