17. Mai 2020
München
(ots). Die Kinder- und Jugendpsychiatrie des LMU Klinikums München hat
"Corona und Du" gestartet: Das Infoportal, das in Partnerschaft mit
der Beisheim Stiftung umgesetzt wurde, konzentriert sich auf die psychische
Gesundheit in Zeiten der Corona-Krise. Zwar stellt das Virus für junge Menschen
meist keine akute gesundheitliche Bedrohung dar. Doch die psychischen
Auswirkungen können in manchen Fällen umso tiefgreifender sein.
Mit
Blick auf diese wichtige Zielgruppe, die im öffentlichen Diskurs nur wenig
Gehör findet, wurde "Corona und Du" ins Leben gerufen. Das Infoportal
verfolgt einen vorrangig präventiven Ansatz.
Es
versammelt Hintergrundinformationen über die psychischen Auswirkungen der
Corona-Krise, versteht sich vor allem aber als sehr konkretes und
niederschwelliges Hilfsangebot: Junge Leser*innen finden hier gut umsetzbare
Tipps, um psychisch gestärkt durch diese Zeit zu kommen.
Im
Unterschied zu anderen Angeboten wurde die Website daher gezielt für Kinder und
Jugendliche gestaltet. Durch ein positives Look-and-feel und einen intuitiven
Aufbau, der ihrem Nutzerverhalten entspricht, sollen sich diese direkt
angesprochen fühlen.
"Corona
und Du": Psychisch gestärkt durch die Corona-Zeit
Auf
dem Infoportal werden unter anderem ganz alltägliche - jedoch aktuell sehr
präsente - Probleme wie Langeweile und Stress angesprochen sowie Lösungen
aufgezeigt, um besser damit umzugehen. Für schwerwiegende Probleme und starke
psychische Belastungen verweist "Corona und Du" auf anerkannte
Anlaufstellen und Seelsorge-Angebote sowie Möglichkeiten, therapeutische
Unterstützung zu bekommen.
Ausnahmezustand
im Kopf: Warum junge Menschen besonders unter der Krise leiden
"Wir
erwarten in Folge der Corona-Krise einen deutlichen Anstieg von psychischen
Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen", sagt Prof. Dr. Gerd
Schulte-Körne, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und
Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des LMU Klinikums München.
Laut
Robert Koch-Institut waren bereits vor der Corona-Pandemie 19 Prozent der
Kinder im Alter von acht bis 18 Jahren psychisch belastet. "Ihr Leid wird
in der Krise oft übersehen. Dabei sind gerade sie durch die Einschränkungen und
Veränderungen oftmals besonders belastet."
So
seien insbesondere die Mädchen und Jungen gefährdet, die vorher bereits psychisch
belastet waren - etwa durch Ängste, depressive Stimmung oder Zwangsgedanken.
Denn diese würden durch die aktuelle Situation verstärkt: "Es fehlen auf
der einen Seite soziale Kontakte, auf der anderen Seite Unterstützung. Familien
sind oft überfordert, die Eltern mit ihren eigenen Problemen und
Herausforderungen überlastet. Dazu kommt eine Schule, die Onlinepräsenz
verlangt und Kinder mit Arbeitsblättern überhäuft. Das sind alles Faktoren, die
die Stressbelastung der Kinder und Jugendlichen erhöhen", warnt Prof. Dr.
Gerd Schulte-Körne.
Aber
auch ohne psychische Vorbelastung erleben Kinder und Jugendliche in der
Corona-Krise zunehmende Belastungen und Stress, so Schulte-Körne. Dies führe zu
einer deutlichen Verschlechterung ihrer Stimmung. Das gelte ganz besonders,
aber keineswegs nur während des Lock-downs. "Die oftmals als unsicher und
unkontrollierbar erlebte Situation kann auch über diese Zeit hinaus zu psychischen
Belastungen führen."
Annette Heuser, Geschäftsführerin der Beisheim Stiftung, ergänzt: "Die Unterstützung dieses Infoportals stand für uns als Stiftung mit einem Schwerpunkt auf der Förderung von Projekten im Bereich der mentalen Gesundheit außer Frage. Gerade in diesen schwierigen Zeiten möchten wir Kinder und Jugendliche stärken, ihnen Wege aufzeigen, wie sie mit stressigen Situationen umgehen und für ihre psychische Gesundheit selbst Sorge tragen können." Da das System der Familie dabei von besonderer Bedeutung ist, soll das Angebot auf "Corona und Du" perspektivisch um Informationen für Eltern ergänzt werden.
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Text
/ Abbildung: "obs/Corona und Du"