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Broetchen pixabay

Magdeburg-News: Gewaltfreie Brötchen zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen


veröffentlicht am Mittwoch, 23. November 2022
  
Magdeburg. Bereits zum dritten Mal findet die Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ statt, für die Frau Borris in diesem Jahr die Schirmfrau ist. Am 25. November ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. In Magdeburg werden an diesem Tag in über 50 Bäckereifilialen und Läden unsere bedruckten Brötchentüten über die Theken wandern. Sichern Sie sich eine Tüte und zeigen Sie Ihre Unterstützung mit von Gewalt betroffenen Frauen. Die Tütenaktion wird in Kooperation des Netzwerk Frauenschutz Magdeburg und dem Soroptimist-Club Magdeburg organisiert. Auch die AWO Fachstelle Vera beteiligt sich als engagiertes Mitglied des Netzwerks aktiv an der Aktion. An diesem Tag um 16.45 Uhr freuen wir uns, Sie am Katharinenturm, Breiter Weg 31, 39104 Magdeburg begrüßen zu dürfen. Neben Redebeiträgen und musikalischer Untermalung wird als Zeichen der Solidarität mit gewaltbetroffenen Frauen der Katharinenturm in orange erstrahlen.
 
Die Zahlen im Bereich der Gewalt im sozialen Nahraum sind weiterhin auf einem alarmierenden und erschreckenden Niveau. Allgemein wird von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen, da viele Frauen ihren Partner oder Ex-Partner nicht anzeigen oder die Polizei nicht informiert wird. Die aktuelle polizeiliche Kriminalstatistik wird Ende November veröffentlicht, ein signifikanter Anstieg von Gewalt gegen Frauen im häuslichen Umfeld lässt sich jedoch jetzt schon erkennen. Folglich braucht es auch künftig einen dauerhaften und konsequenten politischen, rechtlichen und zivilgesellschaftlichen Einsatz gegen Gewalt. Es gilt aufzuklären, zu sensibilisieren und den Zugang zu Unterstützungsangeboten zu erleichtern.
 
Unterstützt wird die Aktion in diesem Jahr von der PETER JENSEN Stiftung, dem Landesfrauenrat Sachsen-Anhalt, der Landesintervention und –koordination bei häuslicher Gewalt und Stalking – LIKO und der WOBAU Magdeburg, die den Katharinenturm orange erleuchten lässt. Ebenfalls unterstützt die Oberbürgermeistern Simone Borris als Schirmfrau des gesamten Aktionstages zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen.
 
Um die Aktion und die Unterstützungsangebote für gewaltbetroffene Frauen in Magdeburg noch sichtbarer zu machen, ruft das Netzwerk Frauenschutz zur Unterstützung der Aktion auf. Interessierte senden ihre nachdenklichen, solidarischen und inspirierenden Fotos mit den Aktionstüten an vera@awo-sachsenanhalt.de. Die Einsendungen werden um den 25.11. auf Instagram unter vera_awofachstelle und über weitere Kanäle des Netzwerks veröffentlicht. Das beste Foto wird mit einer vollen Aktionstüte Backwaren prämiert.
  
Hintergrundinformationen Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ und Netzwerk Frauenschutz Magdeburg

Die Gemeinschaftsaktion „Gewalt kommt nicht in Tüte“ des Netzwerk Frauenschutz Magdeburg soll einen Beitrag leisten und auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen. In über 50 verschiedenen Bäckereifilialen und Läden der Landeshauptstadt werden die Backwaren in den eigens für die Aktion gestalteten Tüten verkauft, auf denen auf die verschiedenen Unterstützungsangebote aus dem Gewaltschutzbereich in Magdeburg hingewiesen wird. Es beteiligen sich 16 Steinecke Filialen, 10 Landbäcker Filialen, das Café Kanne an der Uniklinik, 12 Bäckerei Otto Filialen, zwei Bäckerei Gehrke Filialen, die Bäckerei Ebel, Frau Ernas loser LebensMittelPunkt, Brot & Käs' - Der feine Bioladen, Biomarkt Naturata & Feine Räder e.K, drei Bäckerei Wegener Filialen, zwei Bäckerei Düsedau Filialen, drei Bäckerei Sprung Filialen und die Bäckerei Schwarz mit zwei Filialen.
 
In diesem Jahr konnte die Aktion auf den Landkreis Börde ausgeweitet werden. Dort wird die Aktion von der AG Gewaltschutz Landkreis Börde unter der Gleichstellungs- und Behindertenbeauftragten des Landkreises Katja Klommhaus umgesetzt, und es beteiligen sich über 20 Bäckereifilialen an der Aktion.

Die Initiatorinnen wollen so die Informationen zum Gewaltschutznetzwerk niedrigschwellig an die betroffenen Frauen bringen und den Zugang zu den Hilfsangeboten, wie Frauenschutzhaus und Beratungsstellen erleichtern.
 
Das Netzwerk Frauenschutz Magdeburg ist ein Zusammenschluss aus lokalen Gewaltschutzeinrichtungen:

• AWO Fachstelle Vera gegen Frauenhandel und Zwangsverheiratung in Sachsen-Anhalt
 AWO Beratungsstelle Magdalena – Mobile Beratung für Sexarbeiter*innen in Sachsen-Anhalt
 Frauen- und Kinderschutzhaus Magdeburg und Frauenberatungsstelle, Rückenwind Bernburg e.V.
 Gleichstellungsamt der Stadt Magdeburg – Beratung bei Diskriminierung aufgrund des Geschlechts
 Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt und Stalking der Landeshauptstadt Magdeburg
 Wildwasser Magdeburg e.V. 
 Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt
 Opferberatung des Sozialen Dienstes der Justiz Magdeburg – Beratung für Betroffene von Straftaten
 
Hintergrundinformation Gewalt gegen Frauen

Laut der im November letzten Jahres von Franziska Giffey, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, vorgestellten Polizeilichen Kriminalstatistik des Bundeskriminalamtes für das Jahr 2020 ist die Zahl an Gewaltdelikten gegen Frauen in oder nach Beziehungen weiter angestiegen. Dazu zählen Delikte wie Mord, Totschlag, Körperverletzung, Vergewaltigung oder Stalking:
§  139 Frauen wurden 2020 Opfer von tödlicher Partnerschaftsgewalt;
§  jeden Tag gibt es in Deutschland einen polizeilich registrierten Tötungsversuch an einer Frau;
§  insgesamt gab es laut Statistik 148.031 Opfer von Gewalt in Partnerschaften;
§  80,5 % der Betroffenen von Partnerschaftsgewalt waren Frauen.
Das bedeutet, dass fast an jedem 3. Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet wird. Alle 45 Minuten wird eine Frau Opfer von gefährlicher Köperverletzung durch den Partner.
Die Zahlen sind also weiterhin auf einem alarmierenden und erschreckenden Niveau. Dabei handelt es sich nur um polizeilich erfasste Fälle. Im Bereich der Gewalt im sozialen Nahbereich wird allgemeinhin von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen, da viele Frauen ihren Partner oder Ex-Partner nicht anzeigen oder die Polizei nicht informiert wird. Die aktuelle Statistik für 2021 wurde bisher noch nicht veröffentlicht, ein signifikanter Anstieg von Gewalt gegen Frauen im häuslichen Umfeld durch die Corona-Pandemie lässt sich jedoch jetzt schon erkennen. Im Jahr 2020 ist die Anzahl weiblicher Opfer von Partnerschaftsgewalt gegenüber dem Vorjahr um 3,7 % angestiegen   
 
Hintergrundinformation: 

25.11. – Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen: Vor 54 Jahren wurden die Schwestern Maria, Minerva und Patria Mirabel durch die Geheimpolizei der Trujillo-Diktatur in der Dominikanischen Republik vergewaltigt und ermordet. Die drei Schwestern hatten jahrelang gegen die Diktatur Widerstand geleistet. Trotz Gefangenschaft und Folter hielten sie an ihrem Widerstand gegen Faschismus und Unterdrückung fest. Nach ihrer Ermordung weitete sich der Widerstand derart aus, dass die Trujillo-Diktatur zu Fall gebracht wurde. 1936 hatte Maria Teresa Mirabel in einer Rede gesagt: „Vielleicht erwartet uns bald schon der Tod, jedoch macht mir das keine Angst. Wir werden weiter für all das kämpfen, was gerecht ist.“ Für freiheitsliebende Frauen ist eine solche würdevolle Haltung heute wie damals notwendig. Der Mut der Mirabal-Schwestern gilt inzwischen als Symbol für Frauen weltweit, die nötige Kraft für das Eintreten gegen jegliches Unrecht zu entwickeln. Im Gedenken an die Schwestern Mirabel wurde der 25.11. zum internationalen Tag von Frauen gegen jegliche Form von Gewalt erklärt.
 
Gewalt gegen Frauen ist weltweit die häufigste Menschenrechtsverletzung und prägt den Alltag vieler Frauen in Deutschland und weltweit. Gewalt an Frauen zeigt sich in verschiedenen Formen: unter anderem in häuslicher Gewalt, sexualisierter Gewalt, im Frauenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung, Ausbeutung der Arbeitskraft sowie in der Ehe, Zwangsverheiratung und Genitalverstümmelung. Unbedingt benannt werden müssen in diesem Zusammenhang auch die subtileren und weniger sichtbaren Formen von Gewalt. Auch psychische Gewalt, Stalking, ökonomische Abhängigkeit und strukturelle und rassistische Formen von Gewalt hinterlassen schwerwiegende Spuren und richten unermesslichen psychischen Schaden an.

Text: AWO Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. 
Foto: pixabay