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Regenkundler

Geschichte der Meteorologie in Deutschland • Gustav Hellmann • mehr als ein „Regenkundler“

Samstag, 25. Dezember 2021

Während Biografien von großen Physikern seit dem 19. Jahrhundert in großer Fülle existieren, sind literarische Werke über bedeutende Meteorologen eher selten. Größen wie Alfred Wegener oder Vilhelm Bjerknes mögen noch geläufig sein – aber Gustav Hellmann? Der Gelehrte ist selbst unter Meteorologen meist nur wegen des gleichnamigen Regenmessers bekannt. Angesichts der bedeutenden Forschungsarbeiten und umfangreichen Hinterlassenschaften von Prof. Dr. Gustav Hellmann (1854 bis 1939) widmet der Deutsche Wetterdienst über seinen Selbstverlag ihm nun eine umfassende Publikation. Im Rahmen der Reihe „Geschichte der Meteorologie in Deutschland“ erscheint als Band 13 ein zweibändiges Werk, recherchiert und geschrieben von Dr. Joachim Pelkowski. 

Mehr als ein „Regenkundler“

Gustav Hellmann war nicht nur Leiter des Königlich Preußischen Meteorologischen Instituts und leidenschaftlicher Historiker. Er betrieb außerdem intensive Niederschlagsforschungen und war maßgeblich daran beteiligt, ein Netz von zuverlässigen meteorologischen Beobachtungen zu schaffen. Dennoch scheinen seine Spuren verblasst. Daher war es ein Anliegen, durch Einblicke in sein Leben und Wirken sowie einer Zusammenschau seiner wichtigsten Werke die Erinnerung an ihn aufzufrischen. Der Autor Dr. Joachim Pelkowski führte dazu über mehr als vier Jahre akribische Recherchearbeiten durch: Das Wälzen historischer Schriften in seiner Privatbibliothek gehörten genauso dazu wie Reisen nach Berlin zur Staatsbibliothek oder das (unverhoffte) Auffinden von Hellmanns Grabstätte. Herausgekommen ist ein zweiteiliger Band mit dem Titel „Gustav Hellmann – Preußens ergiebigster Meteorologe“, wobei sich der erste Teil dem „Leben und Wirken“ widmet, während Teil 2 „Eine Werkschau“ darstellt.

Kapitelweises Lesen möglich

Das insgesamt 650 Seiten starke Werk ist so aufgebaut, dass jedes Kapitel einzeln gelesen werden kann: Wer sich in aller Kürze über Hellmanns berufliches Wirken informieren will, liest Kapitel 1. Wer sich tiefergehend für das berufliche und private Leben des Meteorologen interessiert, findet im längsten Kapitel 2 nicht nur Antworten, sondern auch den ein oder anderen zum Schmunzeln anregenden Brief von der Mutter an den jungen Hellmann. In Kapitel 3 wird das Bild seines Lebens eingebettet in ein Umfeld von Fachkollegen, zu denen er engere Beziehungen unterhielt oder die sein Wirken in irgendeiner Weise begleitet haben. Es folgen Ausführungen zur Gründung der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft in Kapitel 4, bei der Gustav Hellmann von Anfang an dabei war. Die Leserschaft, die ihn als Urheber seines berühmten Regenmessers kennt (der teils auch heute noch unverändert verwendet wird), und nur dazu Auskunft wünscht, liest Kapitel 5 im ersten Teilband.

Der zweite Teilband schließt mit einer Schau Hellmanns wichtigster Arbeiten an – eine Werkschau. Dem berühmten Regenwerk („Bei weitem die bisher umfangreichste Kompilation 

von Niederschlagsstatistik.“, Zitat Cleveland Abbe) gebührt dabei genauso ein eigenes Kapitel wie dem Oderwerk über Vb-Wetterlagen oder dem 1921 veröffentlichten „Klimaatlas von Deutschland“, der eine richtungweisende und erstmalige Publikation zur Klimakunde darstellte. Der Autor schreibt zum zweiten Teilband: „Nicht bloß Verzeichnis seiner Schriften, die zahlenmäßig an die 400 heranreichen, sondern vielmehr mehrstimmig referierende „Ergographie“ will der zweite Teil dieser Schrift sein. Darin kommen vor allem urteilsfähige zeitgenössische Fachgelehrte zu Wort. Zu einem „Denker“ im landläufigen Sinne wird man Hellmann kaum erheben können, aber in seinen Schriften wird gewiss ein klarer, gründlicher und geistreicher Kopf „sichtbar“. Sie sind der Schlüssel zum Verständnis seiner Persönlichkeit.“ 

„Eindrucksvoll ist dieser Band in der Reihe „Geschichte der Meteorologie in Deutschland“ nicht nur wegen seiner großen wissenschaftshistorischen Bedeutung und Verwendung bisher unveröffentlichter Quellen, sondern auch durch das besondere Talent des Autors, die deutsche Sprache in ihrem Facettenreichtum und ihrer Schönheit mit geistreicher Leichtigkeit zu Papier zu bringen,“ sagt Magdalena Bertelmann, Schriftleiterin des DWD-Selbstverlages. Zitate über oder von Gustav Hellmann als Einstieg eines jeden Kapitels erscheinen dabei wie ein ästhetisches, poetisches i-Tüpfelchen.

Text & Foto: Deutscher Wetterdienst