Dossier
über Stress-Ursachen und ganzheitliche Behandlungsmöglichkeiten
München
(ots). In unserer Leistungsgesellschaft und vor allem in Zeiten von hohem
psychischem Dauer-Stress sind Entspannungsmöglichkeiten äußerst hilfreich.
Bewegung und Tageslicht, ausreichend Rückzugsmöglichkeiten sowie Zuneigung
helfen immer. Doch das reicht oft nicht aus. In der Psychotherapie haben sich
zwei Entspannungstechniken besonders bewährt, die im Alltag leicht eingesetzt
werden können: Progressive Muskelentspannung nach Edmund Jacobson sowie
Autogenes Training von Johannes Schultz sind aktive Selbsthelfer. Grundlage
beider Techniken ist es, Körper und Psyche als ganzheitlich zu betrachten und
über gezielte körperliche Entspannung auch Psyche und Geist zu entspannen.
So
kann man Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen sowie chronische Schmerzen
und Schlafstörungen besser in den Griff bekommen. Voraussetzung dafür ist, dass
es keine vorwiegend körperlichen Ursachen für diese Probleme gibt. Kinder
dürfen erst ab acht Jahren diese Techniken erlernen.
Klinische
Studien beweisen auch, dass beispielsweise Krebs-Patienten mit zusätzlicher
Entspannungstherapie mit höherem Selbstwert durch die Krankheit gehen. Wichtig
ist grundsätzlich, diese Entspannungsmethoden nicht im Selbststudium, sondern
von einem dafür ausgebildeten Arzt, Trainer oder Psychotherapeuten zu erlernen.
Dies kann in Einzel- oder Gruppentraining erfolgen. Denn nur mit medizinischer
und / oder therapeutischer Begleitung samt Austausch und Feedback kann das
eigene Leben geplant umgestaltet werden. Niemals sollen diese Therapien
missverstanden werden als "alles wird gut", sondern sie führen zum
aktiven Coping von teilweise auch traumatisch bedingten Ursachen.
Ein
Beispiel:
Der 43-Jährige Benjamin W. leitet ein Team in einer Versicherungsgesellschaft.
Er arbeitet deutlich zu viel und nimmt auch am Wochenende Arbeit mit nach
Hause. Als er Kopf- und Rückenschmerzen sowie schwere Schlafstörungen hat, will
er sich vom Hausarzt Schlaftabletten verschreiben lassen. Doch der empfiehlt
ihm die progressive Muskelentspannung als Methode, kontrolliert zur Ruhe zu
kommen. Ein Psychotherapeut bringt ihm die Methode bei und begleitet den nun
einsetzenden Prozess. Durch die Erlernung von Anspannung werden für seinen
Alltag Lösungsmöglichkeiten quasi von alleine klar. Benjamin überlässt mehr
Aufgaben seiner Mitarbeiterschaft.
Er
geht schon um 18 Uhr anstatt um 20 Uhr aus der Arbeit und hält feste Sportzeiten
ein. Mit der wachsenden inneren Kraft schafft er es schließlich, mit seinem
Chef zu reden, um deutlich die Arbeitssituation zu verändern. Durch mehr Ruhe
und Zuversicht kommt er gerade noch an einem Burn-out vorbei. Für sein Leben
kann er nun wieder eigene Planungen aktiv angehen.
Balance
zwischen Stress und Entspannung finden
Stress
an sich ist nichts Schlechtes. Der Schutzmechanismus hilft dem Menschen, in
gefährlichen Situationen schnell und instinktiv zu reagieren. Dafür ändert der
Körper seine Grundsysteme, um nicht zu lange nachzudenken, besser auf die Nähe
sehen zu können und möglichen Verletzungen sowie Schmerz zu begegnen.
Chronischer Stress hingegen führt je nach Typ beispielsweise zu Burn-out,
Herzinfarkt, Depressionen und grundsätzlicher Leistungsminderung. Viele
Menschen nehmen in langen Stressphasen deutlich an Gewicht zu, weil Süßes
Glückshormone freisetzt, andererseits der Körper im Sparmodus weniger
verbraucht.
Gesund
ist ein Wechselspiel aus Stress und Entspannung. Die Techniken nach Jacobson
und Schultz ermöglichen es, die Entspannung selbst rasch abzurufen, um eine
gesunde Balance herzustellen. Denn wer entspannter durchs Leben geht, ist
körperlich und psychisch widerstandsfähiger. Außerdem sind Schlaf, Verdauung
und Nervensystem stabiler.
Was
ist Entspannung?
Vom
Entspannungszustand spricht man im medizinischen Sinne, wenn der neuromuskuläre
Tonus abnimmt und sich die Gefäße so weiten, sodass Blut aus dem Inneren des
Körpers in die Arme und Beine gelangt. Herz- und Atemfrequenz verlangsamen
sich, die hirnelektrische Aktivität verändert sich ähnlich wie beim
Durchgangsstadium während des Einschlafvorgangs. Außerdem nehmen die
Hautfeuchtigkeit und die Spontanfluktuationen ab. Hormonelle Veränderungen
treten auf, so senkt etwa sich der Cortisol-Spiegel, auch die immunologischen
Parameter verändern sich und führen zur Erhöhung der Anzahl natürlicher
Killerzellen, ebenso gastrointestinale Funktionen sowie Blutzucker und
Cholesterinwerte. Die Aktivität des Sympathikus nimmt also ab, die des
Parasympathikus nimmt zu. Entspannung ist also ein psychophysischer Zustand mit
geringer Aktivierung.
Je
entspannter ein Mensch ist, desto schneller schläft er ein und er schläft auch
tiefer, die Verdauung funktioniert besser, das Nervensystem ist stärker, der
Körper kann sich besser regenerieren. Je tiefer die Grundentspannung eines
Menschen ist, desto besser und gelassener kann er mit den Anforderungen des
Lebens umgehen, desto widerstandsfähiger ist er körperlich und psychisch.
Text
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