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Gesundheit-News: Chronische Niereninsuffizienz - Längst eine Volkskrankheit

31. Mai 2022

4 Millionen Menschen in Deutschland leben mit der Diagnose chronische Niereninsuffizienz. Doch das ist nur die offizielle Seite. Expert:innen rechnen mit einer hohen Dunkelziffer. Demnach soll ihre Zahl doppelt so hoch sein – das wären 10 Prozent der Bevölkerung.
Wer an Volkskrankheiten denkt, dem dürfte Diabetes einfallen. Und Bluthochdruck. Auch Rückenschmerzen gehören in diese Kategorie. Aber chronische Niereninsuffizienz? Nach einer Forsa-Umfrage, die das forschende Pharmaunternehmen AstraZeneca durchgeführt hat, weiß nur ein Drittel der Befragten, was das ist. Bei den 18- bis 29-Jährigen ist es nur jeder fünfte. Dabei dürften in Deutschland mindestens 8 Millionen Menschen davon betroffen sein; vielleicht sogar mehr. Gut die Hälfte weiß das gar nicht: Sie sind nicht diagnostiziert und werden daher nicht behandelt.

Wenn die Nieren schwächeln: Hohes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall
Chronische Niereninsuffizienz ist, wenn sich die Struktur der Nieren langsam verändert, so dass es zu einem unumkehrbaren Verlust der Nierenfunktion kommt. Das Tückische: Die Krankheit verläuft zunächst unbemerkt. Wenn Symptome wie Schmerzen in den Flanken, Blut im Urin, Abgeschlagenheit und Gewichtsverlust auftreten, ist sie bereits weit fortgeschritten. Verlieren die Nieren ihre Leistungsfähigkeit, steigt das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt, Herzversagen und Schlaganfall. Patient:innen im fortgeschrittenen Stadium haben ein um 57 Prozent erhöhtes Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu versterben. Stellen die Nieren ihre Tätigkeit ein (terminale Niereninsuffizienz), ist das akut lebensbedrohlich und muss durch eine lebenslange regelmäßige Blutreinigung (Dialyse) oder eine Nierentransplantation behandelt werden.
Ob die Nieren gesund bleiben, hat viel mit dem Lebensstil zu tun. Übergewicht, Diabetes mellitus, Bluthochdruck, aber auch Entzündungen der Nierenkörperchen gehören zu den Hauptursachen, dass die Nieren schwächeln. Auch das Altern und die damit in der Regel einhergehende gleichzeitige Einnahme mehrerer Medikamente (Polypharmazie) gehören dazu. So gab in der Umfrage fast jeder zweite Befragte an, regelmäßig Medikamente einzunehmen. Bei den über 60-Jährigen sind es fast 80 Prozent. In dieser Altersklasse haben mehr als 40 Prozent Übergewicht und fast 60 Prozent leiden unter Bluthochdruck (s. Grafik).

Chronische Niereninsuffizienz: Früherkennung und Prävention stärken
„Unter den Volkskrankheiten führt die chronische Niereninsuffizienz ein Schattendasein. Es ist dringend Zeit die Früherkennung und Prävention zu stärken“, sagt Dr. Michael Seewald, Medizinischer Direktor von AstraZeneca Deutschland. „Dabei ist sie für die Betroffenen eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung – und für das Gesundheitssystem eine erhebliche Belastung. Nur wer sein Risiko kennt, kann gezielt gegensteuern.“ AstraZeneca hat gemeinsam mit dem Bundesverband Niere e. V. die Initiative „Damit es niemandem an die Nieren geht“ ins Leben gerufen. Sie will aufklären, die Früherkennung stärken und auf die Risiken einer chronischen Niereninsuffizienz hinweisen.

Ob die Nieren gesund sind, kann ein einfacher Check der Nierenfunktion zeigen. Dabei wird der sogenannte eGFR-Wert gemessen, der für die Filterleistung der Niere steht, und der UACR im Urin (Albumin/Kreatinin-Quotient). „Würde man diese Untersuchung zum Beispiel in Vorsorgeuntersuchungen wie den Check-up 35 aufnehmen, könnte man hier in Sachen Nierengesundheit viel erreichen und viele schwere Verläufe vermeiden“, sagt Dr. Michael Seewald. In Deutschland hat jeder gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren alle drei Jahre Anspruch auf eine Gesundheitsuntersuchung, die von den Krankenkassen bezahlt wird.

Niereninsuffizienz: Die Therapiemöglichkeiten
Ist das Risiko einer chronischen Niereninsuffizienz erkannt, lässt sich gezielt gegensteuern. Das Ziel der Therapie besteht darin, das Fortschreiten der Erkrankung und die damit verbundenen Risiken einzudämmen und die Gesamtsterblichkeit zu reduzieren. Die Behandlung besteht aus nicht-medikamentösen Maßnahmen einer Ernährungsumstellung oder -anpassung, Gewichtsreduktion und Bewegung, aber auch aus medikamentösen Maßnahmen, vorwiegend zur Behandlung der häufigen ursächlichen Erkrankungen, wie Blutdrucksenker, Insuline und Antidiabetika oder Diuretika. Erst in einem sehr späten Stadium der Erkrankung kommt eine Nierenersatztherapie wie Dialyse oder Nierentransplantation zum Tragen.

Ein zielgerichteter Therapieansatz kommt aus der Diabetes-Forschung. Dort haben sich Inhibitoren bewährt, die selektiv das Transportprotein SGLT-2 in den Nieren hemmen. „SGLT-2-Hemmer fördern die Harnausscheidung von Glucose und wirken unabhängig vom Insulinstoffwechsel. Die Folge ist nicht nur die Senkung der Blutglukosewerte, die insbesondere für Diabetes-Betroffene so wichtig ist. Die SGLT-2-Hemmung senkt unter anderem auch den Blutdruck und schützt dadurch auch Herz und Nieren“, so Dr. Michael Seewald. 
Studien haben gezeigt, dass der Verlauf einer chronischen Niereninsuffizienz gebremst werden kann. „Für die Betroffenen bedeutet das, dass sich das Erreichen später Stadien, bis hin zur Dialysepflicht, deutlich verzögert und sich das Risiko schwerer Folgen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringert. Auch das Risiko, an den Folgen der Nierenerkrankung zu versterben, war in den klinischen Studien reduziert. Das bedeutet nicht nur einen erheblichen Gewinn für Menschen mit chronischer Niereninsuffizienz, sondern auch eine Kostensenkung für das Gesundheitssystem.“

Niereninsuffizienz: Die teuerste chronische Erkrankung der Welt
12,4 Milliarden Euro – das sind die geschätzten Gesamtausgaben, die die chronische Niereninsuffizienz allein in Deutschland verursacht – sie gilt als die teuerste chronische Erkrankung weltweit. Gezielte Maßnahmen in Prävention, Früherkennung und zielgerichteter Behandlung dürften sich unter dem Strich nicht nur aus gesundheitlichen, sondern auch aus finanziellen Gründen lohnen.


Text / Foto: PHARMA FAKTEN