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Max Uhlig Chor Foto Hans Wulf Kunze, Magdeburg 2020

Magdeburg-News: Festakt für einmaliges Kunstprojekt des Wiederaufbaus der Johanniskirche

Dienstag, den 15. September 2020

Am morgigen Mittwoch, den 16. September 2020, wird in Magdeburg ein Kunstwerk von einzigartiger Dimension feierlich eingeweiht: Die Vollendung des weltweit einmaligen Glasmalerei-Zyklus‘ von 14 Fenstern – geschaffen von dem international renommierten Dresdner Künstler Max Uhlig für Magdeburgs Bürgerkirche St. Johannis. Aufgrund der Auflagen zur Eindämmung der Corona-Pandemie ist nur ein kleiner Personenkreis zum Festakt eingeladen worden. 

Für alle am Projekt Interessierten wird die Veranstaltung per Livestream über YouTube übertragen.
 
Die heute als eine der ersten Adressen der Stadt bekannte Johanniskirche hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Die älteste Kaufmannskirche der Stadt überdauerte zuletzt die Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg als Ruine und Mahnmal der Zerstörung. Der Wiederaufbau als Konzert- und Veranstaltungssaal, der nach der politischen Wende 1991 begann, wird nun mit der künstlerischen Gestaltung der gotischen Fenster des Langhauses und des Chores abgeschlossen.
 
Max Uhlig setzt eine monumentale Landschaft auf der Südseite einem aufstrebenden schwarz-weißen Liniengeflecht entgegen. Jedes der 14 Fenster ist über 12 Meter hoch. 330 Quadratmeter Kunst auf mundgeblasenem Glas. Tausende Einzelteile wurden nach dem vom Künstler vorgegebenen Schnittmuster zusammengesetzt und verbleit.
 
Doch die Einzigartigkeit liegt nicht allein in der Dimension. Auch der Herstellungsprozess ist mit nichts vergleichbar. Denn anders als bei ähnlichen Werken zeitgenössischer Glasmalerei führte der inzwischen 83 Jahre alte Künstler den Pinsel aus eigener Hand. Die traditionsträchtigen Derix-Glasstudios aus dem hessischen Taunusstein, die sich "Päpstliche Hofmalerei" nennen dürfen, berieten Max Uhlig bei der Ausführung.
 
Von der ersten Idee bis zur Realisierung ist ein Jahrzehnt vergangen. Ein beispielhaftes Zusammenspiel aller Akteur*innen, auch in der Finanzierung der benötigten 1,4 Millionen Euro: ausgehend von der ersten Spendeninitiative des Altoberbürgermeisters Dr. Wilhelm Polte über das herausragende Engagement der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Stadtsparkasse Magdeburg sowie LOTTO Sachsen-Anhalt, der Kunststiftung Sachsen-Anhalt und des Landes Sachsen-Anhalt bis hin zu mehr als einer halben Million Euro privater Spenden, die eingingen.
 
Es ist umso bedauerlicher, dass die Fertigstellung der Fenster, wie viele andere Ereignisse, in die Zeit der Corona-Pandemie fällt. Das Kuratorium für den Wiederaufbau der Johanniskirche sieht als Projektträger hierin allerdings auch eine Chance. Dr. Dieter Scheidemann, Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins, meint hierzu: "Die Entscheidung, eine Live-Übertragung des Festaktes zu organisieren, eröffnet uns neue Möglichkeiten, die Menschen überall zu erreichen."
 
Die Gästeliste liest sich gut. Neben dem Minister für Kultur und Chef der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt, Rainer Robra, werden der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Magdeburg, Dr. Lutz Trümper, und Patricia Werner von der Geschäftsführung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung das Werk von Max Uhlig würdigen. 

Erstmals wird auch die 30-minütige projektbegleitende Filmdokumentation "Aus Licht und Schatten" gezeigt. Die Autorin Natascha Pflaumbaum erzählt die Geschichte hinter dem Werk und lässt wichtige Akteur*innen zu Wort kommen.
 
Für alle die, die Haptik und Geruch von frisch bedrucktem Papier lieben, wird es einen Katalog geben. Die Publikation erscheint zweisprachig im Hirmer-Verlag und schafft somit die Möglichkeit, Max Uhligs Fenster auch in der internationalen Kunstwelt langfristig zu verankern. Die Texte der Kunstwissenschaftler*innen Matthias Flügge, Dr. Annegret Laabs und Uwe Geller verorten das Projekt im Kontext der internationalen Glasmalerei als eines der größten und wichtigsten der Gegenwart. Der in den neuesten Druckverfahren hergestellt Katalog zeigt mit grandiosen Fotos von Hans-Wulf Kunze die ganze Farbenpracht der Malerei und enthält ein sehr persönliches und spannendes Interview, das Dr. Annegret Laabs Juni mit dem Künstler führen konnte.
 
Der Katalog kann ab Mitte September im Buchhandel erworben werden.

Titelfoto: Max Uhlig Chor © Hans-Wulf Kunze, Magdeburg