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Sicher Haus 6

Gesundheit-News: Gesund Aufwachsen - Kinderunfälle verhindern - Sicher zu Hause sein

6. April 2021

(ams). Pfannen auf dem Herd, Steckdosen, Kabel, Treppen, Putzmittel - alles weckt die kindliche Neugier. Wie Eltern Gefahrenquellen für ihren Nachwuchs eindämmen und im Fall der Fälle handeln können, sagt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband.

Was brutzelt denn da oben auf dem Herd und riecht so lecker? Das kleine Kind streckt sich nach oben, erwischt den Stil der Pfanne - und schon ist es passiert. Dabei wollen Kinder doch nur die Welt entdecken. Dabei kann so manche Forschungsreise böse enden. Die meisten Unfälle von kleinen Kindern passieren nämlich nicht auf der Straße, sondern in den eigenen vier Wänden. Doch die Gefahren zu Hause werden von den Erwachsenen oft unterschätzt. Stürze, Verbrennungen und Verbrühungen, Schlucken von Gegenständen, Medikamenten oder giftigen Haushaltsmitteln und sogar Ertrinken sind typische Unfälle insbesondere von Säuglingen und Kleinkindern.

Mehrzahl der Kinderunfälle passieren zuhause

1,7 Millionen Kinder müssen jedes Jahr nach einem Unfall zum Arzt gebracht, weitere 200.000 sogar im Krankenhaus behandelt werden, so die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Mehr Sicherheit für Kinder e.V.

"Tatsächlich sind Unfallverletzungen für Kinder ab einem Jahr sogar die häufigste Todesursache, doch glücklicherweise sind die Zahlen rückläufig", sagt Ärztin Debrodt. Über 60 Prozent aller Kinderunfälle passieren in der eigenen Wohnung oder in der häuslichen Umgebung, wie Untersuchungen zeigen. Doch nur neun Prozent der Eltern gehen davon aus, dass ihr Kind in der eigenen Wohnung gefährdet ist, wie eine Elternumfrage der BAG ergab. Aus Sicht der Eltern ist der Straßenverkehr die größte Gefahrenquelle, doch dort passieren tatsächlich nur sieben Prozent der Unfälle bei Kindern bis zu fünf Jahren.

Brennpunkt Küche

In der Küche stehen interessante Geräte herum, es wird Gemüse geschnitten, Teig gerührt, Suppe gekocht und Kuchen gebacken - für die Kinder ein sehr einladender, mitunter aber auch gefährlicher Ort. Da gerade die bis zu Fünfjährigen nicht groß genug sind, um zu sehen, was auf Arbeits- und Kochflächen herumsteht, greifen sie von unten darauf zu und können sich die Hand an der heißen Herdplatte verbrennen. Auch elektrische Küchengeräte wie Wasserkocher oder Kaffeemaschine sollten für die kleinen Entdecker außer Reichweite sein, das gilt ebenso für die dazugehörigen Kabel. Zusätzlich können Herdschutzgitter und Backofenfensterschutz montiert werden. Auch abseits der Elektrogeräte lauern Gefahrenquellen. Daher sollten Tischdecken auf Küchen- und Esstischen ebenfalls entfernt werden, denn Kinder ziehen gerne daran, sodass Kaffeebecher und Teekannen samt heißem Inhalt herunterfallen und zu schweren Verbrennungen bei den Kleinen führen können.

Verbrennungen und Verbrühungen

Wenn Kinder sich verbrennen oder verbrühen, sollten Eltern Ruhe bewahren und ihr Kind beruhigen. Zuerst sollte in Brand geratene Kleidung mit Wasser gelöscht oder die Flammen mit einer Decke erstickt werden, so Medizinerin Debrodt. Bei Verbrühungen muss die mit heißer Flüssigkeit durchtränkte Kleidung rasch, aber vorsichtig ausgezogen werden. Kleinflächige Verbrennungen, zum Beispiel am Finger, werden am besten mit handwarmem Wasser (mindestens 15 Grad Celsius) für zehn bis 15 Minuten gekühlt. Bei großflächigen Verbrennungen, auch bei Kleinkindern und Säuglingen, wird nicht gekühlt, da das zu einer gefährlichen Unterkühlung führen kann. Besser ist es, betroffene Körperteile mit einem keimfreien Verbandtuch abzudecken und schnell den Notruf 112 wählen.

"Brandsalben, Brandbinden oder Öl dürfen nicht auf die Wunde aufgetragen werden, weil sie die Hitze im Gewebe halten und so verhindern, dass die Haut mit Luft versorgt wird", sagt Medizinerin Debrodt. Auch sogenannte Hausmittel wie Mehl, Puder oder Öl sind tabu.

Sicherer Badespaß

In der Badewanne zu planschen, das macht besonders großen Spaß. Doch Vorsicht: Gerade Säuglinge können selbst bei einer Wassertiefe von nur fünf Zentimetern ertrinken. Deshalb sollten Eltern ihre Babys und Kleinkinder im Wasser immer selbst beaufsichtigen und die Aufsicht nicht älteren Geschwisterkindern überlassen. Wenn Eltern ihr Kind bewusstlos ohne Atem und Puls auffinden, dann muss unverzüglich mit der Herzkreislaufwiederbelebung begonnen werden. Eine zweite Person sollte sofort den Notruf 112 verständigen. Ist das Kind nach einem Badeunfall noch bei Bewusstsein, dann sollte es in warme Decken gewickelt werden, um es langsam zu erwärmen. Auch nach einem solchen Ereignis sollte es dem Kinderarzt vorgestellt werden, da Wasser in die Lungen eingedrungen sein kann. Das kann auch Stunden später noch zu Komplikationen führen.

Eine weitere Gefahr im Bad geht von elektrischen Geräten aus. Kinder müssen von den Eltern erfahren, dass Wasser und Strom eine lebensgefährliche Kombination darstellen. Fön und Rasierapparat sollten nach Gebrauch vom Netz genommen und weggeräumt werden.

Verschlucken

Egal ob Münze, Ohrring oder Spielzeug: Kleine Kinder nehmen aus Neugier Gegenstände in den Mund. Wenn diese in die Luftröhre gelangen, besteht die Gefahr, dass die Atemwege blockiert werden und das Kind keine Luft mehr bekommt: Dann schleunigst das Kind mit Kopf und Bauch nach unten über den Unterarm legen und kräftig auf den Rücken zwischen die Schulterblätter klopfen. Größere Kinder vornüberbeugen und feste auf den Rücken zwischen die Schulterblätter schlagen. Der Fremdkörper kommt dann oft zum Vorschein und das Kind kann wieder schlucken und atmen. Hat das Kind Knopfzellbatterien oder Näh- beziehungsweise Stecknadeln verschluckt, muss immer ärztliche Hilfe aufgesucht werden. Spielsachen sollten für das Alter des Kindes geeignet und bei Kindern unter drei Jahren nicht aus Kleinteilen bestehen. Gegenstände, die kleiner als ein Tischtennisball sind, immer außer Reichweite des Nachwuchses deponieren.

Vergiftungen

Auch Vergiftungen sind typische Notfälle bei Kindern, insbesondere bei den Zwei- bis Vierjährigen. Wenn Geschirrspülmittel, Waschpulver, Möbelpolitur, Nagellack, Putzmittel oder auch Medikamente nicht sicher verwahrt sind, probieren Kinder sie gerne einmal aus. "Symptome einer Vergiftung können von Übelkeit und Erbrechen, Bauch- und Kopfschmerzen bis hin zu Verwirrtheits- und Bewusstseinseintrübungen reichen", erklärt Debrodt. Dann heißt es, sofort den Notarzt verständigen, anschließend bei einer Giftnotrufzentrale anrufen, die es überall in Deutschland gibt. 

Hier empfiehlt man gegebenenfalls, dem Kind Wasser (ohne Kohlensäure), Saft oder Tee zu geben, damit das Gift verdünnt wird. Vorher - wenn vorhanden - Reste der eingenommenen Substanz im Mund entfernen. Verspürt das Kind Brechreiz, im Liegen Kopf zur Seite wenden, im Sitzen Kopf nach vorne beugen und ein Gefäß unter den Mund halten. "Wichtig ist, dass das Kind Erbrochenes nicht einatmet. Das Erbrechen sollte auch nicht künstlich herbeigeführt werden, das kann bei bestimmten Substanzen sogar gefährlich sein", so Ärztin Debrodt.

Stürze vermeiden

Auf dem Wickeltisch immer eine Hand am Baby halten!

Treppen mit einem Schutzgitter versehen. Mit den Kindern im Krabbelalter üben, rückwärts die Treppe herunterzuklettern.

Kleine Kinder niemals bei geöffnetem Fenster oder auf dem Balkon allein lassen. Fenster und Türen mit kindersicheren, abschließbaren Griffen versehen. Keine Steighilfen, wie Stuhl, Tisch, Blumenkübel am Fenster oder Balkongitter platzieren.

Hochstuhl kippsicher aufstellen, Regale an der Wand fixieren.

Anti-Rutsch-Matten in die Badewanne legen.

Hochbetten eignen sich erst ab Schulalter.



Text / Foto: AOK Bundesverband