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TV-Tipp-News: Zwischen Liebe und Hass - Ostdeutschland und das Verhältnis zu Russland • tagesschau24 • ab 20.45 Uhr • Dokumentarfilm

22. April 2022

Russendisko, Pelmeni essen, Matroschka im Regal und die Erinnerung der Älteren an die quasi verpflichtende Mitgliedschaft in der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft - in Ostdeutschland ist die Verbindung zu Russland traditionell stark – und nun auch die Verstörung. Denn seit dem Beginn des Ukrainekrieges nimmt die Ablehnung „der Russen“ immer mehr zu.
Exakt –die Story fragt: wie hat sich die Sicht von Ostdeutschen auf Russland verändert? Gibt es noch Freude am „Russenkitsch“? Oder ist es schon der blanke Hass, den russischsprachige Menschen jetzt erleben?

Eine gewisse Faszination geht offenbar auch nach dem Kriegsbeginn noch vom „Russenfaktor“ aus. So lädt ein Veranstalter in Neuruppin auch jetzt wieder zum „Ostblocktreffen“ auf dem ehemaligen sowjetischen Militärflugplatz. Zwischen angestaubten Sowjetsternen und gerade erst angebrachten Friedenstauben wird an historischen Autos geschraubt. Unpolitisch sei der Freizeitspaß – Liebe oder Hass – so deutlich möchte sich das Publikum hier gerade nicht zu Russland positionieren.

Unsere Reporterin hat auch Menschen besucht, die mit Anfeindungen zu kämpfen haben. Der Betreiber eines russischen Restaurants in Leipzig erhält verstörende Drohanrufe, einige Gäste kommen nicht mehr. Dabei kommt ein Teil der Familie, die im „Skaska“ kocht und serviert, auch aus der Ukraine. Aber einfach so Pelmeni essen – das geht heute eben nicht mehr.
Vertreter der russischen Community berichten vermehrt, dass auch russischsprachige Kinder in ihren Schulen angefeindet werden. Zahlreiche Beschwerden gehen in den Behörden ein. Das Innenministerium in Berlin hat seit Beginn des Krieges etwa 300 anti-russische Straftaten gezählt, davon 13 Gewalttaten. Vornehmlich sind es Sachbeschädigungen, Beleidigungen, Bedrohungen.

Gibt es trotzdem noch Reste der russisch-deutschen Freundschaft, die zu DDR-Zeiten noch omnipräsent war? In Halle lebt sie noch in Gestalt eines russisch-deutschen Austauschs zwischen Studierenden. Sie halten immer noch zusammen. Das sei leicht, weil sich alle gegen den Krieg aussprechen. Aber das Klima in den russischen Familien habe sich verändert, weil viele ältere Menschen Putins Krieg gutheißen würden.

Film von Natalie Meyer


Text / Foto: ARD