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Wohnungsbau 2019 in Sachsen-Anhalt

Sonntag, den 19. Juli 2020


-  Zahl der fertiggestellten Neubauten um ein Fünftel gestiegen

-  Fertigstellungsvolumen verbleibt unter Bedarfsprognose

-  Bauen und Wohnen ist teurer geworden

„Die Entwicklung des Wohnungsbaus in Sachsen-Anhalt verlief 2019 überwiegend positiv, denn es kamen mehr neue Wohnungen auf den Markt als im Jahr zuvor, wobei erhebliche Unterschiede in den Regionen bestanden,“, erklärte Dr. Robert Momberg, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Ost e. V. (BIVO) nach Bekanntgabe der Anzahl der Wohnungsfertigstellungen 2019 durch das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt.

Fertigstellungen: Mehr Wohnungen nur in bestimmten Regionen

Für das Land Sachsen-Anhalt ermittelte der Verband einen jährlichen Neubaubedarf von 8.000 Wohnungen. Obwohl mit in 2019 3.706 erfolgten Fertigstellungen deutlich mehr Wohnungen auf den Markt gelangten (+20,1 %), wurde der Zielwert auch 2019 erheblich unterschritten. „Wir weisen seit Jahren auf eine unbedingt erforderliche, starke Dynamisierung des Wohnungsneubaus in Sachsen-Anhalt hin, aber gerade mit Blick auf Städte und Gemeinden, die nicht in der unmittelbaren Sogwirkung der Landeshauptstand stehen, zeigte sich auch 2019 kaum ein Anzeichen“, resümierte Momberg.

In der Summe der kreisfreien Städte wurden im Jahr 2019 992 Wohnungen neu errichtet (+34,8 %), in Addition der Landkreise 2.714 Wohnungen (+15,5 %). Allerdings waren die Unterschiede auch zwischen den Landkreisen bedeutend. Während sich etwa im Altmarkkreis Salzwedel die Anzahl der Wohnungsneubauten gegenüber 2018 mehr als verdoppelte und im Salzlandkreis um rd. zwei Drittel anstieg, verzeichneten beispielsweise die Landkreise Mansfeld-Südharz, Jerichower Land und Wittenberg zum Teil erhebliche Rückgänge beim Wohnungsbau.

In der Stadt Dessau-Roßlau wurden 2019 69 neue Wohnungen übergeben, was einem Rückgang von 9,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutete. In der Stadt Halle sank die Anzahl der neuen Wohnungen auf 239. Das waren 26,2 Prozent weniger als 2018. In Magdeburg hat sich die Anzahl der Fertigstellungen dagegen auf 684 Wohnungen glatt verdoppelt. In keiner der kreisfreien Städte entsprach das Fertigstellungsvolumen der tatsächlichen Nachfrage nach neuem Wohnraum. Entsprechend der Bedarfsprognose des BIVO müssten in Magdeburg jährlich 700, in Halle ebenfalls 700 und in Dessau-Roßlau 250 neue Wohnungen dem Markt zugeführt werden, um der gegenwärtigen und künftigen Nachfrage nach Wohnraum zu entsprechen. Demzufolge war 2019 die Bedarfsdeckungsquote mit lediglich 25,7 Prozent in der Stadt Dessau-Roßlau am niedrigsten, erreichte in der Stadt Halle 34,1 Prozent und war in Magdeburg mit 97,7 Prozent rein rechnerisch am höchsten.

Preise: Bau- und Baunebenkosten sowie Mieten gestiegen

Die veranschlagten Baukosten je Quadratmeter zur Schaffung von neuem Wohnraum sind 2019 im Vergleich mit dem Vorjahr um 15,7 Prozent angewachsen. Dieser hohe Jahresanstieg konzentrierte sich allerdings 2019 ausschließlich auf die kreisfreien Städte des Landes, während in den übrigen Landesteilen die Preisentwicklung deutlich moderater verlief. Insgesamt bedingten hohe Zuwächse bei den Arbeits- und Materialkosten sowie den Kosten für baubezogene Dienstleistungen, die zusammen rund 80 Prozent des Baupreises bestimmen, den Preisauftrieb in Sachsen-Anhalt. 

Auch andere Kosten sind gestiegen und haben den Wohnungsbau und das Wohnen verteuert. Die durchschnittlichen Nettokaltmieten erhöhten sich bei Neuvermietungen im Landesmittel um 4,8 Prozent. Die Immobilienpreise zogen ebenfalls an. Beim Erwerb von Eigentumswohnungen stieg der durchschnittliche Quadratmeterpreis in Sachsen-Anhalt gegenüber 2018 um 7,7 Prozent bei freistehenden Häusern sogar um 15,4 Prozent an. 

Ebenfalls ungünstig auf das Preisniveau wirkten sich die Kaufwerte für Bauland aus. Diese erhöhten sich 2019 in Relation zum Vorjahr um 30,9 Prozent und damit sehr viel stärker als in den Vorjahren. „Nach wie vor gilt, nur die massive Schaffung von bezahlbarem Wohnraum mit entsprechender sozialer, kultureller und technischer Infrastruktur auch außerhalb der kreisfreien Städte kann verhindern, dass Wohnen im Landesmittel immer kostspieliger wird und sich die bestehenden Verwerfungen auf dem Wohnungsmarkt noch weiter verstärken“, betonte Momberg.

Die Zahl der erteilten Baugenehmigungen für Wohnungsneubauten lag im ersten Halbjahr 2020 in Sachsen-Anhalt um rund 11 Prozent über der des Vorjahreszeitraums. „Der BIVO geht vorsichtig optimistisch davon aus, dass sich auch 2020 die Gesamtentwicklung im Wohnungsbau des Landes in die richtige Richtung bewegt, nämlich hin zu mehr neuen Wohnungen, wobei es noch mehr Dynamik bedürfte. Allerdings führen die Debatten zur Einführung eines Mietendeckels zu Verunsicherungen bei Investoren und könnten sich negativ auf die Schaffung von mehr Wohnraum auswirken“, so Momberg abschließend.