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Fracking Oel pixabay

Magdeburg-News: Vortrag über Risiken und Nutzen des Frackings im Museum für Naturkunde Magdeburg



veröffentlicht am Dienstag, 17. Januar 2023

Magdeburg. Am kommenden Donnerstag, 19. Januar, um 19 Uhr startet die Vortragsreihe des Naturwissenschaftlichen Vereins in das neue Jahr:

Der Komplettentfall russischer Erdgaslieferungen innerhalb eines halben Jahres bedeutet für Deutschland die mit Abstand größte Energiekrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Um die Auswirkungen auf Bevölkerung und Wirtschaft zu mindern, geraten ad acta gelegte Optionen eigenständiger Energieversorgung erneut ins Blickfeld. Das gilt, für eine Übergangsfrist, auch für die Erdgasförderung aus Ton- bzw. Schiefergestein mittels Fracking, wobei der vorrangige Ausbau erneuerbarer Energien nicht in Frage steht. Konservative Schätzungen gehen für Deutschland von etwa 1.000 Milliarden Kubikmeter förderbarem Erdgas aus, von dem sich jährlich bis zu 20 Milliarden Kubikmeter gewinnen ließen. Diese Menge könnte einen substanziellen Beitrag zur Erdgasversorgung Deutschlands leisten, bis der geplante Übergang von der Nutzung fossiler Brennstoffe hin zur Energiebereitstellung aus klimaneutralen regenerativen Energiequellen erfolgt ist. 

Die Fracking-Methode ist in Deutschland jedoch umstritten und seit 2017 verboten. So wird mit Verweis auf Vorkommnisse in den USA befürchtet, dass eingesetzte Chemikalien, die zusammen mit dem Wasser-Sand-Gemisch unter hohem Druck in den Untergrund verpresst werden, um das Erdgas auszutreiben, ins Grundwasser gelangen könnten. Fracking wird auch als möglicher Auslöser für Erdbeben angesehen und klimaschädliches Methan könnte entweichen. Ohne eine Anpassung der Gesetzeslage würden zudem Jahre vergehen, bis die notwendige Fördertechnik installiert ist und mit Fracking-Gas die Versorgungslücken geschlossen werden können.

Dem gegenüber stehen die in den EU-Ländern für die Erdgasförderung geltenden Vorschriften zur Sicherheit und zum Umweltschutz, die seit vielen Jahren höchsten Standards genügen. In Deutschland wird ihre Einhaltung durch die Beaufsichtigung der zuständigen Bergbehörden gewährleistet. Für neue Vorhaben kommen aktuelle Richtlinien und Regelungen zur Geltung, die der Fortentwicklung des Standes von Wissenschaft und Technik Rechnung tragen. Beeinträchtigungen der Grundwassergüte und Erdbebenschäden können praktisch ausgeschlossen werden, andernfalls wären Bohrungen nicht genehmigungsfähig. 

Zur Deckung der immensen Gasversorgungslücke war die Bundesregierung gut beraten, beschleunigt den Bau von LNG-Terminals anzugehen, über die verflüssigtes Erdgas, das zu rund 98 Prozent aus Methan besteht, mittels Spezialschiffen angelandet wird. Dabei muss jedoch zwangsläufig in Kauf genommen werden, dass LNG aus Übersee auf dem Spotmarkt hochpreisig und aufgrund von Verflüssigung und Transport des Erdgases mit hohen CO2-Emissionen belastet ist. 

Alternativ dazu wäre jeder Kubikmeter heimisch geförderten Erdgases ein Beitrag zur Kostensenkung und zum Klimaschutz. Im Rahmen der Energiewende ist Deutschland auf die ‚Brücke‘ Erdgas noch viele Jahre angewiesen. Wird die Erdgasförderung eingestellt, lassen sich die Tiefbohrungen jahrzehntelang klimaneutral nachnutzen, zur grundlastfähigen Energieversorgung mit Erdwärme.

Unter hiesigen Genehmigungsauflagen durchgeführtes Fracking ermöglicht es, in wenigen Jahren einen Großteil der entfallenen Gaslieferungen zu ersetzen, entgegen landläufiger Meinung ohne Kompromisse beim Umweltschutz. Das bestehende Fracking-Verbot entbehrt heute der fachlichen Grundlage. Die gute Nachricht: Anders als Pipelinegas oder LNG aus Übersee hat heimisches Erdgas keinen Millionen Tonnen schweren CO2-Rucksack, schont das Klima, erspart jährlich Devisenausgaben in Milliardenhöhe – und senkt die Energiepreise. 

Zum gleichlautenden Thema „Fracking – Risiken und Nutzen bei der Erdgasförderung“ wird Prof. Dr. Hans-Joachim Kümpel, Geophysiker und bis 2016 Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften, am 19. Januar 2023, 19 Uhr im Museum für Naturkunde in der naturwissenschaftlichen Vortragsreihe, die gemeinsam von Museum und Naturwissenschaftlichem Verein zu Magdeburg e.V. organisiert wird, einen Vortrag halten. Der Eintritt zum Vortrag ist frei. 

Text: Museum für Naturkunde
Foto: pixabay