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TV-Tipp-News: Paris, Texas • 3sat • ab 20.15 Uhr • Roadmovie

19. Februar 2022

"Paris, Texas" gehört zu den berühmtesten Filmen des deutschen Autorenkinos und wurde 1984 in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Wim Wenders übersetzte die traurige Geschichte in überwältigende Kinobilder, orchestriert vom Gitarren-Score Ry Cooders.
Ein Mann, eine Frau, ein Kind - oder Wim Wenders, Ry Cooder und Amerika: 1984 erzählte der Deutsche Wim Wenders die Geschichte einer zerfallenen amerikanischen Kleinfamilie, mit Harry Dean Stanton, Nastassja Kinski und Dean Stockwell perfekt besetzt.

Ein halbverdursteter Mann, Travis, irrt ziellos durch die texanische Wüste, bis ihn der Arzt des trostlosen Fleckens, in den er irgendwann gestolpert ist, notdürftig versorgt. Da der Mann nicht spricht, informiert man seinen Bruder Walt in Los Angeles über das Auftauchen des seit Jahren Totgeglaubten. Gemeinsam mit seiner Frau hatte der kinderlose Walt vor Jahren Travis' inzwischen siebenjährigen Sohn Hunter bei sich aufgenommen und großgezogen. 

Walt gelingt es, den schon wieder weitergezogenen Travis aufzugabeln und ihn dazu zu überreden, mit ihm zurück zu seinem Sohn zu fahren. In L.A. beginnt Travis nicht nur, wieder mit seiner Familie zu sprechen, sondern auch, das Eis zwischen sich und Hunter zu brechen. Nach einer Weile beschließen Vater und Sohn, sich auf die Suche nach Hunters Mutter Jane zu machen, die den kleinen Hunter nach Travis' Verschwinden zu ihrem Schwager geschickt hatte. Es beginnt eine Reise an den Kern der Tragödie, die die Familie vor Jahren zerrissen hatte. 

Grandiose Landschaften, einsame Menschen: In "Paris, Texas" zeigt Wenders seine große Stärke als Bildererzähler. Leitmotiv ist die Farbe Rot, die sich wie ein auffälliger, aber nicht aufdringlicher Gefühlsindikator durch den Film zieht. Gemeinsam mit Drehbuchautor Sam Shepard, Kameramann Robby Müller und seinen ausgezeichneten Darstellern gelang Wenders das Kunststück, den Mythos Amerika gleichzeitig zu feiern und infrage zu stellen. Kongenial begleitet von Ry Cooders melancholischem Gitarren-Sound, der die Geschichte auch 30 Jahre später noch wehmütig und unverwechselbar grundiert.


Text / Foto: 3sat