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Magdeburg-News: Nicht alle Engel sind unsichtbar - punktgenaue Landung und schnellste Hilfe für Menschen in Not

veröffentlicht am Sonntag, 27. November 2022

Magdeburg. Der Dienst der Mannschaft von „Christoph 36“ der DRF Luftrettung in Magdeburg beginnt schon, bevor das Telefon nach schneller Hilfe klingelt. Vor einem Start und Rettungseinsatz gibt es von der Crew viel zu tun. Das Team besteht aus drei Rettungsengeln, die in diesem Fall männlich sind. Am heutigen Tage sind das der Pilot Marco Cramme, der Notarzt Dr. Jörg Kugler und der Notfall-Sanitäter Thomas Scheffler.
Nach einer allmorgendlichen technischen Überprüfung durch den Piloten wird gemeinsam mit dem Diensthabenden Notarzt und dem Notfall-Sanitäter unter Berücksichtigung der Wetterlage der kommende Einsatztag besprochen. Geflogen wird von 7 Uhr morgens bis Sonnenuntergang mit einer Reichweite von 60 km rund um Magdeburg. Dann kann innerhalb von 15 Minuten die benötigte Hilfe an Ort und Stelle sein. Die primäre Aufgabe des Rettungsteams besteht darin, einen Notarzt in kürzester Zeit zu einem Verletzten oder Verunfallten zu bringen, um eine medizinische Versorgung zu gewährleisten. 
Der mitfliegende Notarzt ist ein Anästhesist, der den Patienten stabilisiert, alle Vitalfunktionen überwacht, wenn nötig die Schmerzen nimmt und lebenserhaltende Maßnahmen wie Beatmung und eine Reanimation, wenn diese nötig ist, veranlasst. An Bord des Hubschraubers befindet sich modernste medizinische Technik mit lebenserhaltenen Mitteln, die jedoch nur durch die Fähigkeiten des Rettungsteams zur Geltung kommen können. Ein langes Suchen nach einem Landeplatz würde den punktgenauen zeitlichen und örtlichen Einsatz eines Rettungshubschraubers oder Rettungshelikopters verpuffen lassen. Gerade einmal 120 Sekunden vergehen, bis der Hubschrauber nach seiner Alarmierung mit der Rettungscrew in der Luft ist. Wenn die Rotorblätter sich drehen und anfangen, sechs Tonnen Luft um sich zu bewegen, ist das sehr eindrucksvoll zu hören und zu sehen, nicht nur am platt gedrückten Gras. Die enorme Geräuschkulisse im Hubschrauber macht eine Kommunikation der Crew untereinander nur per Headset möglich. 
Über Funk erhält der Pilot alle Koordinaten des Einsatzortes und begibt sich auf schnellstem Wege dorthin. Dann heißt es sofort einen Landeplatz finden, damit der Notarzt zum Patienten gelangen kann. Der Verletzte oder Verunfallte wird medizinisch versorgt und dann liegend auf einer Trage durch die Heckklappe in den Hubschrauber geschoben. Nur wenige Minuten später kann dann bereits ein geeignetes Krankenhaus angeflogen werden. 

Die Bezeichnung „Christoph 36“ hat ihren Ursprung im Gedenken an den heiligen Christopherus, dem Schutzpatron der Handelnden und Reisenden. Die laufende Nr. wurde in Reihenfolge für die geplanten Stationen für die Luftrettung vergeben. Der Airbus Helikopter H135 vor dem Hangar in Magdeburg ist in vierter Generation mit digitalem Cockpit und Vier-Achsen-Autopilot der modernste Hubschrauber derzeit und Marco Cramme, Stationsleiter und Pilot, ist stolz darauf, diesen fliegen zu dürfen. Auch nach ca. 7.000 Flugstunden ist jeder Einsatz für ihn keine Routine, sondern Berufung und die wunderbare Möglichkeit, Menschen in Not sehr schnell helfen zu können. Es erfülle ihn mit großem Stolz, jeden Morgen zu wissen, dass er Menschenleben retten kann, für ihn könnte es keine erfüllendere Beschäftigung geben. Die Männer sind ein eingespieltes Team und neben der Ernsthaftigkeit, mit der sie souverän all ihre Aufgaben meistern, herrscht ein sehr freundlicher und entspannter Ton in der Luftrettungsstation und auch der Humor kommt nicht zu kurz. 
Das ist auch wichtig, gerade bei so einem Beruf, in dem es immer Grenzsituationen gibt. Die emotionale Belastung jedes einzelnen ist enorm, da es immer um menschliche Schicksale geht. „Es ist schön, wenn wir helfen können, wenn wir schnell genug zur Stelle sind und den Patienten für medizinisch weiterführende Hilfe im Krankenhaus abliefern können“, so der Pilot. „Aber das ist leider nicht immer so. Die Anonymität der Patienten stellt ein gewisses emotionales Schutzschild für die Rettungscrew dar und dennoch sind nicht alle Mediziner oder auch Piloten für diesen Beruf und Einsatz geeignet. Psychohygiene, bei Bedarf auch durch professionelle Kollegen, wird sehr ernst genommen, erzählt Marco Cramme. 

Auch wenn der Hubschrauber den Stau auf den Autobahnen überfliegen kann, wünschen sich die Einsatzkräfte mehr Rücksichtnahme von Autofahrern. „Bildet Rettungsgassen und schafft Raum für die Landung des Hubschraubers und die anfahrenden Rettungskräfte auf den Straßen - es rettet Leben!“

Text und Foto: Steffi Pretz