Göttingen, April 2023. Schätzungen zufolge erleiden jährlich über 250.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall – häufig mit schwerwiegenden Folgen für den Bewegungsapparat.
„Bei fast 80 Prozent der Betroffenen kommt es zu
Einschränkungen der motorischen Fähigkeiten, wie einem hängenden Augenlid oder
einem gelähmten Bein“, erklärt Andreas Ludwar, Physiotherapeut und Leitung
Clinical Training der Myomo Europe GmbH. „Zwar verbessern sich derartige
Störungen der Motorik in vielen Fällen wieder, bei etwa einem Fünftel bleiben
jedoch dauerhafte Beeinträchtigungen zurück.“ Welche das konkret sind, hängt
von der betroffenen Hirnregion ab. In jedem Fall führt eine Annäherung an die
alte Funktionalität über eine Ergo- und Physiotherapie. Reagieren Arm und Hand
jedoch nicht mehr auf neuronale Signale, braucht es neben einer konservativen
motorischen Rehabilitation eine motorisierte Unterstützung, um Ausfälle zu
kompensieren. Hier setzt die MyoPro® Orthese an.
Zurück in den Alltag
Fällt etwa ein Arm nach einem Schlaganfall
dauerhaft für die Bewältigung des Alltags aus, stellen sich Betroffene schnell
etliche Fragen: Wie kommt der Wäschekorb in den ersten Stock? Wie lassen sich
Nudeln abgießen? Wie läuft der Einkauf ab? Regelmäßiges Training kann dabei
helfen, die verlorenen Bewegungsabläufe wieder zu erlernen und Beidhändigkeit
zurückzugewinnen. „Besonders Übungen mit häufigen Wiederholungen stimulieren
die neuronalen Netzwerke und tragen dazu bei, neue Verknüpfungen zu schaffen“,
erläutert Andreas Ludwar. „Häufig verlaufen solche Therapien erfolgreich, allerdings
haben die Maßnahmen bei der Lähmung von Gliedmaßen eine geringere Aussicht auf
Erfolg.“ Obwohl das Gehirn in der Regel weiterhin Signale an die Muskeln
sendet, reichen diese neuronalen Impulse häufig nicht mehr aus, um die
gelähmten Extremitäten zu bewegen. Für Arm und Hand erkennt die
MyoPro Orthese von Myomo diese schwachen
Muskelsignale dennoch und unterstützt Bewegungen durch leistungsfähige Motoren.
Konkret heißt das: Das an Schulter, Ellenbogen sowie Handgelenk befestigte
Hilfsmittel übernimmt die Aufgabe der vermeintlich unkooperativen Muskeln und
Sehnen. So ist selbst das Schneiden von Obst oder das Aufhängen von Wäsche
wieder möglich.
Einstellungssache
„Bevor Schlaganfallpatienten mit tauben
Gliedmaßen die Orthese einsetzen, ist eine gründliche Eignungsprüfung, bei der
die Grundvoraussetzungen abgeklärt werden, notwendig“, berichtet Andreas
Ludwar. Fällt die Untersuchung beim zertifizierten Orthopädietechniker vor Ort
positiv aus, finanzieren gesetzliche Krankenkassen neben dem Apparat auch das
notwendige Training. „Dazu gehören nicht zuletzt etwa auch das selbstständige
An- und Ablegen des Hilfsmittels sowie eine kontrollierte
Steuerung“, erklärt der Spezialist, der als
zertifizierter Therapeut selbst solche Lernprozesse begleitet. Um die
Funktionen der oberen Gliedmaßen bestmöglich wiederherzustellen, finden
parallel zu den täglichen Übungseinheiten immer wieder auch technische
Anpassungen an den individuell angefertigten Orthesen statt. Entsprechend kann
es zwischen sechs und zwölf Monaten dauern, bis Arm und Hand trotz Lähmung im
Alltag wieder benutzt werden können.
Weitere Informationen unter www.myomo.de/
Kurzprofil: Myomo Europe GmbH ist ein Unternehmen für medizinische Robotik, das Menschen mit neurologischen Erkrankungen und Lähmungen der oberen Extremitäten erweiterte Funktionalität bietet. MyoPro® ist das erste Ganzarmorthesen-System, das über nicht invasive Sensoren am Arm die eigenen neurologischen Signale der Betroffenen erfasst und auf diese Weise die Fähigkeit, Arme und Hände zu benutzen, wiederherstellen kann. Myomo hat seinen Hauptsitz in Boston, Massachusetts und seine europäische Niederlassung in Göttingen.
Text / Foto: Borgmeier Public Relations