Foto: Dr. Niklas Münchmeier, Novartis
CAR steht für Chimeric Antigen Receptor – und damit für eine
ganz neue Art der Krebs-Behandlung. Die Idee dahinter: das eigene Immunsystem
dazu zu befähigen, den Krebs selbst zu bekämpfen. Erste Arzneimittel dieser Art
sind bereits zugelassen – sie sind Immun-, Zell- und Gentherapie in einem und
zeigen Wirkung, wo bisher gängige Therapien nicht mehr helfen.
Mit Dr. Niklas Münchmeier, Medical Head Cell & Gene Therapy
bei Novartis Pharma, haben wir uns auf eine medizinische Zeitreise begeben. Wo
stehen wir aktuell bei dieser neuen Therapie und was erwartet uns in der
Zukunft?
Wo stehen wir HEUTE in der Zell- und Gentherapie gegen bestimmte
Tumore?
Dr. Niklas Münchmeier: Wir wissen heute viel mehr über das
Zusammenspiel zwischen dem Immunsystem und dem Tumor bzw. den Tumorzellen als
das noch vor wenigen Jahrzehnten der Fall war. Aus diesen Erkenntnissen ließen
sich Ansatzpunkte ableiten, wie das Immunsystem gegen den Tumor in Stellung
gebracht werden kann. Gleichzeitig hat auch die Gentechnik enorme Fortschritte
gemacht. Heutzutage ist es möglich, Immunzellen eines individuellen Patienten
gezielt genetisch zu modifizieren und ihnen dadurch die Fähigkeit zu verleihen,
gezielt gegen Tumorzellen vorzugehen, die vorher gewissermaßen durch das Raster
des Immunsystems gefallen sind. Man spricht davon, dass die Immunzellen mit
einem chimären Antigenrezeptor, dem CAR, ausgestattet werden. Eine
CAR-T-Behandlung vereint die Merkmale drei innovativer Therapieformen – die der
Immun-, Zell- und Gentherapie. Auf diese Weise können Behandlungserfolge
erzielt werden, weswegen die Zell- und Gentherapie heutzutage eine wichtige
zusätzliche Säule in der Krebstherapie darstellt.
Wie war das GESTERN bzw. in der Vergangenheit?
Münchmeier: In der Krebstherapie wurde und wird schon immer sehr
viel an neuen Behandlungsoptionen geforscht, die die zur Verfügung stehenden
Möglichkeiten kontinuierlich erweitern. Standen den behandelnden Ärzten lange
Zeit nur die „klassischen“ Säulen der Krebstherapie zur Verfügung –
Operationen, zytotoxische Chemotherapien und Bestrahlungen – kamen später
zielgerichtete Therapien und erste Immuntherapien wie z.B.
Checkpoint-Inhibitoren hinzu. Dies hat dazu geführt, dass die Heilungschancen
und Lebenserwartungen von Krebspatienten über die Jahrzehnte hinweg
kontinuierlich gestiegen sind. Die Einführung der Zell- und Gentherapien ist
gewissermaßen das jüngste Kapitel in dieser Geschichte.
Wie könnte die Zukunft der Zell- und Gentherapie im Kampf gegen
Krebs aussehen?
Münchmeier: Die bislang zugelassenen Zell- und Gentherapien sind
nur für die Therapie bestimmter Arten von Blutkrebs anwendbar. Die Entwicklung
schreitet aber in großen Schritten voran, sodass in Zukunft möglicherweise
viele Arten von Krebs mit dieser Methode behandelt werden könnten. Neben
weiteren Blutkrebsarten ist perspektivisch auch ein Einsatz gegen solide Tumore
denkbar. Parallel dazu entwickeln sich auch die technischen Möglichkeiten
weiter, sodass die Behandlung noch einfacher und schneller durchführbar wird.
All dies könnte letztlich den Krebspatienten zugutekommen und deren Chancen auf
ein krebsfreies Leben weiter verbessern.
Text / Foto: Pharma Fakten e.V. / ©Novartis
Pharma GmbH