Chronisch-entzündliche
Darmerkrankungen (CED), Colitis ulcerosa und Morbus Crohn, gehen mit einem
hohen Leidensdruck einher. Schubförmige Bauchschmerzen, Darmblutungen, Durchfälle
und Abgeschlagenheit, die den Patienten oft über Jahre hinweg begleiten,
bedeuten einen großen Einschnitt in Berufs- und Privatleben.
Um
ein seltenes Leiden handelt es sich dabei aber nicht. Allein in Deutschland
leben rund 320.000 Patienten mit Colitis ulcerosa und Morbus Crohn.
Chronisch-entzündliche
Darmerkrankungen – die Arbeitsunfähigkeit im Schlepptau
Der
Arbeitnehmer leidet an den hartnäckigen Begleiterscheinungen, der Arbeitgeber
an der schwächeren Leistungsfähigkeit. Schließlich knocken typische
CED-Symptome wie Durchfall, Bauchschmerzen und Erschöpfung den Mitarbeiter
schnell aus. Es drohen lange Ausfallzeiten, häufige Arztbesuche, ständige
Medikamenteneinnahme und mangelnde Arbeitsergebnisse. Gerade bei körperlicher
Arbeit machen sich die Erkrankungen für den Arbeitgeber bemerkbar. Die
Produktivität sinkt, die Betriebsunfälle nehmen zu. Mehraufwand und
Lohnfortzahlungen kommen den Arbeitgeber teuer zu stehen.
Chronische
Darmerkrankung – was steckt dahinter?
Die
konkreten Ursachen für die chronische Darmerkrankung stellen die Wissenschaft
noch immer vor ein Rätsel. Mögliche Risikofaktoren sind inzwischen jedoch
bekannt. Naheliegend ist eine genetische Veranlagung. Leidet zum Beispiel ein
enger Verwandter an Morbus Crohn, steigt das Erkrankungsrisiko für die
restlichen Familienmitglieder etwa um das Zehnfache an. Nebenbei machen
Forscher fehlerhafte Gene, Rauchen und Depressionen für das chronische Leiden
verantwortlich. Eine falsche Ernährung aber hat sich bislang nicht als
Risikofaktor bestätigt.
Chronische
Darmerkrankung und Parodontitis – enge Verbündete?
Wer
mit kranken Zähnen und entzündetem Zahnfleisch zu kämpfen hat, geht zum
Zahnarzt und greift danach zur Prävention zusätzlich zu Interdentalbürstchen
und antibakterieller Mundspülung. An einen Besuch beim Internisten aber denken
die wenigsten. Dasselbe lässt sich bei Patienten mit chronisch-entzündlichen
Darmbeschwerden beobachten. Auf dem Behandlungsplan stehen Schonkost, radikale
Ernährungsumstellungen sowie Yoga und autogenes Training zur Stressbewältigung.
Ein Zahnarzttermin aber steht nur selten darauf. Dabei könnte das Leiden des
einen die Ursache des anderen sein. Unter Experten wird der Zusammenhang
zwischen einer Parodontitis und einer chronischenDarmerkrankung schließlich
intensiv diskutiert.
Nicht
ohne Grund überweisen zunehmend Internisten Patienten mit chronischen
Darmleiden auch an den Zahnarzt. In einigen Fällen liegt die Ursache des Übels
schließlich im Mundraum – genau genommen in einem stark entzündeten
Zahnfleisch. Am wohlsten fühlen sich schädliche Mikroorganismen auch in toten
Zähnen, die nach der Entzündung allmählich absterben. Bleibt die Entzündung
lange Zeit unbemerkt, können sich die Bakterien ungestört vermehren, in den
Organismus vordringen und es sich an anderer Stelle im Körper gemütlich machen
– am Herzmuskel oder im Verdauungstrakt zum Beispiel.
Siedeln
sich die oralen Bakterien im Darm an, können sie Verdauungsprobleme, Blähungen,
Durchfall und schmerzhafte Entzündungen verursachen. Bleiben chronische
Darmerkrankungen ohne erkennbare konkrete Ursache, lohnt sich daher die gründliche
Untersuchung von Zähnen und Zahnfleisch. Wird eine Parodontitis diagnostiziert
und therapiert, nehmen mit den Beschwerden in der Mundregion auch häufig die
Beschwerden im Verdauungstrakt ab.
Insbesondere
für Morbus Crohn sind orale Manifestationen beschrieben und beide Erkrankungen
weisen pathogenetische Ähnlichkeiten auf.
Chronische
Darmerkrankungen und Parodontitis – wie im Darm so im Mund
Weitere
Studien könnten zeigen, dass eine chronische Darmerkrankung eng mit einer
Parodontitis verbunden ist. Tausende verschiedene Mikroorganismen,
hauptsächlich Bakterien, sammeln sich in unserem Darm. Zusammen bilden sie das
bis zu vier Pfund schwere Mikrobiom, das nachhaltig die Zusammensetzung des
Speichels und die Qualität der Mundflora beeinflussen kann. Gerät das
Gleichgewicht zwischen guten und schlechten Mikroorganismen im Darm jedoch ins
Wanken, leidet wahrscheinlich auch die Mundgesundheit.
Text:
DMS Die Mundgesundheitsstiftung GmbH