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Auto-News: Unausgegorene Ideen - AvD erteilt Idee autofreier Tage eine Absage


veröffentlicht am 3. November 2022


Idee des Audi-Chefs nicht mit seinem Handeln im Einklang
Unausgegorene Ideen auf dem Rücken der Belegschaft und der Kunden
Anbiederung an den Zeitgeist ist keine Hilfestellung für Schlüsselindustrie
Die Ausführungen des Vorstandsvorsitzenden der Audi AG, Markus Duesmann sind beim Automobilclub von Deutschland (AvD) auf Unverständnis gestoßen. 
Der Audi-Chef hatte in einem Zeitungsinterview erklärt: „Um uns in Deutschland besser einzustimmen auf die Lage und die Notwendigkeit des Sparens, könnte es auch wieder autofreie Tage geben, so wie in den 1970er Jahren.“ 
Doch die autofreien Sonntage während der Öl-Krise der 1970er-Jahre haben nicht wirklich zum Rückgang des bundesdeutschen Energieverbrauchs beigetragen.

Eine Rückbesinnung auf dieses offensichtlich stumpfe Schwert wirkt wie der populistische Versuch eines Managers, dem eigenen Tun ein grünes Mäntelchen umzuhängen und symbolhaft gesellschaftliche Verantwortung zu demonstrieren. Denn anders als 1972 existiert keineswegs eine weltweite Energiekrise. Erdöl ist auf dem Weltmarkt in ausreichendem Umfang erhältlich. Dass sich in Deutschland eine Erdgasverknappung anbahnt, ist auch der Weigerung der Bundesregierung geschuldet, jene norddeutschen Erdgasvorkommen zu erschließen, die groß genug sind, den nationalen Gasbedarf für die kommenden 20 Jahre zu decken.

Auch in den von bestimmten Kreisen bei jeder sich bietenden Gelegenheit vorgebrachten Ruf „Tempolimit“ einzustimmen, wirkt wie ein verzweifelter Versuch des „green washing“. Fakt ist: Nur auf zwei Prozent der deutschen Straßen existiert keine ausdrückliche Limitierung. Die Einführung von Tempo 130 auf allen deutschen Autobahnen würde allenfalls zu einer CO2-Einsparung in Höhe von 0,02 Prozent führen. Die Kraftstoff-Ersparnis leitet sich äquivalent ab. Bei Tempo 100 schätzen Experten das Einsparpotenzial auf circa ein Prozent.

Es scheint, als äußere sich Audi-Chef Duesmann in Interviews anders als er tatsächlich handelt. So hat er erst vor wenigen Wochen den Formel-1-Einstieg seiner Marke verkündet. Die plant zwar zur Effizienzsteigerung der Rennwagen stärker auf Elektropower zu setzen, doch allein die Reisetätigkeit des mit 22 Events in 2022 weltweit auftretenden Rennzirkus ist alles andere als ein Beitrag zur Ressourcenschonung. Vor diesem Hintergrund wollen Duesmanns Aussagen so gar nicht ins Bild passen.

Ginge es Herrn Duesmann tatsächlich um einen Beitrag zum Energiesparen, wäre es wirksamer, alle Audi-Werke für jeweils einen Tag pro Woche komplett stillstehen zu lassen. Bei vollem Lohnausgleich für die Beschäftigten. Selbstverständlich würde kein klar denkender Manager einen derartigen Vorschlag jemals erwägen. Allein schon aus dem Pflichtbewusstsein, die Arbeitsplätze der Belegschaft nicht leichtfertig zu gefährden und die Position seines Unternehmens in einem schwierigen globalen Wettbewerb nicht zu untergraben.

Es erscheint höchst fraglich, ob es bei den Kunden der hochpreisigen und deckungsbeitragsstarken Produkte der Marke gut ankommt, wenn der Audi-Chef darüber fabuliert, man solle die teuer erworbenen Fahrzeuge besser stehen lassen. Solche Aussagen wirken wie der kaum verhohlene Rat, in Zukunft besser bei einem anderen Hersteller zu kaufen. Die Zeche dafür zahlt in letzter Konsequenz die Belegschaft, deren Arbeitsplätze gefährdet werden.

AvD Generalsekretär Lutz Leif Linden: „Die Vorschläge des Herrn Duesmann sind klar erkennbar ein fragwürdiger Versuch, einem vermeintlichen Zeitgeist hinterherzurennen und sich bei selbsterkannten Umweltschützern und Auto-Gegnern anzubiedern. Ich bin überzeugt, dass mit derartigen Appeasement-Aktionen der deutschen Schlüsselindustrie nicht im Mindesten geholfen ist. Vielmehr hat Herr Duesmann mit seinen Aussagen der gesamten Automotive-Branche einen Bärendienst erwiesen.“

Nur wenige Tage nachdem seine Aussagen öffentlich geworden sind, hat Herr Duesmann mit einem offenen Brief an die Audi-Belegschaft nun versucht die Wogen zu glätten. Seine Ideen seien missverständlich dargestellt worden und so gar nicht gemeint gewesen.

AvD – Die Mobilitätsexperten seit über 120 Jahren
Als traditionsreichste automobile Vereinigung in Deutschland bündelt und vertritt der AvD seit 1899 die Interessen der Autofahrer. Am 11. Juli 1926 veranstaltete der AvD auf der AVUS in Berlin den 1. Großen Preis von Deutschland, für dessen Austragung er bis heute über 75-mal als sportlicher Ausrichter verantwortlich war. Seit dieser Saison fungiert der AvD als sportlicher Ausrichter und Sportorganisator für die DTM und setzt mit dem AvD Young Talent Team ein eigenes Wettbewerbsauto im Opel e-Rally Cup ein. Mit seiner breiten Palette an Services wie der weltweiten Pannenhilfe, einschließlich einer eigenen Notrufzentrale im Haus, weltweitem Auto- und Reiseschutz, Fahrertrainings sowie attraktiven Events unterstützt der AvD die Mobilität seiner Mitglieder und fördert die allgemeine Verkehrssicherheit. Das Gründungsmitglied des Automobilweltverbandes FIA (Fédération Internationale de l’Automobile) betreut seine rund 1,4 Millionen Mitglieder und Kunden ebenso persönlich, wie individuell in allen Bereichen der Mobilität und steht für Leidenschaft rund ums Auto.

Text / Foto: Automobilclub von Deutschland (AvD)