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POESIE AUS MAGDEBURG ZUM SONNTAG - Rumpelstilzchens wahres Ende


Rumpelstilzchens wahres Ende


Die alte Elster konnte berichten
von Rumpelstilzchen wahre Geschichten:
Es riss ich nicht in der Mitte entzwei,
denn hier am See waren Zeugen dabei!

Natürlich war damals sein Zorn sehr groß,
der kleine Wicht tobte wild darauf los.
Mit Kopfsprung – so drang er ins Erdreich ein,
man hörte ihn über den Teufel schrei’n.

Des Heinzelmanns Beine schauten – o, Graus,
gut sichtbar für alle oben heraus.
Und mit den Jahren, es war wie ein Traum,
wuchs jeweils daraus ein kräftiger Baum

mit Ästen und grünen Zweigen daran,
dass jeder Wanderer freuen sich kann.
Am Neustädter See* ist dieses gescheh‘n.
Und wer dort entlang geht, kann es noch sehn.

Wie gut, das die Elster nicht gezaudert
und uns zum Glück alles ausgeplaudert,
sonst hätten wir niemals mehr erfahren,
wie es einst ablief vor all den Jahren…

Helga Schettge


* Am Neustädter See in Magdeburg kann man einen Eschen-Ahorn-Baum
zu Beginn des bewachten Badestrandes erblicken, dessen Stamm
sich kurz über dem Erdboden teilt, so dass er den Eindruck erweckt, als 
würden sich zwei Beine gen Himmel strecken.

Entnommen aus:
Kastanienblüten. 
– Hohenwarsleben: vabaduse.de, 2017. – 
ISBN: 978-3-96004-005-7
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