Februar 2022 – Eine große, in den
USA durchgeführte Studie zeigt auch ein Jahr nach einer COVID-19-Erkrankung
ein hohes Risiko für kardiovaskuläre
Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall.
„Es ist egal, ob Du jung oder alt bist, es ist egal ob Du rauchst
oder nicht: Das Risiko ist da.“ So fasst einer der
Autoren der Studie, Professor Ziyad Al-Aly von der Washington University in St.
Louis, USA, im Fachmagazin Nature die Ergebnisse zusammen: Selbst ein Jahr nach
einer durchgestandenen COVID-19-Erkrankung haben die Betroffenen ein höheres
Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt oder Schlaganfall
als Menschen, die bisher von der Pandemie verschont wurden.
Dafür haben die Wissenschaftler:innen die Daten von rund 150.000
US-Veteranen zusammengetragen, die mindestens 30 Tage nach ihrer
COVID-19-Erkrankung noch lebten. Diese haben sie dann in Beziehung gesetzt zu
rund 5,6 Millionen nicht infizierten Menschen, die die medizinischen
Einrichtungen für Veteranen während der Pandemie genutzt haben, und weiteren 5,9
Millionen Menschen, die das vor der Pandemie taten. Die Studie „Long-term cardiovascular outcomes of COVID-19“ ist in Nature erschienen.
Die Ergebnisse sind aus zwei Gründen
bemerkenswert:
Da ist zum einen die Höhe des Risikos: Menschen, die sich von
COVID-19 erholt haben, zeigen eine starke Zunahme bei zwanzig verschiedenen
kardiovaskulären Problemen wie Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen oder Entzündungen des Herzbeutels (Perikarditis). So ist beispielsweise
ihr Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, um 52 Prozent höher als in der
Kontrollgruppe. Konkret heißt das, dass auf rund 1.000 der in der Studie berücksichtigten Menschen statistisch vier zusätzliche Schlaganfälle
erfolgen. Das Risiko von Herzversagen ist sogar um 72 Prozent erhöht (12
zusätzliche Fälle auf 1.000).
Zum anderen ist bemerkenswert, wie lange nach einer überstandenen COVID-19-Erkrankung das Risiko anhält. Bisher war
bekannt, dass eine durch SARS-CoV-2 ausgelöste Erkrankung in der Akutphase
unmittelbar zu kardiovaskulären Problemen führen
kann. Diese Studie zeigt aber den Effekt der Infektion auf Long-COVID: Die
Pandemie wirft einen langen Schatten (Pharma Fakten berichtete).
In der Studie heißt es: „Die
Risiken sind klar ersichtlich – und zwar unabhängig von Alter, race,
Geschlecht und anderen kardiovaskulären Risikofaktoren wie Adipositas,
Bluthochdruck, Diabetes, chronische Nierenerkrankung und Hyperlipidämie. Sie
sind außerdem sichtbar bei Menschen, die vor ihrer Infektion kein
kardiovaskuläres Risiko hatten.“
Impfen: Die beste Strategie gegen Long-COVID
Für die Autor:innen ist klar, dass die „Strategie
zur Vermeidung von SARS-CoV-2-Infektionen“ optimiert
werden muss: „Die beste Methode, Long-COVID und seine unzähligen
Komplikationen zu vermeiden, inklusive des Risikos schwerer kardiovaskulärer
Folgeerkrankungen, ist in erster Linie die Vermeidung von
SARS-CoV-2-Infektionen.“ Gelingt das nicht, droht den
Gesundheitssystemen auch nach Abklingen der Pandemie eine erhebliche Belastung.
Auf die Gefahr hin, sich an dieser Stelle zu wiederholen: Die persönliche Chance, dem langen Schatten der Pandemie zu entgehen, ist geimpft am größten. Die Impfung ist eine Lebensversicherung, wie Daten aus dem größten Impfprogramm der Menschheitsgeschichte zeigen. Alles andere ist im Grunde Russisch-Roulette.
Quelle: Xie, Y., Xu, E., Bowe, B. & Al-Aly, Z. Nature Med.:
Long-term cardiovascular outcomes of COVID-19 (2022).
Text / Foto: PHARMA FAKTEN / ©iStock.com/Sitthiphong