header-placeholder


image header
image
Theater

Lesung-News: Theodor Fontanes „Grete Minde“ als szenische Lesung im Theater Magdeburg

Magdeburg. Theodor Fontanes berühmte Geschichte der Tangermünder Kaufmannstochter Grete Minde wurde vom deutsch-jüdischen Komponisten Eugen Engel um 1930 vertont. Die Oper wird nun am 13. 2. 2022 in Magdeburg uraufgeführt. Im Vorfeld dieser Uraufführung zeigt das Schauspiel ab dem 29. 10. 2021 im Studio eine szenische Lesung zur Novelle. 

Die Novelle »Grete Minde« entführt uns ins 17. Jahrhundert: Die Halbwaise Grete Minde wächst bei ihrem Stiefbruder Gerdt und dessen kaltherziger Frau Trud auf. Ihr einziger Halt ist ihr Freund Valtin, mit dem sie aus den bedrückenden Verhältnissen flieht. Nachdem Valtin drei Jahre später stirbt, kehrt sie mit dem gemeinsamen Kind in ihre Heimatstadt Tangermünde zurück. Als sie bei ihrer Familie um Aufnahme bittet, schlagen ihr Ablehnung und Arroganz entgegen. Aus lauter Verzweiflung entschließt sie sich zu einer radikalen Tat und rächt sich so an ihrer Heimatstadt… 

Fontanes Erzählung beruht auf wahren Begebenheiten: Er schildert damit die Vorgeschichte zum Tangermünder Stadtbrand1617. Im Gegensatz zu Fontanes Geschichte, in der Grete Minde aus Rache zur Brandstifterin wird, gilt die historische Grete Minde heute als zu Unrecht verurteilt. Der deutsch-jüdische Komponist Eugen Engel entdeckte den literarischen Stoff 1930 für seine Oper. ,,Grete Minde" konnte aber in Zeiten des erstarkenden Nationalsozialismus nicht mehr uraufgeführt werden. Die handschriftliche Partitur rettete Engels Tochter 1941 in die Emigration in die USA. Der Komponist selbst wurde 1943 im Vernichtungslager Sobibor ermordet, seine Oper nie aufgeführt. Magdeburgs Generalmusikdirektorin Anna Skryleva wurde 2019 auf das Werk aufmerksam und war sofort begeistert ob der konsequenten Dramaturgie und der expressiven Arien. 

Im Vorfeld dieser einzigartigen Uraufführung bietet das Theater Magdeburg zwei Veranstaltungen, die eine tiefere Beschäftigung mit der literarischen Vorlage ermöglichen sollen: Die szenische Lesung der Novelle, eingerichtet von Paula Sophie Engel, feiert am 29.10.2021 um 19.30 Uhr im Studio des Magdeburger Schauspielhauses Premiere. Die Geschichte wird in wechselnden Rollen von Magdeburger Ensemblemitgliedern sowie Valentin Kleinschmidt und Peter Wittig als Gäste gelesen. Projektionen mit Aufnahmen aus Tangermünde sorgen für eine klare Verortung, die Kostüme in fließenden Farben fügen sich dezent ins Bühnenbild ein und lassen der Geschichte viel Raum. 

In Vorbereitung auf die Oper organisiert das Theater Magdeburg außerdem ein wissenschaftliches Symposium, das einen Tag vor der Premiere, am 12. 2. 2022, im Opernhaus abgehalten wird. Dort zeigen Experten aus der Musikwissenschaft, welche Qualitäten das Werk von Eugen Engel beinhaltet und hinter welchem stilistischen Hintergrund es geprägt wurde. Das Symposium richtet sich sowohl an ein musikwissenschaftliches Fachpublikum als auch an die theaterinteressierte Öffentlichkeit.

Weitere Termine: Sa. 30. 10. 2021, 19.30 Uhr; Fr. 3. 12. 2021, 19.30 Uhr