Berlin (dts Nachrichtenagentur/MDN) - Die
geplante gesetzliche Anhebung des Mindestlohns von derzeit 9,82 Euro auf 12
Euro würde einer Studie zufolge die Kaufkraft in Deutschland spürbar erhöhen.
Wie aus einer Berechnung des Hannoveraner Pestel-Instituts im Auftrag der
Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hervorgeht, würde sich der
Zuwachs an Kaufkraft auf 9,8 Milliarden Euro belaufen. Die Zeitungen der
Funke-Mediengruppe (Dienstagausgaben) berichten darüber.
Würde der Mindestlohn vom Niveau von 10,45
Euro, auf das er zum 1. Juli 2022 steigen soll, auf 12 Euro angehoben werden,
würde der Kaufkraftvorteil demnach noch 7,6 Milliarden Euro betragen. Der
Vorstand des Pestel-Instituts, Matthias Günther, rechnet damit, dass mehr als
90 Prozent des Kaufkraftzuwachses direkt in den Konsum fließen.
"Untersuchungen zeigen sehr deutlich, dass die Sparquote in den unteren
Einkommensregionen gering ist", sagte Günther den Funke-Zeitungen.
Profitieren könnten demnach vor allem der
Tourismus und der Einzelhandel. "Wer jahrelang keinen Urlaub gemacht hat
und nun plötzlich zum ersten Mal seit Langem etwas Geld übrig hat, fährt lieber
an die Nordsee als es direkt wieder zur Seite zu legen", sagte Günther.
Robert Feiger, Bundesvorsitzender der IG BAU und Mitglied der
Mindestlohnkommission, erhofft sich von der Anhebung des Mindestlohns auf 12
Euro ein "kleines Lohn-generiertes Konjunkturpaket, das in der Phase der
Corona-Pandemie in 2022 genau richtig kommt", wie er den Funke-Zeitungen
sagte.
Der Gewerkschaftschef rechnet damit, dass
mit dem Geld mehr Haushaltsanschaffungen getätigt werden. Zugleich könne sich
ein im Niedriglohnbereich Beschäftigter aber "nach wie vor nichts auf die
hohe Kante legen", sagte Feiger. Deutliche Kritik übte der Gewerkschaftschef
am teils hohen Lohngefälle.
"Es ist nicht hinzunehmen, dass
beispielsweise Floristinnen und Gebäudereiniger immer noch im unteren Bereich
der Lohntabelle rangieren. Hier muss um jeden Cent beim Lohn gekämpft werden.
Und das, obwohl Beschäftigte in beiden Branchen voll gefordert sind: Sie müssen
eine qualifizierte Arbeit machen, morgens früh ran, ordentlich zupacken und
sich einiges gefallen lassen", sagte Feiger.
Ziel müsse es daher sein, den
Niedriglohnsektor "mehr und mehr auszutrocknen".
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