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Wald tot pixabay

Magdeburg-News: NABU informiert warum Totholz für den Wald wichtig ist

Dienstag, 27. September 2022

Der NABU unterstützt die Forderungen des Nationalpark Harz, das Totholz im Wald zu belassen

Magdeburg. Im vergangenen Sommer erreichten Waldbrände eine erschreckende Häufigkeit, zuletzt auch im Harz. In der Diskussion um Schutzmaßnahmen wurde nun auch vermehrt die Beseitigung von Totholz gefordert. Dabei steckt Totholz voller Leben und hat eine immense Bedeutung für das Ökosystem Wald.

„Totholz spendet Schatten, bremst den Wind aus und bindet Feuchtigkeit. Dadurch schützt es den Boden und die Vegetation sowohl vor Austrocknung im Sommer als auch Spätfrost im Frühjahr“, weiß Dr. Roland Pietsch, Leiter des Nationalpark Harz. Im Gespräch mit dem NABU erklärt er, dass Totholz als Abflussbremse für starke Niederschläge fungiert, große Mengen an Nährstoffen speichert, den Aufwuchs von Laubbüschen und -bäumen befördert und damit das Brandrisiko erheblich mindert. Damit ist es enorm wichtig für die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt. Zahlreiche geschützte Vogel- und Insektenarten wie der Specht oder der Hirschkäfer haben sich diesen Lebensraum zu eigen gemacht.

Welche Bedeutung Totholz jedoch im Zusammenhang mit Waldbränden hat, ist umstritten. Unter normalen Umständen bindet es viel Feuchtigkeit und vermindert so die Waldbrandgefahr. Selbst im vollständig getrockneten Zustand zählt es zur Baustoffklasse B2 und gilt damit nur als „normal entflammbar“. Eine erhöhte Brandgefahr gegenüber lebenden Beständen besteht nicht. Außerdem lassen sich bodennahe Feuer mit Einbezug des Totholzes meist besser kontrollieren als Kronenfeuer in Nadelwaldbeständen. Nachteilig ist dabei, dass ein solches Dickicht den Zugang für Einsatzkräfte erschwert.

Eine großflächige Beseitigung des Totholzes ist dennoch keine sinnvolle Option. Diese würde den regelmäßigen Einsatz schwerer Forstmaschinen bedürfen und wäre durch die steile Topografie und den felsigen oder moorigen Untergrund im Harz erschwert. Zudem müsste mit irreversiblen Schäden an Böden gerechnet werden. Mit der Entfernung des toten Holzes wird ein wichtiger Teil des Waldökosystems entfernt und Lebensraum zerstört.

Auch deshalb setzt sich der NABU gegen eine Beseitigung des Totholzes ein. Dr. Anne Arnold, Forstwissenschaftlerin und Geschäftsführerin des NABU Sachsen-Anhalt erklärt: „Wir unterstützen den Ansatz des Nationalpark Harz, das Totholz im Wald zu belassen. Es muss jedoch in eine Verbesserung der Brandprävention investiert werden.“ Die jüngste Statistik des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zeigt, dass nur für ungefähr 1 Prozent der festgestellten Feuer eine natürliche Ursache (Blitzeinschlag) nachgewiesen werden konnte. Weit häufiger handelt es sich um menschgemachte Ursachen. Rund 17 Prozent der Brände waren die Folge von Brandstiftung, knapp 23 Prozent wurden durch Fahrlässigkeit verursacht.

Deshalb ist die wichtigste Brandprävention die Menschen für das Thema zu sensibilisieren. Das gute Brandüberwachungssystem in Deutschland sollte weiter ausgebaut werden. So tragen strukturelle Maßnahmen, z. B.  Feuerwachtürme und Löschwasserbevorratung im Wald, ihren Teil zur Brandprävention und -bekämpfung bei. Dabei ist eine Zusammenarbeit von Brand- und Umweltschutz unbedingt notwendig, um den Wald und sein einzigartiges Ökosystem zu erhalten.

Text: NABU Landesverband Sachsen-Anhalt e. V.
Foto: pixabay