veröffentlicht am 28. April 2023
Foto: Dr. med. Steffen Häfner
Bad Saulgau im April 2023. Wer an einer psychischen Erkrankung leidet, benötigt in der Regel schnell professionelle Hilfe. Eine Entscheidung für eine Psychotherapie fällt häufig dann, wenn sich der Leidensdruck bereits als groß erweist.
Viele Betroffene stehen in dieser Situation vor der Frage, wie und wo sie mentale Unterstützung bekommen. Dr. med. Steffen Häfner, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und ärztlicher Direktor der Klinik am schönen Moos, erklärt: „Hausärzte und psychosoziale Beratungen stellen erste Anlaufstellen dar. Aber auch bei Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen oder den Psychotherapeutenkammern erhalten Betroffene Hilfe.“
Auf der Suche
Psychotherapeut darf sich nur nennen, wer eine staatlich anerkannte Ausbildung und Prüfung absolviert hat und wissenschaftlich erprobte psychotherapeutische Verfahren anwendet. Darunter fallen Psychologische und Ärztliche Psychotherapeuten. Anders sieht es bei sogenannten Heilpraktikern für Psychotherapie aus. Sie verfügen nicht über vergleichbare Qualifikationen. Dr. Häfner empfiehlt: „Betroffene sollten sich ausschließlich an zugelassene Therapeuten wenden. Nur so kann der höchstmögliche Standard bei individuellen Verhaltenstherapien, bei der Tiefenpsychologie oder anderen anerkannten Therapieansätzen sichergestellt werden.“
Erstes Gespräch
Um Termine bei einem Psychotherapeuten zu bekommen, bestehen verschiedene Optionen. Da hierfür keine ärztliche Überweisung nötig ist, können Betroffene diese grundsätzlich direkt vereinbaren. Dazu kontaktieren sie Praxen und Behandler ihrer Wahl entweder telefonisch oder per Mail. Wer keinen Psychotherapeuten kennt oder zeitnah keinen Termin erhält, hat die Möglichkeit, auf den Internetseiten der Psychotherapeutenkammern zu suchen. Außerdem helfen die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen weiter. „Sie vermitteln Sprechstundentermine innerhalb von vier Wochen bei einem Psychotherapeuten in Wohnortnähe. Allerdings kommen hier leider auch immer wieder längere Wartezeiten vor“, erklärt Dr. Häfner.
Start der Therapie
Damit sich Behandler und Patient kennenlernen, erfolgt nach der Terminabsprache in der Regel ein 50-minütiges Erstgespräch. Auf diese Weise schätzen Psychotherapeuten unter anderem ein, ob und welche Therapie infrage kommt. „Außerdem ist es wichtig, dass sich Patienten im Erstgespräch gut aufgehoben und bei ihrem Therapeuten wohlfühlen. Stimmt die Chemie, erhöht dies das Potenzial einer erfolgreichen Therapie,“ erklärt Dr. Häfner. Wie die psychotherapeutische Behandlung im Detail verläuft, erläutern Psychotherapeuten ihren Patienten individuell. „Während viele Patienten zu Beginn große Scham empfinden, geben ihnen erste Therapieerfolge in der Regel Bestärkung, den richtigen Weg zu gehen“, weiß der Facharzt.
Zurück ins Leben
Für professionelle Unterstützung gibt es zahlreiche ambulante Angebote, wie Beratungsstellen und psychotherapeutische Praxen. Je nach individuellem Krankheitsbild können allerdings auch stationäre Aufenthalte sinnvoll sein. Dr. Häfner betont: „Vielen Menschen hilft der Besuch in einer psychiatrischen Reha-Klinik. Dort erhalten Patienten für fünf bis sieben Wochen umfassende Betreuung, um sie auf die Zeit nach ihrer Behandlung vorzubereiten. Dies fördert die langfristige Wiedereingliederung in ein alltägliches Leben, die nach einer ernsthaften Erkrankung häufig schwerfällt.“
Text / Foto: Borgmeier Public Relations / Klinik am schönen Moos