(ams).
Viele leiden darunter und trotzdem spricht niemand gerne darüber: Verstopfung.
Frauen sind häufiger betroffen als Männer, ältere Menschen häufiger als
jüngere, so die Angaben der Gastro-Liga. Wer den Darm schlecht entleeren kann,
braucht trotzdem nicht gleich zu verzweifeln: "Es gibt viele Mittel und
Wege, die Verdauung wieder in Schwung zu bringen", sagt Dr. Julian Bleek,
Arzt im AOK-Bundesverband.
Viele
Menschen kennen das Phänomen: Bei einer Umstellung der Lebensumstände, zum
Beispiel auf Reisen, fällt es auf einmal schwer, den Darm zu entleeren.
"Eine leichte Verstopfung, die zeitlich begrenzt auftritt, ist zwar
unangenehm, aus medizinischer Sicht jedoch kein Grund zur Besorgnis," sagt
Bleek. "Langwierige Verdauungsbeschwerden hingegen sollten ärztlich
abgeklärt werden." Um eine sogenannte chronische Obstipation handelt es
sich dann, wenn Verstopfungssymptome über mindestens drei Monate regelmäßig
oder wiederholt auftreten.
Die
Symptome sind vielfältig:
Subjektive
Beschwerden wie starkes Pressen oder das Gefühl der unvollständigen
Darmentleerung zählen ebenso dazu wie objektivierbare Beschwerden, etwa harter
Stuhlgang oder weniger als drei Stuhlgänge pro Woche. Langanhaltende
Verstopfungsprobleme können für die Betroffenen sehr belastend sein und die
Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
Komplexe
Ursachen und drei Klassiker
Die
Ursachen sind komplex und nur zum Teil aufgeklärt. Wie viele andere Beschwerden
wird auch eine Verstopfung häufig durch drei Klassiker befördert: Ungünstige
Ernährung, zu wenig Bewegung und zu wenig Flüssigkeit lassen den Darm träge
werden. Bei älteren Menschen können neurologische Erkrankungen, wie ein Morbus
Parkinson oder Stoffwechselerkrankungen wie ein Diabetes, eine Rolle spielen.
Auch die Einnahme bestimmter Medikamente - zum Beispiel opiathaltige
Schmerzmittel - kann hinter einer Verstopfung stecken. Wer ständig unter
Verstopfung leidet, Unwohlsein oder Bauchschmerzen hat, spricht am besten mit
seiner Ärztin oder seinem Arzt darüber. "Eine einfache Basisdiagnostik mit
Arztgespräch und körperlicher Untersuchung dient dazu, behandlungsrelevante
Ursachen zu erkennen", so Bleek.
Gibt
es keinen Anhalt für eine ursächliche Erkrankung, braucht man nicht gleich zu
Abführmitteln zu greifen. Zunächst lohnt sich der Versuch, die Darmaktivität zu
steigern: Über die richtige Ernährung, mehr Bewegung und ausreichendes Trinken
kann jeder selbst versuchen, den Darm wieder auf Trab zu bringen.
Und
so geht es:
Ballaststoffreich
essen:
Vollkornprodukte wie Knäckebrot oder Getreideflocken, Gemüse, Obst, Nüsse. Die
Ballaststoffe lassen die Speisen im Darm quellen und sorgen damit für mehr
Darmbewegung.
Genug
trinken:
eineinhalb bis zwei Liter sollten es pro Tag sein, etwa Wasser oder Kräuter-
und Früchtetees.
Ausreichend
bewegen:
Dabei geht es nicht nur um den regelmäßigen Sport, sondern um die alltägliche
kleine Bewegung wie Treppensteigen statt Aufzugfahren, mit dem Rad zur Arbeit
fahren, eine Station früher den Bus verlassen und den Rest zu Fuß gehen.
Zusätzlich
kann der Darm zum Beispiel folgendermaßen auf Trab gebracht werden:
In
Ruhe frühstücken. Das regt die Dickdarmtätigkeit an.
Leinsamen,
Weizenkleie und Trockenobst fördern die Verdauung. Damit Leinsamen und
Weizenkleie gut helfen, braucht es viel Flüssigkeit dazu. Den Leinsamen lässt
man am besten schon vorab in Wasser aufquellen.
Zwischendurch
immer mal wieder Trockenobst essen wie Pflaumen oder Aprikosen.
Den
Gang auf Toilette nicht aus Zeitgründen verschieben, den Stuhlgang nicht
regelmäßig unterdrücken.
Dem Darm mehr Zeit und Ruhe gönnen:
Oft hilft es schon, für die Toilette zehn
Minuten mehr Zeit einzuplanen. Die beste Zeit dafür ist morgens, da der Darm
dann aktiver ist als zu anderen Tageszeiten.
Funktioniert
das nicht, sollten es aber auch keine Endlos-Sitzungen auf der Toilette werden.
"Der
Darm lässt sich zwar gut unterstützen", so Mediziner Bleek,
"erzwingen lässt sich hier aber nichts."
Text:
AOK Bundesverband