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april 3109706 1920

POESIE AUS MAGDEBURG ZUM ABEND


April, April

Wir saßen auf den Stufen
bei diesem alten Haus,
ging eine Frau vorüber, 
dann riefen wir gleich aus:

Guck mal, du hast im Strumpf ein Loch -
am rechten Bein - na, gucke doch!
Und hielt die gute Tante still, 
dann riefen wir: April, April!!

Wir waren junge Leute
in dieser großen Stadt
und steckten uns’re Nasen
in jedes Zeitungsblatt.

Da stand so manch’ Ereignis drin,
das hatte wirklich keinen Sinn.
Am Tag darauf, las man dort still:
Das war doch nur: April, April ...

Heut’ scheint die ganze Erde,
als wäre sie verdreht.
Man hört und sieht so vieles,
was man nicht mehr versteht.

Das Dasein gleicht ‘nem Irrenhaus -
mal spielt man mit, mal bricht man aus.
Im allgemeinen hält man still
vom Mai bis einschließlich April.

 Helga Schettge 

Entnommen aus:
Wo fliegen unsre Träume hin… - 2. Auf.-
Oschersleben: Dr.-Ziethen-Verl., 2012. –
ISBN: 978-3-93838011-6