Dienstag, den 27. Oktober 2020
Magdeburg. Es kommt relativ selten vor, dass der Magdeburger Stadtrat bei größeren Projekten
gegen die Vorschläge der Verwaltung stimmt. Doch bei der Prüfung für den Bau einer Seilbahn
über die Elbe will der Stadtrat offenbar unbedingt entgegen der Empfehlung der Verwaltung das
Geld des Steuerzahlers ausgeben.
Der Verwaltung der Stadt Magdeburg wurde ein Prüfauftrag für die zu erwartenden Kosten für den
Bau und den Betrieb einer Seilbahn über die Elbe, primär für die im Stadtratsbeschluss skizzierte
Trasse vom Wissenschaftshafen zum Elbauenpark, erteilt.
Allein durch das notwendige Gutachten und weitere Machbarkeitsuntersuchungen könnten Kosten
von 50.000 Euro bis 150.000 Euro entstehen. Sollte die Seilbahn tatsächlich gebaut werden, sind
Millionenbeträge für den Bau und für den absehbar defizitären Betrieb fällig.
Dabei hat die Verwaltung bereits bei der Abstimmung über die Entscheidung im Magdeburger
Stadtrat und schon vorher im Fachausschuss deutlich gemacht, dass Planung, Bau und Betrieb
von Seilbahnen mit einem großen finanziellen Aufwand verbunden sind. Eine Seilbahn erfordere
neben den Investitionskosten erhebliche laufende Kosten für Betrieb bzw. Personal und für die
technische Wartung. Die im Elbauenpark zur Bundesgartenschau im Jahr 1999 betriebene
Kabinenbahn wurde aus betriebswirtschaftlichen Gründen nach einigen Jahren eingestellt.
Auch aus Sicht des Bundes der Steuerzahler ist eine solche Seilbahn in Magdeburg weder
kostendeckend zu betreiben noch hat sie verkehrspolitisch einen Sinn, da die anvisierten
Standorte bereits durch den Straßenbahn- und Busverkehr erschlossen sind. Den hohen Kosten
für eine Seilbahn steht kein adäquater Nutzen gegenüber. Eine Seilbahn könnte sogar zu
negativen Effekten für das ÖPNV-Angebot und dessen Wirtschaftlichkeit führen. Außerdem gibt es
in Magdeburg – aktuell und in Zukunft – wichtigere große Verkehrsprojekte, die auch finanziell
gestemmt werden müssen: der stark verteuerte Tunnel am Hauptbahnhof oder der bereits
geplante Ersatzneubau für den Strombrückenzug über die Elbe. Offensichtlich hat das eine
Mehrheit im Magdeburger Stadtrat ebenso ausgeblendet wie die Tatsache, dass entsprechende
Seilbahnpläne z. B. in Hamburg 2014 sogar per Volksentscheid gescheitert sind.
DER BUND DER STEUERZAHLER FORDERT
Der Bau einer Seilbahn über die Elbe ergibt keinen Sinn. Kein Bedarf, zu teuer und defizitär.
Schon die Kosten für Gutachten und Machbarkeitsprüfung sind rausgeschmissenes
Steuergeld. Man sollte von dem Projekt bereits jetzt ganz die Hände lassen. Noch wäre Zeit,
dass sich der Magdeburger Stadtrat besinnt und seine Entscheidung vom April als
Luftnummer einstuft und schnellstmöglich korrigiert – im Interesse des Steuerzahlers.