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Areal um Faunbrunnen wird zum Heinrich-Apel-Platz / Stadtrat beschließt Umbenennung zu Ehren des 2020 verstorbenen Künstlers

Donnerstag, den 15. Juli 2021

Dr. Heinrich Apel hat mit seinen Kunstwerken an vielen Stellen Magdeburg seine Spuren hinterlassen. Der Stadtrat hat nun in seiner Sitzung heute beschlossen, die Fläche um den Faunbrunnen in der Leiterstraße als "Heinrich-Apel-Platz" zu benennen. Mit dieser Benennung soll der 2020 verstorbene Künstler gewürdigt werden. Die neue Bezeichnung zieht keine Adressänderung nach sich. 
 
Der Faunbrunnen, auch bekannt als Teufelsbrunnen, in der Leiterstraße wurde von dem Magdeburger Künstler und Bildhauer, Dr. Heinrich Apel (5. Mai 1935 – 24. Mai 2020), geschaffen und bildet den Mittelpunkt der Fußgängerzone. Zu Ehren des verstorbenen Künstlers wird der Platz um den Faunbrunnen in Heinrich-Apel-Platz umbenannt. Dieser Benennung folgt keine Adressänderung, da es sich ausschließend um die Fläche um das Kunstwerk herum handelt.
 
Der Magdeburger Faunbrunnen

Es begann mit einem "Kessel Buntes" – so der Arbeitstitel von Apel für den Faunbrunnen in der Leiterstraße. Der Guss des Brunnens erfolgte, im Zuge der Umgestaltung der Fußgängerzone, im Dieselmotorwerk Rostock. Die Figuren wiederum entstanden in der Kunst- und Glockengießerei Lauchhammer. Nach der Montage vom Bau- und Montagekombinat Magdeburg wurde der Brunnen im Juni 1986 mit einem großen Fest eröffnet. 1989 wurde der Brunnen auf einer DDR-Briefmarke dargestellt.
 
Der Bronzekessel mit 3,2 Meter Durchmesser steht auf einem runden Podest aus Backsteinen und trägt an der Ostseite das Wappen der Landeshauptstadt. Besonders auffällig sind die zahlreichen Figuren, die den Bronzekessel zieren oder scheinbar aus dem Topf heraus agieren. Die zwei miteinander raufenden Jungen, die zwei sich gegenseitig abtrocknenden Frauen und ein in die Ferne schauender Mann wirken wie zufällig platziert und doch hat jede Figur für sich eine eigene Bedeutung.
 
Alle dargestellten Figuren am, auf oder in dem Bronzekessel sind nackt. Eine weitere Figur des Absurdums ist der urinierende Hund an der Außenseite des Kessels. Oben auf dem Rand des Kessels sitzen verschieden dargestellte Faune, die als Wasserspeier fungieren und scheinbar unbemerkt vom Topfrand herunterspucken. Diese Faunen sind als Mischwesen aus Ziege und Mensch dargestellt und symbolisieren den schlechten Einfluss, der auf die Menschen wirkt.
 
Die Interpretationsmöglichkeiten des humorvollen Kunstwerkes sind vielfältig, wobei Liebe und Sexualität – durch turtelnde Tauben, Faune, Sirene und nackten Menschen dargestellt – einen bedeutenden Stellenwert einnehmen. Dr. Heinrich Apel ließ hier viele Interpretationsmöglichkeiten offen. Genau das macht den Reiz aus, denn jede*r Betrachter*in wird Interpretationsspielraum geboten.
 
Kurzvita von Heinrich Apel

Dr. Heinrich Apel wurde 1935 in Schwaneberg geboren. Im Alter von zehn Jahren sieht er, von seinem Geburtsort Schwaneberg aus in der Nacht des 16. Januar 1945 den erleuchteten Himmel über der brennenden Stadt Magdeburg. Der Krieg machte ihn zum Angehörigen einer speziellen Generation. Einer Generation, die sich angesichts der Zerstörungen vor der historischen Aufgabe sah, ihr Leben dem Wiederaufbau zu widmen.
 
Bereits während seines Kunststudiums an der Burg Giebichenstein in Halle (Saale) von 1953 bis 1959 war Apel regelmäßig als Praktikant am Magdeburger Dom an den laufenden Reparaturarbeiten beteiligt. Danach arbeitete er als freier Bildhauer. Seine intensive Beschäftigung mit der Bildhauerkunst verschiedener historischer Epochen ließ ihn sowohl als Denkmalpfleger als auch als Künstler kenntnisreich und vielseitig agieren.
 
Es entstanden zahlreiche Werke wie Türklinken, Bronzetüren, Brunnen, Leuchter, Stelen und andere freie künstlerische Erschaffungen. Dr. Heinrich Apel verstand es, seine Werke zum Sprechen zu bringen und schaffte so Poesie zum Anfassen. Für seine Schaffenskraft wurde er mehrfach ausgezeichnet. Apel betonte oft, dass "seine Kunst, die aus der Geschichte schöpfte, auf das Handwerk aufbaute und so den Alltag und die Gegenwart bereicherte".
 
Weitere bekannte Werke von Heinrich Apel

Zu den bekanntesten Werken von Dr. Heinrich Apel gehören neben dem Faunbrunen in der Leiterstraße unter anderem das Bronzeportal des Alten Rathauses, die Türklinkengestaltung des Doms zu Magdeburg, der Eulenspiegelbrunnen und die Eingangstüren des Klosters Unser Lieben Frauen. Auch über die Grenze Magdeburgs hinaus ist Heinrich Apel bekannt. So befindet sich zum Beispiel in Pretzien in der St.-Thomas-Kirche ein Taufbecken und in Dresden, am Neustädter Markt, die Plastik des Hofnarren "Fröhlich". Weitere Werke von Apel stehen unter anderem in Berlin, Halle (Saale), Frankfurt (Oder), Bernburg, Salzwedel, Worms und Klostermansfeld.