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Gesundheit-News: Optimismus - Halb leer oder halb voll? Von Glückspilzen und Pechvögeln

27. Februar 2022

Optimismus kann man lernen

24.02.22 (ams). Die meisten Menschen streben im Leben nach Glück. Doch manche empfinden sich als ausgesprochene Pechvögel. Was sie auch anpacken, vieles geht schief. Doch oft sind sie selbst Schmied des eigenen Unglücks: Ob man Glück oder Pech empfindet, ist oftmals weniger eine Frage des Schicksals, sondern mehr des eigenen Denkens, wie Psychologen herausgefunden haben. Das ist eine gute Nachricht: Selbst eingefahrene Denkmuster lassen sich ändern.

Wer ist der eigentliche Glückspilz? Derjenige, der in der schnellsten Warteschlage steht? Oder diejenige, die länger warten muss und sich die Zeit mit Atemübungen vertreibt? "Wie glücklich wir sind, hängt maßgeblich davon ab, was wir denken und wie wir mit Situationen umgehen. Und das können wir selbst beeinflussen", sagt Birgit Lesch, Diplom-Psychologin bei der AOK.

Glückspilze sind offener und entspannter

Das Schicksal hat sich also wahrscheinlich nicht gegen eine Person verschworen, wenn sie sich als Pechvogel empfindet. Der britische Psychologe Richard Wiseman fand bereits in den 1990er-Jahren heraus, dass Glück oder Pech weniger von höheren Mächten, sondern von Persönlichkeitsmerkmalen und eigenem Verhalten abhängen. "Es hat sich in den Forschungen gezeigt, dass Menschen, die sich als Glückskinder empfinden, mehr kommunizieren, entspannter sind und optimistisch in die Zukunft blicken", sagt Lesch. "Und damit erhöhen sich ihre Chancen auf Glück."

Dinge lockerer angehen

Dadurch, dass sie die Dinge lockerer angehen, behalten sie den Überblick, während Pechvögel eher Scheuklappen aufhaben, sodass sie eventuelle Glückschancen verpassen. Das illustriert ein Experiment, das Wiseman mit mehreren hundert Teilnehmenden durchführte, die sich entweder vom Glück beschenkt oder vom Pech verfolgt fühlten. Er ließ die Probanden Fotos in einer Zeitung zählen - wobei er gleich auf der zweiten Seite in großen Lettern den Satz platzierte: "Hören Sie auf zu zählen, es sind 43 Fotos." Die selbst ernannten Pechvögel übersahen diesen Hinweis eher und brauchten deshalb wesentlich länger für die Aufgabe als die Glückspilze, die ihren Blick mehr schweifen ließen und diese Bemerkung entdeckten.

Dieses Ergebnis knüpft an den Begriff der selbst erfüllenden Prophezeiung an, die von dem österreichischen Philosophen und Psychotherapeuten Paul Watzlawick stammt. Wenn man etwas Negatives erwartet, tritt das auch eher ein, als wenn man sich eine Situation positiv ausmalt.

Mehr Offenheit - mehr Glück?

Neben mehr Optimismus scheint auch mehr Offenheit mit mehr Glück einherzugehen: Dadurch, dass "Sonntagskinder" freundlich auf ihre Mitmenschen zugehen, bekommen sie auch mehr Zuwendung und Unterstützung, und das in privater und beruflicher Hinsicht. Zudem sind sie noch durch ein weiteres Merkmal charakterisiert: Sie versuchen, das Gute in jeder Lebenslage zu sehen. "Nach einem Missgeschick beispielsweise kann man sein Pech beklagen, dass einem so etwas passiert ist. Oder sein Glück betonen, dass man den Vorfall ohne größere Schäden überstanden hat", so AOK-Psychologin Lesch.

Pech - oder schlechte Vorbereitung?

Pechvögel dagegen neigen zu Pessimismus und fühlen sich eher als Opfer äußerer Umstände. "Dabei übersehen sie, dass Glück oder Pech einfach viel mit Statistik zu tun hat", erklärt Lesch. "Nehmen wir die berühmte Warteschlange: Je mehr Kassen geöffnet sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich in der falschen Schlange stehe." Und steht man in der vermeintlich falschen Schlange, kann man sich darüber ärgern - oder zum Beispiel das Warten als eine willkommene Auszeit nutzen, um Leute zu beobachten, etwas zu lesen oder sich auf den Atem zu konzentrieren.

Pechvögel übersehen auch, dass sie manchmal ihres eigenen Peches Schmied sind: Etwa, wenn sie eine schlechte Prüfung abgelegt haben. Sie schreiben den Misserfolg eher dem Schicksal zu oder der schlechten Laune des Dozenten, statt die eigene, womöglich ungenügende Vorbereitung in den Blick zu nehmen. Die Fragen "Woran lag es?", "Was könnte ich besser machen?", "Welche Unterstützung könnte ich gebrauchen?" können zu mehr Erfolg und Zufriedenheit führen.

Negatives nicht ausblenden

Pechvögel müssen keine Pechvögel bleiben, denn Strategien für mehr Glück kann man lernen. Studien zeigen, dass eine optimistische beziehungsweise pessimistische Lebenshaltung nur zu einem kleinen Teil angeboren ist. So zeigte sich in einer Studie von Martin Seligman und Tracy Stehen: Wenn Menschen auch nur eine Woche lang jeden Abend drei positive Dinge aufschreiben, erhöht sich die Lebenszufriedenheit, und dieser Effekt hält über Monate an.

Positiv denken bedeutet dabei nicht, Negatives auszublenden. Schwere Lebensumstände, wie Armut, Flucht, Gewalterfahrungen, Verluste, lassen sich nicht positiv umdeuten. "Doch entwickelt man Zuversicht, stärkt das auch die Widerstandskraft, die sogenannte Resilienz, sodass man mit widrigen Umständen besser fertig wird", so Lesch. Es geht auch nicht darum, Angst oder Trauer zu verdrängen, sondern auch diesen schwierigen Gefühlen bewusst zu begegnen. Psychologin Lesch: "Mehr Offenheit hilft dabei, nicht nur die Probleme zu sehen, sondern auch auf Lösungen zu kommen."

Den Glücksmuskel trainieren

Stopp sagen: Negative Gedanken machen sich in unseren Köpfen per se stärker breit als positive. Grund genug, düsteren Vorstellungen ein Stoppschild entgegenzuhalten.

Tagesrückblick schreiben: Sich abends notieren, was gut gelaufen ist, worüber man sich gefreut hat oder wofür man dankbar ist.

Sich in Achtsamkeit üben: Sich ganz bewusst auf den aktuellen Moment konzentrieren und versuchen, ihn mit allen Sinnen wahrzunehmen. Das sorgt für mehr Ausgeglichenheit.

Soziale Kontakte pflegen: Sich Zeit für Menschen nehmen, die einem gut tun. Das erweitert den eigenen Horizont, lenkt von eigenen Problemen ab und stärkt das Selbstbewusstsein.

Sich mehr bewegen: Körperliche Aktivität setzt Glücksstoffe frei, das Wohlbefinden steigt und die Gedanken wenden sich zum Positiven.

Sich gut vorbereiten: Wenn Prüfungen, Auftritte, wichtige Termine anstehen, ist eine gute Vorbereitung die halbe Miete.

 

 

Text / Foto: AOK-Bundesverband