Berlin (dts Nachrichtenagentur/MDN) -
DGB-Chef Reiner Hoffmann erwartet wegen der Anhebung des Mindestlohns auf zwölf
Euro im Jahr 2022 spürbare Lohnerhöhungen für die große Mehrheit der
Arbeitnehmer in Deutschland. "Das wird die unteren Lohngruppen nach oben
verschieben", sagte Hoffmann der "Rheinischen Post" (Dienstag).
"Die zwölf Euro werden helfen, den Niedriglohnsektor deutlich
einzudämmen."
Für knapp neun Millionen Arbeitnehmer werde
die Anhebung eine direkte und deutliche Einkommensverbesserung bedeuten. Der
höhere Mindestlohn bedeute aber auch für Arbeitnehmer, die mehr verdienen, eine
Steigerung, da sich das gesamte Lohngefüge nach oben verschieben werde.
"Wir haben in einzelnen Dienstleistungsbranchen, etwa bei den Friseuren
oder in der Gastronomie, einen positiven Effekt: Da werden die untersten
Lohngruppen künftig deutlich über dem Mindestlohn von zwölf Euro liegen
müssen", sagte Hoffmann.
"Wir stabilisieren damit die
Binnennachfrage." Das sei "in diesen Krisenzeiten nicht zu
unterschätzen", sagte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes.
Eine höhere Inflation befürchtet Hoffmann trotzdem nicht.
"Der Inflationsdruck wird Anfang 2022
nachlassen, weil statistische Effekte wegfallen und die Energiepreise
hoffentlich nicht weiter steigen", sagte er. "Die Gewerkschaften
werden in den Lohnverhandlungen natürlich darauf achten, dass die Realeinkommen
nicht sinken. Löhne und Gehälter sollten also mindestens um die Inflationsrate
zulegen, das heißt um durchschnittlich etwa drei Prozent."
Er sehe aber "keine Lohn-Preis-Spirale
auf uns zukommen", so der DGB-Chef.
Text / Foto: dts