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TV-Tipp-News: The Killing Of A Sacred Deer • WDR • ab 23.40 Uhr • Psychothriller

2. Juni 2022

Steven und Anna Murphy führen ein Bilderbuchleben mit Luxusvilla in einem Wohlstandsvorort von Cincinnati. Das Ärztepaar hat zwei Vorzeigekinder: Bob und Kim. In Stevens Leben gibt es allerdings noch einen dritten Teenager: Heimlich trifft er den Halbwaisen Martin und macht ihm teure Geschenke. Martin lädt Steven in sein - im Vergleich zur Vorstadtvilla - ärmliches Zuhause ein und versucht, ihn mit seiner Mutter zu verkuppeln. Aber Steven weigert sich und bricht den Kontakt zu ihm ab. Martin, der Steven für den Tod seines Vaters im OP-Saal verantwortlich macht, drängt sich dennoch immer weiter ins Leben der Familie Murphy. Als Bob plötzlich nicht mehr laufen kann, spricht Martin einen Fluch aus: "Du hast ein Mitglied meiner Familie getötet, jetzt musst du ein Mitglied deiner Familie töten. Ich kann dir nicht sagen, wen. Das musst du entscheiden. Aber wenn du es nicht tust, werden alle krank und sterben."

Yorgos Lanthimos erzählt in seinem Psychothriller eine Rachesaga, die ihre Wurzeln in der griechischen Mythologie hat. Der Titel nimmt Bezug auf den Dichter Euripides. Dem Mythos nach tötete Agamemnon eine heilige Hirschkuh aus den Wäldern der Göttin Artemis. Zur Besänftigung forderte diese ein Opfer, bevor der griechische Krieger sein Heer in die Schlacht gegen Troja führen konnte. Agamemnon bot seine Tochter Iphigenie zur Wiedergutmachung an. In der Version des Euripides verschont Artemis Iphigenie. Mit tiefschwarzem Humor und Schauspielern, die gegen den natürlichen Duktus sprechen, werden die Figuren in eine vom Mythos vorgegebene, strenge Versuchsanordnung geführt. Mit grausamer Schärfe rückt Yorgos Lanthimos die Abgründe der westlichen Mittelstandsgesellschaft ins Zentrum von "The Killing of a Sacred Deer". Nach seinem internationalen Durchbruch mit "The Lobster" stand ihm erneut die Crème de la Crème der anglophonen Schauspielwelt zur Verfügung. Neben dem irischen Shootingstar Barry Keoghan ("Dunkirk") brillieren in den Hauptrollen Oscar-Gewinnerin Nicole Kidman und Golden-Globe-Gewinner Colin Farrell, der schon in "The Lobster" die Hauptrolle spielte. Beim Filmfestival in Cannes 2017 wurde der Film mit dem Preis für das beste Drehbuch ausgezeichnet.


Text / Foto: ARD