In Deutschland wiegt etwa jedes sechste Kind
zu viel - Kinderärzte schlagen Alarm
Baierbrunn (ots). Es sind alarmierende
Zahlen: Zwei Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland sind
übergewichtig, davon 800.000 sogar fettleibig, also adipös. Ein Trend, der sich
seit den 1990er Jahren verfestigt hat.
Die Einschränkungen der Corona-Pandemie
haben das Problem noch verstärkt, warnt die Kinderärztin und
Adipositas-Expertin Dr. Susanna Wiegand von der Berliner Charité im
Apothekenmagazin "Baby und Familie".
Gesellschaftlich muss sich viel tun
Wiegand, die am Sozialpädiatrischen Zentrum
der Berliner Charité den Bereich Adipositas leitet, sieht die Ursachen zum
einen beim Angebot der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. "Im Vergleich
zu vor 20 oder 30 Jahren gibt es heute sehr viele verschiedene gesüßte
Fertigprodukte, deren Verpackung auch noch speziell Kinder anspricht",
beobachtet die Kinderärztin. "Zudem bewegen sich Kinder im Mittel immer
weniger. Sie werden mehr mit dem Auto gefahren und verbringen oft viel Zeit mit
Handy und Tablet."
Damit es Kinder und Familien leichter
haben, ein gesundes Gewicht zu halten, müsste sich gesellschaftlich einiges
tun, sagt Susanna Wiegand. So könnte die Werbung für ungesunde Lebensmittel
verboten werden. Der Nutri-Score, also die Nährwertkennzeichnung von
Lebensmitteln, sollte ihrer Ansicht nach verpflichtend sein. "Ungesunde
Lebensmittel könnten noch höher, gesunde niedriger besteuert werden",
schlägt die Medizinerin vor. Und: Die Verpflegung in Schulen und vielen Kitas
müsste besser werden. "Die Kommunen sollten dafür sorgen, dass alle Kinder
mit dem Rad oder zu Fuß zur Schule kommen können. Die Grundschulen könnten noch
mehr für Bewegung tun, Sportvereine mehr in die Schulen integriert werden.
Hallenbäder sollten für alle erschwinglich sein", zählt Wiegand auf.
Ab erstem Geburtstag keine Flaschennahrung
mehr
Adipositas kann schon im Kita-Alter
begünstigt werden: "Ein Klassiker sind Kleinkinder, die fast immer im
Buggy sitzen und zusätzlich zum normalen Essen über den Tag verteilt drei
Nuckelflaschen mit hochkalorischer Pre- oder Folgemilch oder verdünntem Brei
bekommen", klagt die Adipositas-Expertin. "Ab dem ersten Geburtstag
sollte man keine Flaschennahrung mehr geben." Doch auch schon während der
Schwangerschaft haben es Eltern in der Hand, ob ihr Kind später ein gesundes
Gewicht haben wird. "Werdende Mütter sollten sich gesund ernähren,
ausreichend bewegen und nicht rauchen", so Susanna Wiegand. "Babys,
die vor der Geburt über- oder unterversorgt wurden, haben ein höheres Risiko,
später Übergewicht zu entwickeln."
Tipp: Einen BMI-Rechner für Kinder finden
Sie unter https://www.apotheken-umschau.de/hefte/baby-und-familie/.
Text / Foto: Wort & Bild Verlag - news
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