(ams). Kann ein Gewitter bei Menschen Asthmaanfälle auslösen? Das ist tatsächlich möglich: Fachleute beobachten immer wieder, dass die Zahl von Patientinnen und Patienten mit Asthmasymptomen bei sehr starken Gewittern zunimmt. Bekanntestes Beispiel ist ein schweres Gewitterereignis im australischen Melbourne im November 2016, bei dem in kurzer Zeit tausende Menschen wegen Atemnot und allergischer Beschwerden ärztlich behandelt werden mussten.
Noch ist das sogenannte Gewitterasthma ein eher seltenes Phänomen. Bedingt durch den Klimawandel und die damit beobachtete Zunahme von extremen Starkregen- und Unwetterereignissen könnte es jedoch künftig häufiger auftreten.
Bei Gewitterasthma besteht immer ein Zusammenhang zwischen Unwetter und Pollenflug. Auslöser für das Ereignis in Melbourne waren offenbar große Mengen an Gräserpollen und anderen Allergenen wie zum Beispiel Feinstaub, die durch die starken Winde des Gewitters in oberen Luftschichten konzentriert und dann durch Fallwinde wieder nach unten gedrückt wurden. Dadurch kam es dann zu einem schnellen Anstieg der Pollenkonzentration. Der aufkommende Regen und die elektromagnetische Spannung führen - so die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse - zum Platzen der Pollen, wodurch kleinste Partikel, wie Allergene, freigesetzt werden.
Diese Partikel sind viel kleiner als die eigentlichen Pollen und können daher auch tiefer in die Bronchien eindringen und dort Asthma-Anfälle auslösen - auch wenn die Betroffenen gar keine Asthmatiker sind.
Nicht nur Menschen mit diagnostiziertem Asthma betroffen
Das Gewitterasthma trifft nicht nur Menschen mit diagnostiziertem Asthma, sondern auch jene, die bislang keinerlei derartige Beschwerden hatten. Im Fall von Melbourne waren dies immerhin rund 40 Prozent.
Bei Gewitter Fenster schließen und nicht ins Freie gehen
"Wer an Asthma oder einer Pollenallergie leidet, sollte daher während eines Gewitters in der Pollensaison die Fenster schließen, sodass die freischwebenden Pollenpartikel nicht ins Haus gelangen können", sagt Dr. Eike Eymers, Ärztin im AOK-Bundesverband. Wer draußen vom Gewitter überrascht wird, ist gut beraten, seine Atemwege gut zu schützen: "Da die Partikel sehr, sehr klein sind, bietet eine FFP2-Maske den besten Schutz", so Ärztin Eymers weiter.
Auf Wettervorhersage achten
Eine genaue Vorhersage, ob ein Gewitter eine Asthmawelle auslösen wird, ist nicht möglich, da immer mehrere Faktoren zusammentreffen müssen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte sich in der Pollensaison regelmäßig beim Wetterdienst informieren, ob ein Gewitter droht. Asthmatikerinnen und Asthmatiker, die besonders anfällig für Gewitterasthma sind, sollten Rücksprache mit ihrem Arzt/ihrer Ärztin halten und gegebenenfalls vorbeugend ihr Asthmaspray nutzen.
Text / Foto: AOK Bundesverband / Symbolfoto pixabay