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Parodontitia 27

Gesundheit-News: Parodontitis und chronische Darmerkrankungen – die Leiden des einen könnten die Ursache des anderen sein

27. April 2020

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED), Colitis ulcerosa und Morbus Crohn, gehen mit einem hohen Leidensdruck einher. Schubförmige Bauchschmerzen, Darmblutungen, Durchfälle und Abgeschlagenheit, die den Patienten oft über Jahre hinweg begleiten, bedeuten einen großen Einschnitt in Berufs- und Privatleben.

Um ein seltenes Leiden handelt es sich dabei aber nicht. Allein in Deutschland leben rund 320.000 Patienten mit Colitis ulcerosa und Morbus Crohn.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen – die Arbeitsunfähigkeit im Schlepptau

Der Arbeitnehmer leidet an den hartnäckigen Begleiterscheinungen, der Arbeitgeber an der schwächeren Leistungsfähigkeit. Schließlich knocken typische CED-Symptome wie Durchfall, Bauchschmerzen und Erschöpfung den Mitarbeiter schnell aus. Es drohen lange Ausfallzeiten, häufige Arztbesuche, ständige Medikamenteneinnahme und mangelnde Arbeitsergebnisse. Gerade bei körperlicher Arbeit machen sich die Erkrankungen für den Arbeitgeber bemerkbar. Die Produktivität sinkt, die Betriebsunfälle nehmen zu. Mehraufwand und Lohnfortzahlungen kommen den Arbeitgeber teuer zu stehen.

Chronische Darmerkrankung – was steckt dahinter?

Die konkreten Ursachen für die chronische Darmerkrankung stellen die Wissenschaft noch immer vor ein Rätsel. Mögliche Risikofaktoren sind inzwischen jedoch bekannt. Naheliegend ist eine genetische Veranlagung. Leidet zum Beispiel ein enger Verwandter an Morbus Crohn, steigt das Erkrankungsrisiko für die restlichen Familienmitglieder etwa um das Zehnfache an. Nebenbei machen Forscher fehlerhafte Gene, Rauchen und Depressionen für das chronische Leiden verantwortlich. Eine falsche Ernährung aber hat sich bislang nicht als Risikofaktor bestätigt.

Chronische Darmerkrankung und Parodontitis – enge Verbündete?

Wer mit kranken Zähnen und entzündetem Zahnfleisch zu kämpfen hat, geht zum Zahnarzt und greift danach zur Prävention zusätzlich zu Interdentalbürstchen und antibakterieller Mundspülung. An einen Besuch beim Internisten aber denken die wenigsten. Dasselbe lässt sich bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmbeschwerden beobachten. Auf dem Behandlungsplan stehen Schonkost, radikale Ernährungsumstellungen sowie Yoga und autogenes Training zur Stressbewältigung. Ein Zahnarzttermin aber steht nur selten darauf. Dabei könnte das Leiden des einen die Ursache des anderen sein. Unter Experten wird der Zusammenhang zwischen einer Parodontitis und einer chronischenDarmerkrankung schließlich intensiv diskutiert.

Nicht ohne Grund überweisen zunehmend Internisten Patienten mit chronischen Darmleiden auch an den Zahnarzt. In einigen Fällen liegt die Ursache des Übels schließlich im Mundraum – genau genommen in einem stark entzündeten Zahnfleisch. Am wohlsten fühlen sich schädliche Mikroorganismen auch in toten Zähnen, die nach der Entzündung allmählich absterben. Bleibt die Entzündung lange Zeit unbemerkt, können sich die Bakterien ungestört vermehren, in den Organismus vordringen und es sich an anderer Stelle im Körper gemütlich machen – am Herzmuskel oder im Verdauungstrakt zum Beispiel.

Siedeln sich die oralen Bakterien im Darm an, können sie Verdauungsprobleme, Blähungen, Durchfall und schmerzhafte Entzündungen verursachen. Bleiben chronische Darmerkrankungen ohne erkennbare konkrete Ursache, lohnt sich daher die gründliche Untersuchung von Zähnen und Zahnfleisch. Wird eine Parodontitis diagnostiziert und therapiert, nehmen mit den Beschwerden in der Mundregion auch häufig die Beschwerden im Verdauungstrakt ab.

Insbesondere für Morbus Crohn sind orale Manifestationen beschrieben und beide Erkrankungen weisen pathogenetische Ähnlichkeiten auf.

Chronische Darmerkrankungen und Parodontitis – wie im Darm so im Mund

Weitere Studien könnten zeigen, dass eine chronische Darmerkrankung eng mit einer Parodontitis verbunden ist. Tausende verschiedene Mikroorganismen, hauptsächlich Bakterien, sammeln sich in unserem Darm. Zusammen bilden sie das bis zu vier Pfund schwere Mikrobiom, das nachhaltig die Zusammensetzung des Speichels und die Qualität der Mundflora beeinflussen kann. Gerät das Gleichgewicht zwischen guten und schlechten Mikroorganismen im Darm jedoch ins Wanken, leidet wahrscheinlich auch die Mundgesundheit.

 

Text: DMS Die Mundgesundheitsstiftung GmbH