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Sachsen-Anhalt-News: Jahresbilanz 2020: Die Zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber (ZASt) unter Corona-Bedingungen

Montag, den 28. Dezember 2020

Kein anderes Ereignis hat das Leben der Menschen in den letzten Jahren so verändert, wie die Corona-Pandemie. Das betrifft natürlich auch die Zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber des Landes Sachsen-Anhalt (ZASt) in Halberstadt. 

Der Präsident des für die ZASt zuständigen Landesverwaltungsamtes, Thomas Pleye (Foto) resümiert die Lage in der Unterkunft: „Auch hier ist das Virus erstmalig Ende März aufgetreten und hatte für zahlreiche organisatorische und räumliche Veränderungen gesorgt. Rückblickend können wir sagen, dass wir diese gewaltige Herausforderung gemeistert haben und inzwischen routiniert tagtäglich bewältigen. Dafür möchte ich mich ausdrücklich bei allen Beteiligten bedanken. Die ZASt mit der Hauptstelle in Halberstadt, den Landesaufnahmeeinrichtungen in Magdeburg und Bernburg sowie vier Außenstellen unter diesen Bedingungen am Laufen zu halten, ist keine Selbstverständlichkeit und erfordert nach wie vor den ganzen Einsatz der hier tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Dienstleister.“

Es war ein Donnerstagabend, genau der 26. März 2020, an welchem das Corona-Virus auch die Zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber des Landes Sachsen-Anhalt (ZASt) erreichte. Ein Bewohner der ZASt war im Rahmen der turnusmäßigen Verteilung auf die Landkreise bzw. kreisfreien Städte positiv auf das Corona-Virus getestet worden. 

Bereits seit dem 28. Februar dieses Jahres wurden alle Neuzugänge in der ZASt in Halberstadt auf das Coronavirus getestet. Alle Untersuchungen waren zu dem Zeitpunkt negativ. Zwischen der Abstrichnahme und dem Vorliegen des Testergebnisses wurden Neuzugänge in der Einrichtung in Halberstadt von den anderen Bewohnerinnen und Bewohnern separiert untergebracht.

Nach den Vorgaben des RKI und des Pandemie-Stabes des Landes Sachsen-Anhalt wurde als sofort einzuleitende Maßnahme durch das Gesundheitsamt des Landkreises Harz die Zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber in Halberstadt unter Quarantäne gestellt. Konkret betraf die Quarantäneanordnung den Hauptstandort in der Friedrich-List-Straße und damit die insgesamt 839 Bewohner, davon 172 Frauen und 189 Kinder. Diese wurden in Gruppen eingeteilt, die räumlich voneinander zu trennen waren.

Für die Bewohnerschaft bedeutete das ua. extreme Einschränkungen ihrer Bewegungsfreiheit. Für das Betreuerteam hieß das ad hoc externe Lieferanten zu organisieren, die sich sowohl um die Ernährung als auch um die Lieferung von Dingen des täglichen Bedarfs wie Windeln oder Hygieneartikel kümmern mussten. 

„Die Gesamtumstände waren für alle Beteiligten eine Ausnahmesituation. Leider, und das möchte ich an dieser Stelle auch noch einmal besonders thematisieren, kam es hier zu unschönen Szenen, die die Bemühungen um ein vernünftiges und respektvolles Miteinander beeinträchtigten.“, so Pleye weiter. 

So wurden die Abgrenzungen und Zäune, die zwischen den einzelnen Bereichen aufgestellt waren, um eine Kohortierung der Bewohner und somit Schutz vor weiteren Infektionen zu ermöglichen, von einzelnen Personen umgeworfen, Fenster und Sanitäreinrichtungen wurden beschädigt, Essen landete aus Protest auf dem Boden. Es kam zu Handgemengen und leider auch vereinzelt zu unangemessenen Maßnahmen seitens einiger Sicherheitsmitarbeiter, die als Dienstleister zur Unterstützung engagiert worden waren.

Der Präsident unterstreicht: „Die Vorkommnisse wurden von uns jeweils zur Anzeige gebracht und entsprechende Konsequenzen gezogen. Ich möchte noch einmal deutlich machen, dass derartige Handlungen nicht toleriert werden und wir jeder Form eines unangemessenen Verhaltens sowohl seitens der Bewohnerschaft als auch seitens des Sicherheitspersonals nachgehen.“

Am 4. Mai konnte die Quarantäne für die ZASt wieder aufgehoben werden. Damit konnte auch das vorbereitete Konzept zum weiteren Vorgehen umgesetzt werden. Das Konzept sah und sieht neben umfangreichen Hygienemaßnahmen und Zugangsbeschränkungen die Reduzierung der Belegung in der Hauptstelle der ZASt und deren Nebenstellen, die Aufteilung von Liegenschaften in getrennte Wohnbereiche sowie die Einrichtung eines Infektionsschutzteams vor. 

Die Erstaufnahme neuer Asylsuchender wird seit Anfang Mai, mit Aufhebung der Gesamtquarantäne für die ZASt, temporär in der erheblich kleineren Nebenstelle in Magdeburg durchgeführt. Erst nach erfolgter Registrierung und negativer Testung auf SARS-CoV2 werden die Personen nach Halberstadt verlegt. Das Infektionsschutzteam unterstützt die Bediensteten der ZASt bei der Umsetzung des genannten Konzeptes, sensibilisiert die Bediensteten und die Bewohner bezüglich der in der Pandemie gebotenen Verhaltensregeln, führt Symptomkontrollen und im Bedarfsfall Testungen auf das Virus SARS-CoV2 durch. Bei der Durchführung dieser Maßnahmen wird die ZASt im Bereich der sozialen Betreuung, bei der Sprachmittlung und im medizinischen Bereich von externen Hilfsorganisationen unterstützt.

Als ergänzende Maßnahme wurden temporär zusätzliche Außenstellen der ZASt zur Unterbringung von Familien mit minderjährigen Kindern und Personen, die ein höheres Risiko für einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf z.B. in der Folge von Vorerkrankungen haben, eingerichtet. Zunächst wurden in Halberstadt und in Benneckenstein temporäre Außenstellen geschaffen, deren Nutzung zwischenzeitlich wieder beendet worden ist. Seit dem 3. September 2020 hat eine temporäre Außenstelle in der Stadt Falkenstein und seit dem 23. November 2020 eine weitere in Blankenburg den Betrieb aufgenommen. Speziell zur infektionsschutzrechtlich gebotenen Separierung von mit SARS-CoV2 infizierten Bewohnern und ihren Familienmitgliedern wird seit dem 23. März temporär zudem in Quedlinburg eine Außenstelle genutzt.

SARS-Cov2 hat die ZASt im Jahr 2020 vor große Herausforderungen gestellt. Die ZASt hat aber beweisen können, dass man diesen Herausforderungen mit den folgenden Maßnahmen erfolgreich entgegentreten kann:

-  Orientierung an den RKI-Empfehlungen
-  Umsetzung der erarbeiteten Teststrategie 
-  Erstellen und Umsetzen eines einrichtungsbezogenen Hygienekonzepts
-  Aufbau und Einsatz eines Infektionsschutzteams sowie weitergehende personelle Unterstützung
-  umfassende Information der Bediensteten und der Bewohner
-  enge Abstimmung mit allen beteiligten Akteuren, insbesondere dem örtlich zuständigen Gesundheitsamt
-  pandemieangemessene Anpassung der Belegung der Einrichtungen der ZASt
-  Bildung möglichst kleiner Kohorten, z. B. durch eine bauliche Trennung der Unterkunftsbereiche

Durch die konsequente Umsetzung dieser Maßnahmen ist es gelungen, seit Mai umfassende objektbezogene Quarantänemaßnahmen in den einzelnen Objekten der ZASt zu verhindern und Maßnahmen zum Schutz von Risikopersonen umzusetzen. Die Maßnahmen verfolgen das Ziel ein mögliches Ausbruchsgeschehen frühzeitig einzudämmen. Umfassende Quarantäneanordnungen sollen zukünftig vermieden werden. 

Aktuell befinden sich 495 Bewohner in der ZASt Halberstadt und weitere 361 in den Neben- und Außenstellen. 18 Bewohner sind derzeit positiv auf das Corona-Virus getestet. (Stand 28.12.)

Diese organisatorischen Veränderungen haben sich in der Folge natürlich auf die Anzahl des Personals ausgewirkt. Betreuten im Januar 2020 noch 110 Mitarbeiter (incl. Dienstleister wie Sicherheits- und Servicepersonal, Reinigung, Verpflegung, Sozialdienste etc) die ZASt und die Außenstelle (OdF) in Halberstadt, sind derzeit 180 Mitarbeiter (incl. Dienstleister aus den Bereichen Wachschutz, Servicepersonal, Reinigung, Verpflegung, Sozialdienste etc) für die Abläufe in der ZASt Halberstadt sowie den Neben- und Außenstellen (HLB OdF, QLB, Pansfelde und Blankenburg) im Einsatz.