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Gesundheit-News: Hitzewellen belasten vor allem Ältere und Kranke

4. Juni 2022

(ams). Der Klimawandel beschert immer häufiger anstrengende Hitzewellen - mit erheblichen Folgen für die Gesundheit. So starben nach Angaben des Umweltbundesamtes in den Hitzesommern 2003, 2006 und 2015 in Deutschland insgesamt fast 20.000 Menschen zusätzlich an den Folgen der Hitzebelastung. Wissenschaftler gehen davon aus, dass künftig mit einem Anstieg hitzebedingter Sterblichkeit von eineinem bis sechs Prozent pro einem Grad Celsius Temperaturanstieg zu rechnen ist. Dies entspräche mehr als 5.000 zusätzlichen Sterbefällen pro Jahr durch Hitze bereits bis Mitte dieses Jahrhunderts.

Bei anhaltender Hitze kann das körpereigene Kühlsystem schnell an seine Grenzen kommen. Mögliche Folgen sind Kreislaufprobleme mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Erschöpfung und Benommenheit. "Gefährdet sind besonders ältere Menschen, Kleinkinder oder chronisch Kranke, denn sie können sich schlechter an die Hitzebelastung anpassen", sagt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband. Körperlich anstrengende Arbeit im Freien oder intensiver Sport in Hitzezeiten können das Gesundheitsrisiko noch verstärken - auch bei ansonsten körperlich gesunden Menschen.

Bei Hitzschlag: Sofort Notarzt anrufen!
Die gesundheitlichen Folgen großer Hitze können von einer Hitzeerschöpfung bis zum Hitzschlag reichen. Eine Hitzeerschöpfung kann entstehen, wenn bei starkem Schwitzen zu wenig Flüssigkeit zugeführt wird. Mögliche Symptome sind unter anderem Kopfschmerzen, Schwäche, Übelkeit, blasse und feuchte Haut. Hier hilft es, Betroffene in eine möglichst kühle Umgebung zu bringen und den Körper abzukühlen, zum Beispiel mit kaltem Wasser oder feuchten Tüchern. Um den bestehenden Flüssigkeitsmangel, der in Folge der Hitzeerschöpfung entstehen kann, auszugleichen, sollten den Betroffenen zudem elektrolythaltige, nicht-alkoholische Getränke angeboten werden.

Zu einem Hitzschlag kann es kommen, wenn die körpereigene Temperaturregulation überfordert ist und versagt, zum Beispiel bei sehr hoher Umgebungstemperatur. Symptome eines Hitzschlags sind Übelkeit, Erbrechen, trockene, warme Haut, Anstieg der Körpertemperatur (bis 41 Grad Celsius), Verwirrtheit bis hin zur Bewusstlosigkeit. Im weiteren Verlauf kann sich ein Multiorganversagen entwickeln. "Ein Hitzschlag ist ein akut lebensbedrohliches Krankheitsbild, bei der sofort der Notarzt gerufen werden muss", so Debrodt. Bis zum Eintreffen ärztlicher Hilfe sollte aber bereits mit den Kühlungsmaßnahmen begonnen werden.   

Ältere trinken zu wenig
"Bei älteren Menschen kommt noch hinzu, dass sie oft zu wenig trinken, weil ihr Durstgefühl nicht mehr so ausgeprägt ist", so Medizinerin Debrodt. Typische Erkrankungen des höheren Lebensalters, die zum Beispiel mit Schluckstörungen einhergehen oder mit Harninkontinenz, können zusätzlich dazu beitragen, dass ältere Menschen zu wenig Flüssigkeit zu sich nehmen. Eine weitere Rolle spielen harntreibende Medikamente, die manche Menschen wegen einer Herzschwäche einnehmen. In der Folge kann es schnell zu einem gefährlichen Flüssigkeitsmangel kommen.

Erste Anzeichen können Müdigkeit und Konzentrationsschwäche, Mundtrockenheit, eingeschränkte Leistungsfähigkeit bis hin zu Verwirrtheit und Schwindel sein. Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung sollten Seniorinnen und Senioren daher über den Tag verteilt in der Regel mindestens 1,3 bis 1,5 Liter trinken - am besten Wasser, ungesüßten Kräutertee oder Saftschorlen. "Bei Fieber, Durchfällen und Erbrechen kann der Flüssigkeitsbedarf deutlich darüber hinaus gehen", sagt Ärztin Debrodt. Bei Menschen mit Herzinsuffizienz wiederum kann es notwendig sein, die tägliche Trinkmenge zu begrenzen - sie sollten in den heißen Sommermonaten auf jeden Fall Rücksprache mit ihrer Hausärztin oder ihrem Hausarzt halten, um die Medikation anzupassen und die richtige Trinkmenge festzulegen.

Wie sich der Klimawandel auf die Gesundheit älterer Menschen auswirkt, zeigt auch der Versorgungs-Report "Klima und Gesundheit" des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Am Beispiel der zunehmenden Hitzeperioden hat das Klimaforschungsinstitut Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) untersucht, wie viele Krankenhauseinweisungen in den Jahren  2008 bis 2018 bei über 65-Jährigen auf die Hitze zurückzuführen waren. Jeder vierte AOK-Versicherte aus dieser Altersgruppe ist demnach überdurchschnittlich gefährdet, an heißen Tagen gesundheitliche Probleme zu bekommen und deshalb ins Krankenhaus zu müssen. An Hitzetagen mit über 30 Grad Celsius kam es hitzebedingt zu drei Prozent mehr Krankenhauseinweisungen. Wenn die Erderwärmung ungebremst voranschreitet, dann könnte sich bis zum Jahr 2100 die Zahl der hitzebedingten Klinikeinweisungen versechsfachen.

Tipps zur Vorbeugung
Damit es gar nicht erst so weit kommt, helfen folgende Tipps: 

Räume kühl halten. Morgens früh und nachts lüften, und am Tag die Wohnung abdunkeln.
Außenliegende Beschattung an den Fenstern, etwa Rollläden, schützt übrigens wirksamer vor Hitze als innenliegende, zum Beispiel Vorhänge. 
Ventilatoren können einen kühlenden Luftstrom erzeugen. Andere elektronische Geräte möglichst ausschalten, da sie zu einer zusätzlichen Wärmebelastung führen können.
Viel trinken und Anstrengungen, zum Beispiel intensiven Sport, körperliches Arbeiten in der Sonne oder Fahrten in überhitzten Autos, möglichst vermeiden.
Weitere Informationen:

Hitze-Knigge des Umweltbundesamtes – Tipps für das richtige Verhalten bei Hitze:
https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/hitzeknigge
Gesundheitstipps zu Hitze für ältere Menschen:
https://www.gesund-aktiv-aelter-werden.de/gesundheitsthemen/hitze-und-gesundheit/


Text / Foto: AOK-Bundesverband / pixabay