Sonntag, den 6. Dezember 2020
„Köchinnen
und Kellner nicht im Regen stehen lassen“
Corona-Schutzschirm für Beschäftigte im Magdeburger Hotel- und Gaststättengewerbe
gefordert: Der Lockdown für die Branche trifft nicht nur die rund 380 Unternehmen mit
voller Wucht, sondern bringt auch die 4.600 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in
existentielle Nöte, warnt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).
„Köchinnen, Kellner und Hotelangestellte haben seit dem Frühjahr mit massiven finanziellen
Einbußen durch die Kurzarbeit zu kämpfen. Wegen der meist niedrigen Löhne im Gastgewerbe
und des fehlenden Trinkgeldes sind nun auch die letzten Reserven aufgebraucht. Das Geld
reicht kaum mehr für die Miete – von Weihnachtsgeschenken ganz zu schweigen“, sagt Holger
Willem, Geschäftsführer der NGG-Region Magdeburg.
Die NGG fordert deshalb die Bundesregierung auf, den Beschäftigten im Gastgewerbe eine
Corona-Sofort-Nothilfe in Höhe von 1.000 Euro zu zahlen. „Die Politik greift den Firmen mit
enormen Summen unter die Arme, um eine Pleitewelle zu verhindern. Jetzt darf sie die
Beschäftigten nicht im Regen stehen lassen“, so Willem. Nach Einschätzung der NGG würden
sich die Kosten für eine Beschäftigten-Nothilfe im Dezember auf rund 600 Millionen Euro
belaufen. Zum Vergleich: Die Unternehmenshilfen im Gastgewerbe kosten den Staat laut
Bundesregierung allein in diesem Monat 17 Milliarden Euro.
Außerdem müsse die Auszahlung der Unternehmenshilfen an den Erhalt von Arbeitsplätzen
geknüpft werden. „Es darf nicht sein, dass sich Wirte und Hoteliers jetzt 75 Prozent des
Vorjahresumsatzes erstatten lassen und wenig später ihre Mitarbeiter vor die Tür setzen“,
unterstreicht Willem. Zwar befänden sich die Unternehmen in einer historisch einmaligen Krise.
Diese müsse aber gemeinsam mit den Beschäftigten ausgestanden werden – nicht zuletzt, um
Fachkräfte zu halten, die nach der Pandemie dringend gebraucht würden.
Nach Angaben der Hans-Böckler-Stiftung könnte die Einführung eines „MindestKurzarbeitergeldes“ entscheidend dabei helfen, die Einkommenseinbußen im Niedriglohnsektor
gering zu halten. Frankreich habe ein solches, an den gesetzlichen Mindestlohn gekoppeltes
Modell erfolgreich eingeführt. Hierzulande müsste ein „Mindest-KuG“ damit bei 1.200 Euro im
Monat liegen, so die Stiftung. Die Gewerkschaft NGG fordert Bund und Länder dazu auf, diesen
Vorschlag eingehend zu prüfen, um Verwerfungen am unteren Ende der Einkommensskala zu
verhindern.
„Klar ist auch, dass die Politik rasch einen Fahrplan vorlegen muss, wie es im neuen Jahr
weitergeht“, fordert Gewerkschafter Willem. Bis eine Covid-19-Impfung für die gesamte
Bevölkerung bereitstehe, könnten noch Monate vergehen – eine Zeit, die Unternehmen und
Beschäftigte im heimischen Gastgewerbe ohne weitere Hilfen nicht haben.
Nach Angaben der Arbeitsagentur beschäftigt die Gastronomie in Magdeburg 3.970 Menschen
in 354 Betrieben. Weitere 662 Beschäftigte arbeiten in 25 Unternehmen des
Beherbergungsgewerbes.
Foto: Wegen Corona geschlossen: Die
Gastronomie zählt zu den am stärksten
von der Pandemie betroffenen
Branchen. Um die finanziellen Nöte der
Beschäftigten zu lindern, fordert die
Gewerkschaft NGG Soforthilfen im
Dezember. © NGG