(ams).
Die Treppe heruntergefallen, vom Rad gestürzt, beim Sport einen Ball an den
Kopf bekommen – eine Gehirnerschütterung kann man sich schnell zuziehen. Sie
ist die leichteste Form eines Schädel-Hirn-Traumas und geht typischerweise
einher mit kurzer Bewusstlosigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit und
Gedächtnislücken. Manchmal machen sich die Symptome erst nach Stunden
bemerkbar.
"Schlägt
der Kopf mit großer Geschwindigkeit auf einen harten Gegenstand, prallt das in
einer Flüssigkeit schwimmende Gehirn auf den Schädelknochen, wodurch es zu
einer kurzzeitigen Funktionsstörung des Hirns kommen kann", erklärt Thomas
Ebel, Arzt im AOK-Bundesverband. Nach Angaben des Kindernetzwerks Deutschland
e. V. erleiden in Deutschland jährlich 200.000 Menschen ein
Schädel-Hirn-Trauma, rund ein Drittel davon sind Kinder und Jugendliche unter
16 Jahren.
In
bestimmten Altersstufen ist das Risiko besonders hoch: So kommt es in den
ersten beiden Lebensjahren häufiger zu Stürzen, weil das Körpergewicht in
diesem Alter noch ungünstig verteilt ist und kleinere Kinder schnell mit dem
Kopf aufschlagen. Ein höheres Risiko haben außerdem Jugendliche im Alter
zwischen 14 und 18 Jahren, da sie meist vielen Freizeitaktivitäten und
riskanteren Sportarten nachgehen und generell mehr unterwegs sind.
Immer
den Arzt rufen
Zu
den klassischen Anzeichen einer Gehirnerschütterung wie kurzzeitige
Bewusstlosigkeit (einige Sekunden bis zu wenigen Minuten), Erbrechen und
Gedächtnislücken können auch weitere kommen, etwa Teilnahmslosigkeit,
Kreislaufversagen oder unkontrollierte Bewegungen. "Bei möglichen
Symptomen einer Gehirnerschütterung muss sofort ein Arzt aufgesucht oder der
Notarzt gerufen werden", so Mediziner Ebel. "Bis der Arzt kommt,
sollten Betroffene mit erhöhtem Oberkörper gelagert und nicht allein gelassen
werden." Vor allem bei kleinen Kindern können diese Symptome auch erst
nach mehr als sechs Stunden auftreten: Kinder sollten daher in den ersten zwölf
Stunden nach dem Unfall genau beobachtet werden.
Bettruhe
ist angesagt
Nach
einer Gehirnerschütterung (in der Fachsprache "Commotio cerebri"
genannt) ist es vor allem wichtig, sich zu schonen. Manchmal empfiehlt der Arzt
oder die Ärztin auch ein paar Tage Bettruhe. Ratsam ist, auf Sport
vorübergehend zu verzichten. Auch Fernsehgucken sollte nicht sein, denn das
Flackerlicht kann Kopfschmerzen und, wenn auch sehr selten, Krämpfe
hervorrufen. Ungünstig ist auch eine intensive Sonneneinstrahlung. Nach
ärztlicher Rücksprache empfiehlt sich die Einnahme von Medikamenten gegen
Kopfschmerzen oder Übelkeit. Meist klingt eine Gehirnerschütterung innerhalb
von wenigen Tagen bis Wochen ohne Folgeschäden ab. Manchmal können die
Beschwerden aber über einen längeren Zeitraum hinweg anhalten
(postkommotionelles Syndrom), sie werden jedoch nur selten chronisch.
Tipps
zur Vorbeugung
Damit
es gar nicht erst zu einer Gehirnerschütterung kommt, gibt es eine Reihe von
Möglichkeiten vorzubeugen: So ist beim Rad- und Skifahren, Bergsteigen,
Klettern, Inline-Skaten, Skateboarden oder Reiten ein gutsitzender Helm
unverzichtbar. Kinder sollten im Auto immer einen passenden Kindersitz haben,
auch bei kurzen Strecken oder im Mietwagen am Urlaubsort. Ebel: "Wenn
kleinere Kinder im Haus sind, sollten Fenster-, Treppen- und Balkonbereich auf
mögliche Gefahrenquellen überprüft werden." Das heißt, Fenster möglichst
nur kippen, Treppen und Balkone mit Geländern oder Gittern sichern. Säuglinge
auf einer Wickelkommode darf man zudem nie unbeobachtet lassen, sondern sie im
Zweifel lieber kurz auf den Boden legen.
Text
/ Foto: AOK BUNDESVERBAND