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Magdeburg-News: Freude an Farbe im Leben – Cracauer Farbkreis in Obhut von Tausendsassa Piet Letz



veröffentlicht am Montag, 29. Mai 2023

Magdeburg. Gut und gern hätte er auch in einer anderen Zeit leben können – wo die rauen Gesellen kämpften und sich bei Trinkliedern wieder versöhnten, wo ein Wort, was man sich von Angesicht zu Angesicht gab, noch zählte und wo zu Wein und Gesang manch deftige Geschichten erzählt wurden. Die Rede ist vom Magdeburger Piet Letz, der, jetzt im formellen Ruhestand angekommen, auf ein bewegtes und auch buntes Leben zurückblicken kann.
 
Schon als Kind hat er gern Stift und Pinsel zur Hand genommen und gemalt. Zu Anfang kleine Landschaftsbilder und dabei wur-de er von der berühmten Illustratorenfamilie Binder erwischt. Das war ein gutes Erwischen, machten ihm die Profis doch Mut, an seinem Talent weiter zu feilen. Vor allem das Malen mit Tempera-Farben hatte für ihn immer etwas Besonderes. Nach der Ausbildung 1976 zum Buchdrucker, in der Volksstimme Magdeburg weitere Versuche in der Kunst. „Die Buchdruckerlehre sollte eigentlich die Eintrittskarte für ein Studium an der HBK in Leipzig sein“, erzählt der charismatische Mann. „Aber das Leben hatte sich anders entschieden“. So ging er viele Wege. Allen war jedoch gemeinsam, dass sie von Kreativität gesäumt waren. Er gab schon zu DDR-Zeiten Kurse für Erwachsene, war Zirkelleiter für Bildende Kunst im Wolmirstedter Kulturhaus und später in Magdeburg in der Galerie Süd, war Freizeitpädagoge am Wilhelm-Raabe-Gymnasium, Theatermaler und arbeitete viele Jahre als Journalist für bekannte Verlage. Neben der Malerei versteht er sich auch auf die Fotografie und lichtete so manche Band für Werbezwecke ab. Besondere Freude bereitete ihm immer die Schauspielerei und als Caspar Schumlau entführte er die Besucher der Johanniskirche lange Jahre zur Vollmondnacht durch unheimliche Gewölbe mit sagenumwobenen Geschichten.
 
Kunst im weiten Sinn, egal ob per Farben, über das geschriebene oder gesprochene Wort – Piet Letz war und ist vieles recht, womit er seiner inneren Welt Ausdruck verleihen und für andere Menschen sicht- und hörbar machen kann. Kunst und Gestaltung sei für ihn auch immer Ausdruck von Isolation und manchmal selbst gewählter Einsamkeit gewesen, wie er sagt. Er mag Menschen, ein ausgesuchter, erlesener Freundeskreis begleite ihn, von „Leuten“ und Mainstream hält er gern Abstand. Für oberflächliches Gerede wird man ihn nicht in ein Gespräch verwickeln können, sobald aber ein echtes Miteinander, ein Flow von Mensch zu Mensch entsteht, wird Zeit relativ und Gedanken können in unterschiedlichen Formen sichtbar werden.

 
Malen ist Leben auf Leinwand bannen


Diese Fähigkeit gibt er gern an andere Menschen weiter, seit November übernahm er von Bernd Morgenroth alias Paul Ghandi, wie sich der Bildhauer selbst nennt, den Cracauer Farbkreis, der einmal wöchentlich bei der AWO in Cracau, Ecke Zetkinstraße, stattfindet. In der Seniorengruppe treffen sich Menschen, die Freude am Malen haben. Es gibt keine Themen, die vorgegeben werden, jeder kann frei entscheiden, was und in welchem Umfang er lernen und umsetzen möchte. Piet Letz als Kursleiter guckt und motiviert, schaut mit neutralem und gleichzeitig erfahrenem Auge auf die Werke der Senioren und freut sich über den Fortgang der Arbeiten. Die älteste Teilnehmerin ist Mitte achtzig und hat viel Freude am Malen. Piet mag diese Treffen sehr. Es geht, wie er sagt, nicht ausschließlich um das Malen, sondern diese Stunden sind auch Möglichkeit zum Austausch über aktuelle Themen und über dies und das. Manche Teilnehmer leben allein und da werden soziale Kontakte im „Farbkreis“ in familiärer Atmosphäre kompensiert. Der Kursleiter freut sich aber natürlich, wenn er Fortschritte beim Malen sieht und auch, dass jeder im Laufe der Zeit seinen ureigenen Stil entwickelt hat. Bärbel Blume ist eine der Teilnehmerinnen und seit 2014 mit dabei und sie ist dankbar für die Tipps, die sie im „Farbkreis“ bekommt. Am liebsten malt sie Tiere und Landschaften und ihre Wohnlage am Damm erlaubt ihr viele Motive live zu sehen. Die Gruppe besteht heute aus sechs Senioren und würde sich über weitere Mitglieder sehr freuen. Jeder, der Interesse am Malen und kreativen Ausdrucksmöglichkeiten mit Pinsel und Farbe hat, ist herzlich willkommen, donnerstags in der Zeit von 9.30  bis 11.30 Uhr mal in die Welt der Farben hineinzuschnuppern und bei Gefallen gern wiederzukommen.
 
Die Magdeburger News bedankten sich für das Gespräch und wünschen dem künstlerischen Tausendsassa Piet Letz auch weiterhin viele Farben im Leben sowie interessante Menschen und Projekte, die er begleiten kann.

Text & Foto: Steffi Pretz